Am Ende brachte Julian Nagelsmann das ganze Schlamassel um Tanguy Nianzou mit einem Satz auf den Punkt. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Bayerns Schlamassel mit Nianzou
„Tanguy hat großes Potential, spielt aber auch bei einem Riesen-Verein“, erklärte der Bayern-Coach vor dem Bundesliga-Heimspiel gegen Union Berlin auf SPORT1-Nachfrage. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Jener Satz offenbarte die Zwickmühle, in der der Rekormeister nicht erst seit gestern, sondern seit Verpflichtung des 19 Jahre alten Verteidigers steckt. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Ganz simpel dargestellt: Hochveranlagter Jungspieler trifft auf Weltklub, beide wollen voneinander profitieren, können sich aber kaum die Zeit geben, auf den jeweils anderen zu warten. Was also tun?
Die Frage ist an diesem Wochenende leicht zu beantworten. Da mit Alphonso Davies, Benjamin Pavard und Niklas Süle gleich drei Bayern-Verteidiger definitiv fehlen werden, muss Nagelsmann zwangsläufig auf Nianzou setzen.
„Ich erwarte nicht, dass er 90 Minuten komplett fehlerfrei spielt, aber dass er Winner-Mentalität auf den Platz bringt“, sagte der 34-Jährige und machte zugleich deutlich, was er von Nianzou fordert: komplette Leidenschaft, vollen Einsatz.
Für den jungen Franzosen, der im Sommer 2020 von Paris Saint-Germain gekommen war und damals als eines der größten Abwehr-Talente Europas gefeiert wurde, ist es die erste Startelf-Chance seit dem 23. November, als er in der Champions League bei Dynamo Kiew zum Einsatz kam.
Nianzou spielte 85 Minuten, verließ das Feld schließlich für Malik Tillman. Die Bayern gewannen 2:1.
So weit, so gut. Anschließend fehlte der gebürtige Pariser wegen einer Schulterverletzung, im Januar noch einmal wegen einer Corona-Infektion.
Im Rückspiel gegen Red Bull Salzburg bekam Nianzou zuletzt 24 Minuten Einsatzzeit. Davor hatte er über fünf Bundesliga-Spiele nur auf der Bank geschmort.
Das soll und muss sich am Samstag nun ändern. Nianzou wird gebraucht jenseits aller Entwicklungs-Wünsche und Potential-Versprechen. Jetzt geht es um Bundesliga, es geht um Punkte, dabei nicht ganz unwichtige angesichts des Vorrückens des BVB.
Doch was soll danach sein? Geht alles so weiter - oder macht Nianzou das Spiel seines Lebens, das die Vorzeichen ändert?
Fakt ist: Der französische U20-Nationalspieler hat noch einen Vertrag bis 2024. Nach SPORT1-Informationen liegt eine Leihe im Sommer im Bereich des Möglichen, sollte sich an seiner Situation nichts ändern.
„Man muss ihm auch die Chance aufzeigen, auf Einsätze zu kommen. Da sind wir als gesamter Klub gefragt, strukturelle Maßnahmen zu ergreifen, damit die Entwicklung in die richtige Richtung geht“, erklärte Nagelsmann am Freitag - klingt ein bisschen verklausuliert, gemeint sein könnte aber genau das: ein Leih-Geschäft.
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Denn: Es gehe immer darum, „dass man einem Spieler Möglichkeiten aufzeigt, sich optimal zu entwickeln“, so Nagelsmann weiter.
Aufgegeben hat der Ex-Leipzig-Coach seinen Verteidigern also noch lange nicht, zumal er weiß, dass Nianzou ein hohes Ansehen unter den Mitspielern genießt, einige bezeichnen ihn als „Riesentalent“.
Die Voraussetzungen scheinen zu stimmen - fraglich nur, wo Nianzou jenes „Riesentalent“ ausleben darf, um es zu schleifen wie einen Diamanten.
Der 19-Jährige will sich nach SPORT1-Informationen eigentlich in München durchsetzen, kann sich mittlerweile aber auch eine Leihe vorstellen, wenn er nicht mehr Chancen erhält.
Auf diese Weise gäbe es vielleicht doch einen Ausweg aus der Zwickmühle: Der hochveranlagte Jungspieler und der Weltklub, die lange aufeinander warten, um sich am Ende doch zu finden.