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BVB-Legende vor Bayern-Duell: Kritik an Mané, Warnung an Nagelsmann

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BVB-Legende vor Bayern-Duell: Kritik an Mané, Warnung an Nagelsmann

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BVB-Legende kritisiert Upamecano

Jürgen Kohler war sowohl für den FC Bayern als auch den BVB aktiv. Vor dem Spitzenspiel hat er bei beiden Klubs einige Baustellen ausgemacht.
Der BVB empfängt am Samstag um 18:30 Uhr den FC Bayern München. Nach den Abgängen von Lewandowski und Haaland stellt sich die Frage wer dieses Topspiel entscheiden kann.
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Jürgen Kohler war einer der erfolgreichsten Fußballer in Deutschland.

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Der 1990er-Weltmeister spielte von 1989 bis 1991 für den FC Bayern und von 1995 bis 2002 für Borussia Dortmund. Mit den Schwarz-Gelben gewann er unter anderem 1997 die Champions League.

Der 57-Jährige steht immer für eine klare Meinung. So auch im Vorfeld des Spitzenspiels zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern am Samstag. (Bundesliga: Borussia Dortmund - FC Bayern, ab 18.30 Uhr im LIVETICKER)

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Im SPORT1-Interview spricht Kohler über seine früheren Klubs, die beiden Trainer und übt Kritik an zwei Abwehrspielern aus beiden Vereinen.

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SPORT1: Herr Kohler, wie schätzen Sie die aktuelle Lage vor dem Spitzenspiel ein?

Jürgen Kohler: Es ist ungewöhnlich, dass die Münchner nicht als Tabellenführer nach Dortmund fahren. Die Saison ist noch jung. Ich kann mich aber nicht erinnern, dass die Bayern mal nicht Erster waren, bevor sie in Dortmund gespielt haben. Die Bayern tun sich in der Liga jedenfalls enorm schwer. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

SPORT1: Warum?

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Kohler: Weil viele Gegner defensiver spielen, die Bayern nicht den richtigen Schlüssel finden und auch viele Torchancen liegen lassen. Bestes Beispiel war das Gladbach-Spiel. Zudem läuft das Team immer mal in vermeidbare Konter und bei einem Rückstand hat man nicht das Gefühl, dass zwingend noch ein Sieg rausspringt. Momentan haben sie nicht die nötigen PS, um einige Spiele in Folge nach Hause zu bringen, obwohl da Profis von hoher Qualität im Kader sind.

SPORT1: So wie beim BVB Jude Bellingham einer ist.

Kohler: Das ist ein toller Spieler. Von ihm bin ich absolut überzeugt. Ich glaube nicht, dass die BVB-Bosse ihn in der nächsten Saison werden halten können. Bellingham wird den Verein verlassen. Vor allem, wenn man in Dortmund nicht ein, zwei Titel holt. Dieser Junge ist absolut erfolgshungrig. Er hat in den zurückliegenden beiden Spielzeiten kontinuierlich gute Schritte nach vorne gemacht, ist in seinen Leistungen immer konstanter geworden und hat mehr Verantwortung übernommen. Das ist ein richtig guter Spieler.

SPORT1: Er könnte auch am Samstag entscheidend werden, gerade da die Bayern etwas schwächeln. Fehlt ihnen die Souveränität früherer Tage?

Kohler: Schwer zu sagen. Sie waren immer dann stark, wenn sie in ihrem gewohnten 4-2-3-1 gespielt haben. Das machen sie aktuell nicht. Vielleicht ist bei Bayern eine Renaissance geplant und man will einen anderen Spielstil etablieren. Die nächsten Partien werden zeigen, ob das gelingen wird oder nicht. Auch der BVB tut sich in der Meisterschaft extrem schwer und man musste schon die eine oder andere Niederlage hinnehmen. Die Dortmunder haben bisher in der Liga nie souverän gewonnen. Aber auf Strecke werden sich beide Klubs um die ersten zwei Plätze streiten. Die Qualität ist einfach zu hoch.

SPORT1: Zuletzt hat Julian Nagelsmann nach vier sieglosen Spielen ersten schärferen Gegenwind gespürt.

Kohler: Da hat er rechtzeitig den Kopf aus der Schlinge gezogen. Aber bei Bayern hat jeder Trainer den Kopf in der Schlinge. Es gibt auf der Trainerposition immer wieder Überraschungen, wie man an der Verpflichtung von Xabi Alonso in Leverkusen sieht. Auch er ist ein Risiko, weil er die Liga nicht so gut kennt und die Sprache nicht beherrscht. Wenn Bayern in Dortmund nicht gewinnt, dann wird es keine leichte Saison für Nagelsmann. Egal, welche Laufzeit sein Vertrag hat. Aber das sehe ich auch so beim BVB. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)

SPORT1: Wie meinen Sie das?

Kohler: Wenn die Dortmunder verlieren sollten, ist man wieder einige Punkte hinten dran. Der Ausfall von Mittelstürmer Sebastién Haller fällt auch ins Gewicht. Beide Klubs spielen ohne echten Mittelstürmer. Youssoufa Moukoko ist zwar ein klassischer Angreifer, aber der Junge ist erst 17.

SPORT1: Merkt man jetzt, wie sehr Haaland und Lewandowski fehlen?

Kohler: Beide Klubs merken das nicht erst jetzt. Es gibt aber die Chance das Spiel umzustellen, um etwas unberechenbarer zu werden. Gefühlt war Lewandowski in den vergangenen zehn Jahren immer Torschützenkönig. Er fehlt den Bayern schon sehr. Ich bin aber bei den Bayern-Bossen, dass sie die richtige Entscheidung getroffen haben. Doch die Verpflichtung von Mané sehe ich kritisch.

SPORT1: Kritisch?

Kohler: Ob man jetzt für einen Spieler das komplette System umstellen muss? Der BVB hat es besser gemacht, hat mit Haller einen Haaland-Nachfolger gefunden. Er ist ein echter Mittelstürmer und hat immer seine Tore gemacht.

SPORT1: Entscheidend ist aber bekanntlich auch die Defensive. Sie als ehemaliger Innenverteidiger, wie gefallen ihnen ihre Nachfolger in rot und schwarz-gelb?

Kohler: Bei Dayot Upamecano sehe ich immer wiederkehrende Fehler, die aus ähnlichen Situationen entstehen. Deshalb gibt es bei ihm keine deutliche Steigerung. Er ist wie Dortmunds Nico Schlotterbeck noch ein junger Spieler, aber regelmäßige Unsicherheiten sind für einen Abwehrspieler nicht gut. Schlotterbeck hat auch schon einige Elfmeter verursacht. Man muss aus häufigen Fehlern lernen. Und man muss sich ein anderes Verhaltensmuster antrainieren. Bei Upamecano und Schlotterbeck sehe ich das noch nicht.

SPORT1: Die Bayern haben neben Upamecano ja auch noch Matthijs de Ligt.

Kohler: Wenn Juventus Turin so von ihm überzeugt gewesen wäre, wieso haben sie ihn verkauft? Er ist noch jung, hat sicherlich seine Qualitäten, aber auch seine Defizite. Man muss abwarten - ähnlich wie bei Upamecano und Schlotterbeck - wie es weiter läuft. Diese Spieler stehen bei mir noch etwas unter Welpenschutz, aber bei Upamecano und Schlotterbeck läuft etwas nicht richtig. Und auch De Ligt hat noch keine Bäume ausgerissen. Da muss ich als Spieler ein anderes Abwehrverhalten entwickeln. Das muss man trainieren, damit das auf die Festplatte kommt.

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SPORT1: Lassen Sie uns nochmal über die Trainer reden. Viel erfolgreicher spielt der BVB unter Edin Terzic nicht.

Kohler: Das stimmt. Marco Rose hatte weniger gute Spieler und war zum Erfolg verdammt. Bei Terzic heißt es ‚Die Mannschaft muss sich erstmal finden‘. Aber da muss ich folgendes sagen: Es kamen im Sommer nur deutsche Nationalspieler und diese Spieler brauchen keine Eingewöhnungszeit. Es wurde also Mentalität und Qualität geholt. Warum also das Gerede, dass man sich erst finden muss?

SPORT1: Sind die kritischen Stimmen gegenüber Terzic und Nagelsmann zu hart?

Kohler: Vielleicht. Wenn man zwei solche Topvereine trainiert, muss man aber als Trainer auch schnell mit Gegenwind rechnen, wenn es mal nicht so läuft. Und man muss schon sagen, dass die Bayern im vergangenen Jahr zwar Meister geworden sind, aber sie haben nicht alle Mannschaften an die Wand gespielt. So war es auch, als Edin Terzic Nachfolger von Lucien Favre wurde. Er hat erst in den letzten fünf, sechs Spielen die Kurve gekriegt. Und der Pokalsieg hat ihm natürlich in die Karten gespielt. Die Art, wie unabhängig von den Ergebnissen unter Favre Fußball gespielt wurde, war richtig gut. Also kann es so schlecht nicht gewesen sein.

SPORT1: Wenn es gegen Dortmund schief geht, könnte es dann wieder eng werden für Nagelsmann?

Kohler: Dann wird es erneut Diskussionen um Nagelsmann geben. Unabhängig davon, ob es gerechtfertigt ist oder nicht. Das ist nun mal das Los, wenn du bei Bayern eine Funktion übernimmst. Dieser Klub will immer von oben grüßen.

SPORT1: Terzic dürfte fester im Sattel sitzen als Nagelsmann.

Kohler: Definitiv. Terzic darf sicher auch gegen die Bayern verlieren. Sollte der BVB aber keinen Titel gewinnen, wird es nach der Saison auch für ihn eng. Dann wird man auch in Dortmund unruhig.

SPORT1: Zum Abschluss, was tippen Sie?

Kohler: Ich werde mit meinem Sohn im Stadion sein und hoffe auf ein 3:3. Das würde natürlich nicht für die Abwehr sprechen, aber für ein gutes Fußballspiel. Und deshalb fahre ich ja da hin.

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