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Bundesliga: Wäre Max Kruse einer für Darmstadt?

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Bundesliga: Wäre Max Kruse einer für Darmstadt?

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Max Kruse einer für Darmstadt?

Darmstadt 98 will nach dem Aufstieg Duftmarken setzen. Manager Carsten Wehlmann blickt auf die kommende Saison, kontert den Vorwurf der Verzwergung und sagt, was er über einen möglichen Transfer von Max Kruse denkt.
Der SV Darmstadt 98 steigt in die 1. Fußballbundesliga auf, die Spieler äußern sich feierlustig über die Abendpläne nach dem Spiel zum schon sicheren Aufstieg am 33. Spieltag.
cmichel
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Der SV Darmstadt 98 kehrt in die 1. Bundesliga zurück - und mit ihm kommt ein frisches Gesicht ganz oben an: Manager Carsten Wehlmann. Im großen SPORT1-Interview blickt der frühere Torhüter nach vorne.

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SPORT1: Carsten Wehlmann, nach dem Spiel gegen Magdeburg war der Aufstieg für Darmstadt 98 perfekt. Nehmen Sie uns doch einmal mit in Ihre Gefühlswelt. Was geht in einem solchen Moment in einem vor?

Wehlmann: Schon die Momente vor dem Abpfiff waren etwas ganz Spezielles. Vier Minuten Nachspielzeit fühlen sich an wie vier Stunden. Hektik und Aufregung werden immer größer, du siehst die Fans schon auf dem Zaun stehen. Das Gefühl nach dem Schusspfiff lässt sich gar nicht richtig beschreiben. Erleichterung, Freude - da kommt alles zusammen. Ich bin ein Typ, der das sacken lassen muss. Wobei man gar nicht wusste, wo man hinlaufen sollte. Der Platz war voll, alle lagen sich in den Armen, jeder hat sich geherzt und dann kamen die Bierduschen von überall her. Das war ein überragender Moment.

SPORT1: Welchen persönlichen Stellenwert hat dieser Aufstieg?

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Wehlmann: Für mich persönlich - aber auch für den gesamten Verein, den Trainer, seinen Staff und die Mannschaft - ist dieser Aufstieg eine herausragende Leistung. Mit unseren Möglichkeiten ist es keine Selbstverständlichkeit, dass wir den Sprung in die Bundesliga einen Spieltag vor Saisonende realisieren konnten. Für Darmstadt 98 ist das eine Sensation. Auch wenn es in der öffentlichen Wahrnehmung nur noch der letzte Schritt war, ist das keine Selbstverständlichkeit für den Verein - im Gegenteil.

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SPORT1: Kommen wir zum Sport. In einer sehr ausgeglichenen zweiten Liga hat sich der SV Darmstadt 98 am Ende vorzeitiger als erster Aufsteiger für die Bundesliga qualifiziert. Was war das Erfolgsgeheimnis der Lilien?

Wehlmann: In so einer schwierigen und ausgeglichenen Liga war es nicht leicht, sich zu behaupten. Die zweite Liga ist enger geworden als im Vorjahr, als mit Bremen und Schalke noch zwei Schwergewichte dabei waren, die es diesmal nicht gab. Der Schlüssel für unseren Erfolg war die geschlossene Gruppe. Bei uns gehören alle mit dazu: Verein, Betreuerteam, Mannschaft, aber auch Variabilität. Wir mussten Rückschläge mit Verletzungen und Sperren verkraften. Das konnten wir nur kompensieren, weil der Trainer immer wieder Lösungen gefunden hat. Uns ist es gelungen, in dieser engen Liga 21 Partien ungeschlagen zu bleiben. Das ist außergewöhnlich und deshalb sprechen wir von einem verdienten Aufstieg.

Darmstadt-Manager Carsten Wehlmann bekommt eine Bierdusche
Darmstadt-Manager Carsten Wehlmann bekommt eine Bierdusche

Schlüssel-Geheimnis in Darmstadts Kabine

SPORT1: Es gab tatsächlich einen Schlüssel auf dem Weg zum großen Ziel. Erläutern Sie das doch bitte näher...

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Wehlmann: Dafür kann ich dem Trainer nur ein großes Lob aussprechen. Es geht darum, den Spielern Bilder zu zeigen, für den Kopf einen Schlüssel zum Erfolg zu haben. Unser Schlüssel ist die Gruppe und Gemeinschaft, keiner darf sich zu wichtig nehmen oder Neid ausstrahlen. Dieser Zusammenhalt ist einer der größten Schlüssel zum Erfolg gewesen - nicht nur im übertragenen Sinne. Das haben wir auch auch bildlich veranschaulicht, indem bei uns in der Kabine ein großer Schlüssel hing. Und um in der Bildsprache zu bleiben: Nach dem Sieg gegen Magdeburg haben wir den Schlüssel ins Schloss gesteckt und konnten die Tür öffnen.

SPORT1: Ihr Trainer Torsten Lieberknecht galt immer als Mister Braunschweig – jetzt sind Darmstadt und er gefühlt miteinander verschmolzen. Was zeichnet ihn aus?

Wehlmann: Die Authentizität, seine Ehrlichkeit, die Motivation, eine Mannschaft zu führen. Ihm gelingt es alle mitzunehmen, nicht nur die Mannschaft und den Klub, sondern die gesamte Stadt. Torsten zeigt sich taktisch flexibel, er kann auf neue Gegebenheiten reagieren. Hinzu kommt bei ihm die menschliche Komponente, es gibt keinen Neid in der Kabine. Alle wollen spielen, aber Torsten kann auch Enttäuschungen moderieren.

SPORT1: Der Vertrag von Top-Stürmer Phillip Tietz läuft nur noch ein Jahr. Gilt auch bei ihm die gängige Formel: Verlängerung - oder Verkauf?

Wehlmann: Phillip Tietz hat noch einen gültigen Vertrag bei uns und darüber sind wir zunächst einmal froh. Wir sind generell sehr froh darüber, dass wir den Großteil des Kaders für die kommende Saison schon beisammenhaben.

„Die Jungs sollen für Darmstadt 98 brennen“

SPORT1: Im Winter kam Filip Stoijlkovic nach Darmstadt. Er steuerte drei Tore zum Aufstieg bei. Wie konnten Sie ihn der durchaus namhaften Konkurrenz, die unter anderem auch Juventus Turin hieß, wegschnappen?

Wehlmann: Bei Filip Stojilkovic sind wir hartnäckig geblieben und konnten ihn so von uns überzeugen. Ich habe ihm in den 18 Monaten, in denen wir im Kontakt standen, eine ganze Reihe an WhatsApp geschrieben (lacht). Diese Wertschätzung, ihm den Weg aufzuzeigen, war wichtig. Er hat uns gesagt, dass er sich bei uns wohlfühlt. Filip wollte unbedingt nach Darmstadt kommen. Das ist für uns auch wichtig. Die Jungs sollen für Darmstadt 98 brennen. Diese Emotionalität hat man bei ihm sofort gemerkt. Wir waren froh, dass dieser Transfer geklappt hat.

Der SV Darmstadt 98 steigt in die Bundesliga auf, für Präsident Rüdiger Fritsch ist es verdient und der logische Schritt der harten Arbeit in den letzten Jahren. Kein Verständnis hat er für manche Fußballfans.
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SPORT1: Mit Patric Pfeiffer verlässt ein Leistungsträger ablösefrei das Boot. Warum konnten Sie ihn trotz Aufstiegs nicht von einem Verbleib in Darmstadt überzeugen?

Wehlmann: Patric hat eine sehr gute Entwicklung genommen. Wir haben frühzeitig Gespräche über eine Vertragsverlängerung geführt. Er hat sich aber für einen anderen Weg entschieden. Da sind uns die Hände gebunden. Patric weiß, was er an Darmstadt hat, aber er nimmt jetzt einen anderen Weg. Seine Entwicklung ist dennoch ein Zeichen für andere Spieler, dass sie hier weiterkommen können. Wenn Patric in die Bundesliga wechselt, sehen wir ihn in direkten Duellen wieder. Aber das ist der Weg, den wir eingeschlagen haben. Wir bieten die Möglichkeit, sich in einem ruhigen und dennoch emotionalen Umfeld, zu entwickeln. Das nehmen andere Spieler auch wahr.

Wäre Max Kruse einer für Darmstadt?

SPORT1: Wie sieht der Darmstädter Plan auf dem Transfermarkt aus?

Wehlmann: Wir sind ambitioniert und wollen die Klasse halten. Es geht darum, den Kader zu optimieren, sodass wir leistungsfähig sind und in der Bundesliga mithalten können. Die Idee, Spieler zu entwickeln, steht im Vordergrund. Aber wir wollen eine Qualität haben, um in der Liga bestehen zu können.

SPORT1: Ein namhafter Spieler wie Max Kruse ist auf dem Markt. Wäre seine Verpflichtung realistisch?

Wehlmann: Es geht nicht um einzelne Namen, sondern um Positionen und Spieler, die schon Erfahrung in der Bundesliga gesammelt haben. Wir benötigen einen Mix aus Erfahrung, Entwicklung und Qualität - aber immer in dem Wissen, dass wir als Gruppe funktionieren müssen. Es geht immer darum, die Qualität zu erhöhen und dabei auch die Gruppe zu stärken. Es stellt sich aber die Frage, was sich finanziell realisieren lässt. Wir waren schon in der zweiten Liga im Mittelfeld der Etat-Tabelle, jetzt sind wir von 18 Bundesligisten gefühlt der 20. Wir müssen weiterhin kreative Lösungen finden.

„Wir machen bestimmt keine Touristenreise durch die Bundesliga“

SPORT1: Ab August spielt Darmstadt also Bundesliga! Welche Rolle können die Lilien einnehmen?

Wehlmann: Wir machen bestimmt keine Touristenreise durch die Bundesliga. Wir wollen konkurrenzfähig sein, aber natürlich sind die 34 Bundesligaspiele auch Highlight-Spiele. Vor allem die 17 Spiele bei uns am Bölle werden Highlights. Wir wissen um unsere Stärken. Das hat man in den Pokalspielen gegen Gladbach oder in Frankfurt gesehen. Bei diesen Highlight-Spielen haben wir gesehen, dass wir mithalten können. Mit den Fans im Rücken bin ich mir sicher, dass wir die nötigen Punkte sammeln können.

Darmstadt 98 ist zurück in der Bundesliga: Die Lilien machen mit einem Heimsieg gegen Magdeburg den Aufstieg vorzeitig perfekt.
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SV Darmstadt 98 - 1. FC Magdeburg (2:1): Tore & Highlights I 2. Bundesliga

SPORT1: Sie sprachen das Hessenderby gegen die Eintracht im Pokal an. Freuen Sie sich auf diese Duelle in der Bundesliga?

Wehlmann: Alles spricht vom FC Bayern München und Borussia Dortmund, aber natürlich freuen wir uns auf die Spiele gegen Eintracht Frankfurt. Das Hessenderby durften wir im Pokal einmal erleben, im nächsten Jahr dürfen wir dieses Duell in der Bundesliga zweimal erleben.

SPORT1: Ein Thema ist immer wieder die Verzwergung der Liga. Die Traditionsklubs befinden sich immer wieder im Fahrstuhl, während sich kleinere Standorte oben festbeißen. Der Aufstieg der Lilien wird nicht von jedem Bundesliga-Beobachter beklatscht. Nervt Sie dieses Thema?

Wehlmann: Leute, die das nicht beklatschen, sind definitiv keine Fußballromantiker. Es gibt nur drei Vereine in der Bundesliga, die noch älter sind als wir. Wir sind Tradition pur, auch wenn wir nicht die lange Bundesliga-Historie haben wie andere. Auch von unserer Zuschauer-Auslastung können andere Klubs nur träumen. Ja, wir werden eines der kleinsten Stadien der Liga haben, aber der Heimbereich ist seit Jahren ausverkauft. Dieser wirkt sich auch auf die Stimmung aus, unser Stadion ist ein echter Hexenkessel. Wer einmal am Bölle war, würde nicht von einer Verzwergung der Liga, sondern von einem Highlight für die Liga sprechen. Wir haben uns den Bundesliga-Aufstieg verdient. Die Liga darf sich auf uns freuen.

Wehlmann-Abgang zu Schalke?

SPORT1: Ihre Arbeit bleibt auf dem Markt natürlich nicht unbemerkt, Sie wurden mit dem FC Schalke 04 in Verbindung gebracht. Müssen sich die Lilien-Fans Sorgen machen?

Wehlmann: Die Fans von Darmstadt 98 brauchen sich keine Sorgen machen. Letztendlich liest man in den Medien immer wieder verschiedene Sachen. Zudem ist es nicht nur meine Arbeit, sondern die der Gemeinschaft. Zu dem Erfolg haben alle ihren Teil beigetragen. Ich bin zwar seit viereinhalb Jahre hier, stehe in der Verantwortung und muss für die Themen nun mal den Kopf hinhalten, wenn etwas schief geht. Aber es freut mich, dass die Sachen, die wir gemeinschaftlich erarbeitet haben, so funktionieren. Und diesen Weg gehen wir als Gemeinschaft weiter.

SPORT1: Das heißt also, dass Sie sich total auf die Bundesliga mit Darmstadt freuen?

Wehlmann: Absolut. Wir wollen ein paar Duftmarken setzen. Auf uns warten 34 Highlight-Spiele. Darauf freuen wir uns und sind uns sicher, dass die Lilien wie schon vor ein paar Jahren wieder bundesweiten Anklang finden.