Für Erling Haaland war der deutliche 9:0-Erfolg seiner Norweger im Test gegen Armenien zwar ein erfolgreicher (zwei Tore), aber auch ein schmerzhafter Abend.
Experte: Trainingsproblem beim BVB
In der Pause musste der BVB-Star nach einigen üblen Tritten ausgewechselt werden. „Das war eine harte Halbzeit für Erling. Es war viel Blut an den Knöcheln, deshalb schonen wir ihn“, erklärte Norwegens Co-Trainer Kent Bergersen.
Nur eine Vorsichtsmaßnahme also, und vor allem nicht schon wieder ein muskuläres Problem. Davon hatten die Dortmunder und auch Haaland schon genug in dieser Saison. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
306 Pflichtspiele verpassten die BVB-Stars in Summe bereits. Mehr als die Hälfte der Verletzungen (33 von 65) sind, bzw. waren muskulärer Natur. Bereits nach dem Aus in der Europa League vor einem Monat hatte SPORT1 das Thema als eine zentrale Baustelle in Dortmund ausgemacht.
Sportwissenschaftler: „Hier sehe ich beim BVB einen Systemfehler“
„Es ist leider nicht das erste Mal. Auch in der Ära Jürgen Klopp war das Problem mit den Muskelverletzungen sehr manifest. Da muss man sich fragen, was läuft im Fitnesstraining möglicherweise falsch? Es ist auf keinen Fall ein Spielproblem, sondern ein Trainingsproblem, da bin ich mir sicher“, schlägt nun der Sportwissenschaftler Professor Ingo Froböse von der Sporthochschule Köln bei Sportbild Alarm.
„Muskelverletzungen entstehen, wenn Muskel ermüdet sind. Was ich vermute, ist, dass die Muskulatur der BVB-Spieler was Schnelligkeits-Belastung angeht überproportional gefordert ist“, erklärt Froböse. „Wenn man zum Beispiel zu viel Schusstraining macht, zu viel Sprinttraining und das dann noch in Kombination. Das gepaart mit einer hohen Geschwindigkeit im Spiel führt dazu, dass sich die Muskulatur nie richtig erholen kann.“ (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Zudem würde der BVB gerade junge Spieler wie Haaland oder Giovanni Reyna womöglich zu früh wieder aufs Feld schicken. „Hier sehe ich einen Systemfehler“, meint der Experte. „Ich glaube, man quetscht zu früh und zu intensiv die Leistung von Spielern aus.“
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Kehl: BVB bereits auf Spurensuche
Mit diesem Vorwurf wurde auch Dortmunds künftiger Sportdirektor Sebastian Kehl von Sportbild konfrontiert. Seine Antwort auf die Froböse-Analyse:
„Ich persönlich halte jegliche Bewertung von außen - ohne genaue Diagnosen, Verletzungshistorien, aktuelle Bilder oder Belastungsanalysen unserer Spieler zu kennen - für grenzwertig und möchte daher nicht näher drauf eingehen.“
Dennoch hat der BVB das Problem längst erkannt und betreibt selbst Ursachenforschung.
„Die große Zahl an Verletzungen hat uns in diesem Jahr natürlich sehr beschäftigt. Im Wissen, dass jeder Fall individuell zu betrachten ist, versuchen wir dennoch, Muster zu erkennen, befinden uns fachübergreifend in der Analyse und werden anschließend Ableitungen treffen“, erklärte Kehl.
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