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Bayern-Dominanz: Diesen Fehler hat die Bundesliga vor zwölf Jahren gemacht

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Bayern-Dominanz: Diesen Fehler hat die Bundesliga vor zwölf Jahren gemacht

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Fataler Fehler ebnete Bayern den Weg

Der FC Bayern pflügt durch die Bundesliga. Liga-Urgestein Heribert Bruchhagen hat das Dilemma kommen sehen - und nennt den entscheidenden Fehler, der vor zwölf Jahren begangen wurde.
Der FC Bayern hat nach dem 7:1 Erfolg gegen den VfL Bochum den besten Saisonstart der Bundesliga-Geschichte hingelegt. Die nächste Langeweile-Saison droht, nicht wenige fordern daher einen Austritt des Rekordmeisters aus der deutschen Liga.
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Selten war die Dominanz des FC Bayern so deutlich wie in der noch jungen Saison nach drei Spieltagen. Die Münchner grüßen mal wieder von der Tabellenspitze - drei Siege und 15:1 Tore.

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Kritiker stellen sich nun die Frage: Zerstört der Rekordmeister die Liga?

Heribert Bruchhagen, früherer Klub-Boss bei Eintracht Frankfurt und beim Hamburger SV, wundert sich über die Alleinherrschaft der Bayern schon längst nicht mehr. Warum? Darüber spricht der 73-Jährige im SPORT1-Interview. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

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SPORT1: Herr Bruchhagen, sind Sie auch gelangweilt von den Bayern wie so mancher Fan?

Heribert Bruchhagen: Ich bin natürlich Fußballer durch und durch. Und es ist zuerst mal bewundernswert, wie variabel bei den Bayern das Kombinationsspiel auf den Rasen gebracht wird. Da gibt es keine zwei Meinungen. Kingsley Coman, Sadio Mané oder Serge Gnabry, ganz zu schweigen von Thomas Müller. Da lacht das Herz, wenn man die Bayern spielen sieht. Das ist die eine Seite…

SPORT1: Klingt nach einem aber…

Bruchhagen: Das kommt jetzt. (lacht) Wenn man das Produkt Bundesliga sieht, dann fühlt man sich schon ein bisschen unwohl. Wenn ich auf die Tabelle schaue, dann wirkt es so, als wenn die Meisterschaft schon bald entschieden ist.

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Bruchhagen: „Sehe das seit Jahren mit Sorge“

SPORT1: Was löst das Unwohlsein bei Ihnen konkret aus?

Bruchhagen: Diese Entwicklung ist für mich nichts Neues und ich sehe das seit vielen Jahren mit Sorge. Dass sich diese Entwicklung immer mehr verstärkt, ist auch nur konsequent. Die berühmte Schere geht seit der Umverteilung der Gelder 1992 immer weiter auseinander. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)

Die Bayern legen einen Sensationsstart hin und schießen Tore wie am Fließband. Peter Neururer sieht keine wirkliche Konkurrenz für die Münchener.
00:32
Peter Neururer: "Bayern-Training anstrengender als ein Bundesligaspiel!"

SPORT1: Sie haben noch andere Zeiten erlebt.

Bruchhagen: Richtig. Ich war 1989 auf Schalke ein junger Manager und damals haben alle Klubs das Gleiche an Geld bekommen. Das war 350.000 D-Mark. Aber der FC Bayern hatte zu der Zeit schon einen Wettbewerbsvorteil.

SPORT1: Was meinen Sie damit?

Bruchhagen: Sie hatten das Olympiastadion, das in den 1970er Jahren ein überragendes Stadion war. Damals finanzierte sich die Bundesliga noch aus Zuschauereinnahmen und Mitgliedsbeiträgen. Die Münchner hatten also ein wettbewerbsfähiges Stadion und sechs Weltmeister von 1974. Das war ein bayerisches Produkt: Maier, Schwarzenbeck, Beckenbauer, Breitner, Hoeneß und Müller. Und daraus haben die Bayern in den folgenden Jahrzehnten durch sehr gute Arbeit auch ihren Wettbewerbsvorteil genutzt. Zu dem dann auch noch die Spreizung der Fernsehgelder kam.

Leipzig und der BVB keine Bayern-Konkurrenz

SPORT1: Können Sie manchen Fan verstehen, der sagt, die Bundesliga sei nur noch langweilig?

Bruchhagen: Das Fußball-Erlebnis als solches ist ja immer noch wunderbar. Nur wir müssen uns auf eine Sache einstellen. Das Erlebnis Fußball ist weiterhin großartig, es gibt einen Kampf um die internationalen Plätze und auch der Abstiegskampf ist immer spannend. Doch man muss den Punkt Meisterschaft abhaken. Den gibt es nicht mehr.

SPORT1: Sind denn der BVB, RB Leipzig und Bayer Leverkusen zu trottelig, den Bayern Paroli zu bieten? (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)

Bruchhagen: Die Leverkusener halte ich nach wie vor für einen Spitzenverein, da spielt wieder eine hervorragende Mannschaft. Es macht immer Spaß, diesen Klub zu sehen, auch, wenn man jetzt nach drei Spielen in der Liga dort Probleme hat mit null Punkten. Am Ende aber werden sie wieder oben dabei sein. Genauso wie Borussia Dortmund und RB Leipzig.

SPORT1: Aber sie sind keine ernsthafte Konkurrenz für die Bayern.

Bruchhagen: Das stimmt. Konkurrenten für die Bayern sind sie nicht. Das muss man leider sagen.

SPORT1: Also gibt es doch gähnende Langeweile.

Bruchhagen: Aber die Faszination besteht trotzdem. Nur mit dem Thema Meisterschaft haben diese drei Vereine nichts mehr zu tun. Das ist vorbei.

Zerstört der FC Bayern die Liga?

SPORT1: Zerstört der FC Bayern denn die Liga?

Bruchhagen: Nein. Soweit würde ich nicht gehen, wir können sogar stolz darauf sein, solch einen Klub zu haben. Aber durch die gute Arbeit der Münchner kommt eine von uns selbst eingeleitete Problematik mehr und mehr zum Tragen. Und der Abstand zu den anderen Klubs wird nicht kleiner, sondern größer. Das ist wirklich traurig.

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SPORT1: Dann kommen auch noch die internationalen Erfolge hinzu.

Bruchhagen: Ganz genau. Ich bin nicht stolz darauf, aber das habe ich genauso prophezeit. Es hat sich leider nur viel eklatanter entwickelt. Aber es war einfach vorhersehbar. Und wir haben es selbst verursacht, das heißt damals alle 18 und heute alle 36 Bundesligavereine haben diese Konstellation herbeigeführt und gewollt.

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SPORT1: Können Sie das erklären?

Bruchhagen: Wir haben die Beschlüsse der Spreizung der Fernsehgelder gefasst und auch hingenommen, dass die internationalen TV-Gelder direkt ausgeschüttet werden und weniger in einen Gemeinschaftspool kommen. Dadurch sind die Verursacher viel stärker geworden und festigen weiter ihre Position.

SPORT1: Zerstört Bayern also nicht die Liga?

Bruchhagen: Das ist Blödsinn. Die Entscheidung fiel vor zwölf Jahren. Jetzt entdeckt plötzlich der eine oder andere Experte und Manager diese Problematik. Und die Fans auch noch. Diese Erkenntnis kommt ein bisschen spät. Die Bayern werden leider auch weiterhin die Liga beherrschen.

SPORT1: Gibt es Hoffnung auf Besserung, was die Tabellenspitze der Bundesliga betrifft? (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)

Bruchhagen: Es wird sich nur dann etwas ändern, wenn die Bayern klassische Fehlentscheidungen im sportlichen Bereich treffen. Aber das passiert ja auch nicht, denn sie holen sich zudem die besten Leute an die Klub-Spitze. Es wird sicher auch mal ein mageres Jahr geben, aber wenn das der Fall ist, dann holen sie sich wie vor einigen Jahren Lewandowski vom BVB. So einfach ist das.

Bruchhagen: „Ich bin nicht erschüttert“

SPORT1: Wird es nicht auch für die Spieler etwas langweilig?

Bruchhagen: Nein. Bayern-Profis wollen gewinnen und Geld verdienen.

SPORT1: Klingt alles sehr ernüchternd.

Bruchhagen: Im Augenblick macht sich Resignation breit. Man hat immer mehr das Gefühl, dass die Spieler der Gegner überhaupt nicht mehr daran glauben gewinnen zu können. Beim Eröffnungsspiel der Bayern in Frankfurt wurde mir Angst und Bange. Da war von vornherein nicht zu erkennen, dass sich die Eintracht eine Chance ausgerechnet hatte. Schlimm ist nun, dass die Konkurrenten auch noch in einer ersten kleinen Krise stecken. (ÜBERSICHT: Die fixen Transfers aller Bundesliga-Klubs)

SPORT1: Abschließende Frage: Sind die Bayern in den nächsten Jahren weiter konkurrenzlos?

Bruchhagen: Ich kann mich nur wiederholen: Die Faszination Fußball bleibt, aber das Sahnehäubchen existiert nicht mehr. Es ist leider so. Ich bin nicht erschüttert.

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