Am Samstagabend konnten die Fans im Weserstadion ein Stück Fußballkunst bestaunen, wie sie sonst nur die begabtesten Brasilianer fabrizieren.
Er ist der Werder-Ronaldinho! Deshalb wird Weiser in Bremen gefeiert
Der Werder-Ronaldinho
Eine Vorarbeit wie jene von Mitchell Weiser aus vollem Lauf mit der Hacke zum Führungstreffer von Niclas Füllkrug beim 2:1-Sieg von Werder Bremen gegen Schalke sieht man in der Bundesliga nicht alle Tage.
„Ich habe Mitch nach dem Tor nur ‚Ronaldinho‘ ins Ohr geflüstert. Wie er das gemacht hat!“, schwärmte der Torschütze später von seinem Assistgeber.
Da Weiser auch noch das 2:0 durch Marvin Ducksch mustergültig vorbereitete, kommt er nun bereits auf fünf Assists in der laufenden Saison. Besser sind in der Bundesliga lediglich drei Spieler. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Nach seinen herausragenden Leistungen in der laufenden Saison hat sich Weiser den brasilianischen Vergleich redlich verdient, nimmt den Kommentar aber bescheiden zur Kenntnis. „Das ist mittlerweile ein bisschen mein Spitzname von ‚Fülle‘ für mich. Freut mich“, kommentierte der 28-Jährige dessen Aussage im Interview.
Mitchell Weiser: Finalheld bei U21-EM 2017
„Das macht er ja im Training jede Woche, deshalb hat mich das heute nicht überrascht. Er ist ein Top-Spieler und das freut mich einfach für ihn. Heute hat er wieder zwei Tore vorbereitet und eine überragende Leistung gezeigt“, führte Bremens Top-Torjäger weiter aus. So überrascht es kaum, dass Weiser zum Spieler des Spiels ernannt wurde. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Auch Bremens Kapitän Marco Friedl ist begeistert: „Sensationell, wie Mitch die Tore vorbereitet“. Er glaubt, dass vor allem dessen Wechsel zu Bremen für diese positive Entwicklung verantwortlich ist: „Er hat einen Verein gebraucht, der weiß, was in ihm steckt und ihn spielen lässt. Seine Leistungen, die er jede Woche bringt, sind sensationell.“
Bei Bayer Leverkusen war der U21-Europameister, der die DFB-Junioren im EM-Finale 2017 mit seinem goldenen Tor zum Titel geköpft hatte, aussortiert worden.
Zunächst ausgeliehen an die Bremer, konnte Weiser nicht überzeugen. Erst zum Ende der vergangenen Spielzeit war er in sechs Spielen an drei Treffern beteiligt und spielte sich so in den Vordergrund.
Wechsel-Hickhack um Weiser
Viel Trainingszeit und einige Spiele verpasste er, weil er sich nicht gegen Corona impfen lassen wollte. Das erschwerte eine konstante Leistung auf dem Platz, da er sich des Öfteren in Quarantäne befand.
Im Sommer war dann lange offen, ob der Rechtsverteidiger fest an die Weser wechselt. Beide Seiten waren sich wohl über einen Wechsel einig, doch Weiser bestand auf eine Abfindung von Leverkusen. Nachdem alle Hürden aus dem Weg geräumt waren, wechselte er ablösefrei zum Aufsteiger.
Das hatte er unter anderem Friedl und Leonardo Bittencourt zu verdanken. Der Kapitän verrät: „Speziell Leo und ich haben ihn jeden Tag angerufen, als er noch nicht hier war und gesagt: ‚Wir kriegen es hin, dass du herkommst.‘“
Letztlich zeigte sich Weiser nach dem Wechsel-Hickhack erleichtert und „glücklich, dass ich nun auch langfristig meinen Weg bei Bremen fortsetzen kann. Werder in der 2. Liga war schon etwas Besonderes mit diesen Fans, ich bin schon gespannt, wie es in der Bundesliga sein wird.“
Weiser bei Werder Bremen wie befreit
Die Zahlen sprechen für sich. Werder ist nach 13 Spielen mit 21 Punkten gut aufgestellt - und daran ist Weiser maßgeblich beteiligt. Auch im Pokal konnte er in zwei Spielen zwei Tore und einen Assist beisteuern. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Laut Bittencourt ist Bremens „Ronaldinho“ somit der „beste Transfer“. Zu dessen Wechsel ergänzte er, dass „Mitch schon in seiner Vergangenheit gute Leistungen bei großen Vereinen gezeigt hat. Was ihm gefehlt hat, war ein Verein und ein Trainer der an ihn glaubt. Hier hat er das Vertrauen und die Spielzeit.“
Den angesprochenen Trainer hat Weiser mit Ole Werner gefunden. Auch dieser hat nur lobende Worte: „Mitch spielt seit Wochen konstant sehr stark. Er kann technisch auf engem Raum alles lösen. Er hat ein tolles Spielverständnis und spielt in einer Mannschaft, die offensiv orientiert ist und in der er in der Offensive seine Freiheiten hat. Da kann er seine Stärken ausspielen. Er ist ein Schlüsselspieler für uns. Deshalb sind wir sehr froh, dass er bei uns ist.“
Kein Wunder, dass Werner nicht mehr auf den Rechtsverteidiger verzichten kann und dieser sich als Stammspieler etabliert hat.
Inzwischen scheint es sogar möglich, dass am Donnerstag neben Füllkrug auch der neue Werder-Ronaldinho in Hansi Flicks WM-Kader auftaucht.