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SC Freiburg: Nils Petersen über Christian Streich, Champions League und die Zukunft

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SC Freiburg: Nils Petersen über Christian Streich, Champions League und die Zukunft

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Zukunft? Freiburg-Ikone wird deutlich

Nils Petersen ist Freiburgs Rekordtorschütze. Als Edel-Joker hilft er dem SC, in dieser Saison ganz oben anzuklopfen. Im SPORT1-Gespräch spricht er auch über Erfolg, Ziele - und den eigenen Körper.
Freiburgs Rekordtorschütze Nils Petersen will mit dem SC Freiburg in dieser Saison unbedingt nach Europa, vielleicht ja sogar in die Champions League.
Bjarne Lassen
Bjarne Lassen

Nils Petersen spielte in seiner Karriere für Energie Cottbus, für Werder Bremen und den FC Bayern. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

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Die große Liebe fand der 33-Jährige aber erst beim SC Freiburg, wo er unter Trainer Christian Streich zum Breisgauer Rekordtorschützen avancierte - und es nun gegen die Spvgg. Greuther Fürth gilt (Sa., ab 15.30 Uhr im Liveticker).

Auch in dieser so erfolgreichen Freiburger Saison schoss der ehemalige deutsche Nationalspieler - als Bankspieler - bereits wieder vier Tore, glänzt mitunter auch als Vorlagengeber wie beim 3:2-Sieg gegen den VfL Wolfsburg.

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Im SPORT1-Interview spricht Petersen über das Geheimrezept des Freiburger Erfolgs, seine Rolle als Edel-Joker - und wie die Chancen stehen, dass er über den Sommer hinaus im Breisgau bleibt. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)

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SPORT1: Herr Petersen, Sie sind jemand, der gerne mal über den Tellerrand hinausschaut. Was denken Sie, wenn Sie die Bilder aus der Ukraine sehen?

Nils Petersen: Man schämt sich so ein bisschen über die eigenen Alltagsprobleme. Man schläft mal schlecht oder steht mit dem falschen Bein auf und schlägt dann die Zeitung auf und denkt sich: „Krass, wie gut geht es einem eigentlich?“ Das ist kein Vergleich zu dem, was anderswo in der Welt gerade passiert. Auch wenn es ja gar nicht so weit weg ist. Es ist in unserer Nähe und auch die ersten Flüchtlinge sind in Freiburg eingetroffen. Das ist alles sehr präsent. Meine Oma ist dreimal unter Beschuss geraten und auf der Flucht gewesen. Die Erzählungen liegen so weit zurück. Jetzt ist die Angst wieder allgegenwärtig.

SPORT1: Der Fußball demonstriert zurzeit eine enorme Geschlossenheit, zeigt viel Solidarität. Was kann der Sport im Allgemeinen bewirken?

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Petersen: Ich finde erst einmal gut, dass jeder Verein darauf aufmerksam macht. Die Fans und Spieler werden miteinbezogen, um mehr Druck aufzubauen. Hier in Freiburg läuft es ganz gut, dass wir die Leute dann mal für eine gewisse abholen, sie unterhalten und mit etwas anderem konfrontieren als in ihrem Alltag. Es schadet nicht, wenn die Leute auch mal lächelnd aus dem Stadion gehen und sich an etwas erfreuen können.

SPORT1: Sie sind nun bereits in Ihrer siebten Saison in Freiburg. Wo ordnen Sie die aktuelle Saison im Vergleich zu den vorherigen ein?

Petersen: Es ist eine sehr besondere Saison. Wir hatten in der Vergangenheit ein paar Mal die Situation, dass wir vorne mitgeschwommen sind und so ein bisschen auf dem europäischen Radar waren. Aber dieses Jahr haben wir es geschafft, auch qualitativ guten Fußball zu spielen. Man wird dadurch direkt anders wahrgenommen. Viele Spieler arbeiten schon lange mit Christian Streich zusammen, das macht sich nun bezahlt. Es ist ein tolles Gefühl, wenn man mit Mannschaften wie Leipzig oder Leverkusen mithalten kann. Sie haben uns auf dem Schirm haben und vergleichen sich sogar mit uns.

SPORT1: Das heißt, gewisse Mannschaften gehen jetzt mit einer anderen Erwartungshaltung in ein Spiel gegen Freiburg? (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)

Petersen: Genau. Früher hieß es, gegen Freiburg musst in Hin- und Rückspiel vier Punkte holen. Vor der Saison galten wir unter einigen Experten sogar als Abstiegskandidat. Jetzt ist es so, dass die Mannschaften nach Freiburg kommen und einen Wahnsinnsrespekt haben.

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SPORT1: Aktuell stehen Sie auf einem Platz, der für Europa reichen würde. Welcher Teil der Mannschaft ist denn schon europareif?

Petersen: Es ist kein Geheimnis, dass wir defensiv die zweitbeste Mannschaft der Liga sind. Darauf liegt das Hauptaugenmerk. Christian Streich war selbst Verteidiger und hält sehr viel von der Arbeit gegen den Ball. Unser bester Torschütze hat aktuell fünf Treffer auf Konter. Wir leben nicht von einer Offensivmacht, sondern verteilen die Arbeit. Selbst wenn Spieler mal ausfallen, können wir diese ersetzen, denn wir sind in der Breite sehr gut besetzt und nicht von zwei, drei Spielern abhängig.

SPORT1: Sie wurden gegen Wolfsburg nur zwei Minuten vor dem Tor eingewechselt. Wie gelingt es Ihnen, der Partie direkt mit so einer kleinen Aktion die Wende zu geben?

Petersen: Häufig waren es ja die Jokertore, mit denen ich für Furore sorgen konnte. Es freut mich, auch als Vorlagengeber eine kleine Rolle beim Tor eingenommen zu haben. Ich lasse mir da nicht negativ reinreden, warum ich erst nach 85 Minuten komme oder warum ich in meiner Bundesliga-Karriere vermutlich häufiger eingewechselt wurde, als von Anfang an zu spielen. Ein Trainer entscheidet sich nie gegen dich, sondern für die Mannschaft. Das tut natürlich weh, das ist enttäuschend, aber das muss man akzeptieren. Aber wie bei so vielen Dingen im Leben ist die Herangehensweise wichtig. Ich versuche mich zu fokussieren. Es bringt mir nichts, bockig zu sein oder die beleidigte Leberwurst zu spielen, sondern ich versuche, die Zeit zu nutzen, die ich habe. Es hat dafür gesorgt, dass man in den Geschichtsbüchern steht oder dass die Leute einen mit Jokertoren in Verbindung bringen.

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SPORT1: Gibt es gewisse Dinge, die Sie gelernt haben, um einem Spiel direkt nach Einwechslung den Stempel aufzudrücken?

Petersen: Die Herangehensweise, der Umgang damit helfen schon. Ich habe viel Zeit in meiner Karriere auf der Bank verbracht (schmunzelt). Ich kenne das Phänomen.

SPORT1: Wächst langsam der Glaube daran, dass es diese Saison auch für die Champions League reichen kann?

Petersen: Die Champions League ist für uns noch kein Thema. Dass wir in diesem Jahr europäisch spielen und etwas Besonderes schaffen können, dafür schon. Wir versuche, das Thema am Esstisch oder in der Kabine gar nicht aufkommen zu lassen. Wir fangen auch nicht an zu rechnen. Wir wissen auch gar nicht, ob wir unzufrieden sind, wenn wir Siebter oder Fünfter werden. Natürlich wäre es schade, wenn wir am Ende nicht unter den ersten sieben landen. Aber auch damit würden wir einen Umgang finden.

SPORT1: Was spricht dafür, dass es mit dem DFB-Pokal-Finale klappt?

Petersen: Alle vier Mannschaften schielen auf das Finale und wissen, dass es möglich ist, den Titel zu holen, weil Bayern und Dortmund raus sind. Jeder strebt in seiner Vita danach, etwas zu gewinnen beziehungsweise etwas zu hinterlassen. Das ist in diesem Jahr einfach möglich. Wenn man die Chance hat, ins Finale einzuziehen, und nur ein Spiel davon entfernt ist, wäre es eine Enttäuschung, wenn wir in Hamburg Federn lassen würden. Der HSV wird aber genauso argumentieren.

SPORT1: Sie sind mit 98 Toren Freiburgs Rekordtorschütze. Wie viel würde es Ihnen bedeuten, die 100 Tore zu knacken?

Petersen: Es sind schon einige Dinge passiert, die ich nicht auf meiner Agenda hatte. Zum Beispiel, dass ich Nationalspieler geworden bin oder bei Olympia war. Es war häufig so, dass es mir davor nicht so viel bedeutet hat, aber im Nachhinein fand ich es doch ganz cool. Wenn da irgendwann mal die 100 stehen könnte, wäre das natürlich fabelhaft.

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SPORT1: Ihre Zukunft ist noch ungewiss. Was spricht für Freiburg und was spricht für einen Wechsel?

Petersen: Sehr viel spricht für Freiburg. Allein die Vergangenheit, aber auch die Zukunft. Meine Frau kommt von hier. Ich habe dem Verein viel zu verdanken und andersherum ist das genauso. Es war immer ein Geben und Nehmen. Es ist hier alles etwas anders als bei anderen Klubs. Es spricht demnach einiges für einen Verbleib, aber ich bin dem Verein auch dankbar, dass er mir die Zeit gibt, das alles abzuwägen und zu schauen, was möglich ist. Ich möchte mir nicht vorwerfen, mich am Ende auf die faule Haut gelegt zu haben. Ich wäge deswegen noch ab, und wenn der Verein sagt, dass ich mich entscheiden muss, werde ich mich entscheiden.

SPORT1: Wie lange packt Ihr Körper noch das Pensum Bundesliga?

Petersen: Das ist die entscheidende Frage. Ich habe mir auch schon darüber Gedanken gemacht, was passiert, wenn ich aufhöre. Ergibt das überhaupt Sinn? Wenn ich etwas durchziehe, dann will ich da auch zu 100 Prozent dahinterstehen. Dann muss mein Körper da auch mitmachen. Aber Stand jetzt kann ich sagen: Ich bin zufrieden, mein Körper ist bereit für eine weitere Saison.

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