Der FC Bayern steht vor einer schwierigen Aufgabe. Im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League muss sich der deutsche Rekordmeister gegen einen vermeintlichen Underdog durchsetzen - der im Hinspiel aber klar überlegen war.
Sandro Wagner sieht Kopfproblem bei Bayern - Nagelsmann-Plan nicht richtig umgesetzt
Wagner: Bayern hat Hinspiel gewonnen
Vor dem neuerlichen Aufeinandertreffen mit dem FC Villarreal wachsen bei Experten und Fans ob der zuletzt schwachen Auftritte die Sorgen. Aber nicht bei allen. Einer, der immer an den FCB und seine Qualitäten glaubt, ist Sandro Wagner. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Bayern werde nach dem 0:1 in Spanien „weiterkommen, zu 100 Prozent. Es kann sogar eine ganz klare Nummer für sie werden“, sagte der ehemalige Nationalspieler, der lange selbst für die Münchner die Schuhe schnürte.
Aber natürlich ist auch an Wagner, der mittlerweile als Trainer der SpVgg Unterhaching sowie als DAZN-Experte arbeitet, nicht vorbeigegangen, dass das Hinspiel eine klare Nummer war.
Wurde der Nagelsmann-Plan nicht richtig umgesetzt?
„Normal hätten sie – bei den vielen großen Chancen für die Spanier – mit 0:3 oder 0:4 nach Hause fahren müssen. Dann wären sie nicht mehr zurückgekommen in der zweiten Partie“, erklärte Wagner. Aber: „So wie das Spiel lief, heißt für mich der Gewinner des Hinspiels FC Bayern, weil jetzt eine Superchance besteht.“ Bayern werde extrem Druck aufbauen, wie schon zuletzt beim 7:1 gegen RB Salzburg.
Das Problem im Hinspiel? „Die Haltung, was die Intensität in den Zweikämpfen angeht, fehlte.“ Und weiter: „Der Plan mit Ball war gut, wurde aber nicht so umgesetzt, wie der Trainer es wollte.“ (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
So wollte Coach Julian Nagelsmann auf den Seiten „doppeln“, um gegen die Außenverteidiger des Gegners die direkten Duelle zu gewinnen, meinte der Ex-Profi: „Aber Juan Foyth und Pervis Estupinan, sonst eher die Schwachpunkte, machten das Spiel ihres Lebens.“
Wagner: Das fehlt den Bayern-Spielern derzeit
Doch nicht nur offensiv hakte es, vor allem defensiv ließ der FCB wieder einmal einiges zu wünschen übrig. Für Wagner längst ein Kopfproblem: „Die Spieler haben mittlerweile zu sehr im Kopf, dass sie hinten anfällig sind. Dieses Denken wurde auch von außen reingetragen und hat sich festgesetzt.“
Dies habe auch mit personellen Veränderungen in der Abwehr zu tun: „Unter Hansi Flick, als sie 2019/20 alles gewonnen haben, sind sie vorne drauf ohne Ende, mutig, da sie wussten: Hinten räumen David Alaba, Jerome Boateng und Niklas Süle alles weg. Dieses Bewusstsein fehlt zurzeit.“
Mittlerweile sei es „ein schmaler Grat, ob sie vorne voll draufgehen oder eher nicht, weil sie im Hinterkopf haben, dass bei voller Attacke die Abwehrspieler hinten allein sind. Daher ist in dieser Beziehung gerade der Wurm drin, besonders vom Gefühl her.“ (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Sinnbildlich für diese Entwicklung stehe Dayot Upamecano. „Er kann eigentlich alles, aber schade ist, dass das Wort ‚eigentlich‘ nötig ist, weil er immer wieder einen Aussetzer hat. Von seiner Qualität her ist er ein Riesenspieler.“
Kimmich „absolut als Sechser“
Zuletzt wurde auch das defensive Mittelfeld um Joshua Kimmich kritisch beäugt. Wagner sieht Bayern hier aber gut aufgestellt - vor allem, wenn Kimmich seinen kongenialen Partner an der Seite hat: „Ich finde die Kombination Kimmich plus Leon Goretzka äußerst gut. Einer hält stets diszipliniert die Position, beide gehen nie zugleich nach vorn. Einen Staubsauger von der Art eines Gennaro Gattuso oder Arturo Vidal braucht Kimmich nicht. Ich sehe ihn absolut als Sechser.“
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Am Dienstag geht es für Bayern dann ums Halbfinale. Wie gesagt, Wagner ist zuversichtlich: „Villarreal hat in jedem Fall großen Respekt, vielleicht auch etwas Angst. Zumal die Mannschaft jetzt etwas zu verlieren hat. Der Mythos FC Bayern – das habe ich vor Ort gespürt – ist riesig. Und wenn die FCB-Offensive nur ein bisschen besser funktioniert, wissen die Spanier, was ihnen droht.“