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Leon Goretzka über FC Bayern: "Die Verantwortlichen kommen ihrer Pflicht nach!"

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Leon Goretzka über FC Bayern: "Die Verantwortlichen kommen ihrer Pflicht nach!"

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Goretzka exklusiv über Bayern und DFB

Leon Goretzka stellt sich im exklusiven SPORT1-Interview und spricht über die durchwachsene Saison mit dem FC Bayern, die Krise der deutschen Nationalmannschaft - und eine pikante Mario-Basler-These.
Leon Goretzka stellt sich im exklusiven SPORT1-Interview und spricht über die durchwachsene Saison mit dem FC Bayern, die Krise der deutschen Nationalmannschaft - und eine pikante Mario-Basler-These.
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von Patrick Berger, Kerry Hau

Viel wird derzeit über ihn gesprochen, SPORT1 hat mit ihm gesprochen: Nach einer durchwachsenen Saison beim FC Bayern stellt sich Leon Goretzka im Exklusiv-Interview.

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Der 28 Jahre alte Mittelfeld-Star spricht über die schwierige Rückrunde, Abschiedsgerüchte und die Heim-EM in einem Jahr. Sein Ziel dort: „Meinem Anspruch als Führungsspieler gerecht werden!“

Und nach drei verkorksten Turnieren mit seinen Teamkollegen ein Sommermärchen 2.0 erleben.

SPORT1: Leon, hinter Ihnen liegt eine ereignisreiche und turbulente Saison beim FC Bayern. Wie blicken Sie auf die vergangenen Monate zurück?

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Leon Goretzka: Man muss die Saison in zwei Abschnitte unterteilen. Der erste Abschnitt war sehr gut, der zweite Abschnitt schlecht und ist so nicht zu akzeptieren. Das müssen wir uns vorwerfen lassen. Wenn man aber mal auf unsere Leistungen in der Champions League schaut: Wir haben bis zum Aus gegen Manchester City eine sehr gute Saison gespielt. Das fehlt mir auch ein bisschen in der Nachbetrachtung, wenn ich ehrlich bin, weil wir gegen großartige Mannschaften gespielt haben und einige richtig geile Abende erlebt haben. Leider haben wir in 20 bis 30 Minuten gegen City alles verloren und sind am Ende zu Recht ausgeschieden.

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Bayern-Einbruch nach der Weltmeisterschaft

SPORT1: Wie erklären Sie sich den Einbruch nach der WM?

Goretzka: Dafür gibt es nicht den einen Grund. Es ist viel passiert. Ich habe auch noch die ganzen Überschriften vor der WM im Kopf: „Alles wie immer“, „Meisterschaft fast sicher“, „Langweiliger Titelkampf“. Da war alles top. Nach der WM nicht mehr.

SPORT1: Gilt das auch für Ihre eigenen Leistungen?

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Goretzka: Ich betrachte die Dinge ein wenig differenzierter. Diejenigen, die Kritik üben, wissen beispielsweise nicht, was einem als Spieler vom Trainer mitgegeben wird. Da glaube ich schon, dass ich meine Aufgaben häufiger gut erfüllt habe. Aber natürlich waren auch schlechte Leistungen dabei – mehr, als man es von mir gewohnt ist. Dem muss man sich selbstkritisch stellen und das mache ich. Ich bin überzeugt, dass einige Spieler von uns nach den Länderspielen ein wenig Urlaub benötigen. Das gilt auch für mich.

SPORT1: Es gibt Wechselgerüchte um Ihre Person. Bleiben Sie beim FC Bayern?

Goretzka: Ich habe keine anderen Pläne, als bei Bayern zu bleiben! Wir haben nächstes Jahr Großes vor, das hat Jo (Kimmich; Anm. d. Red.) nach dem Ukraine-Spiel ganz treffend gesagt. Wir haben hier mit Marc-André ter Stegen schon gescherzt. Er meinte zu uns, dass sie in Barcelona sehr glücklich darüber sind, dass wir doch noch Meister geworden sind. Dadurch sind sie nämlich nicht in einem Lostopf für die Champions League mit uns. Dass wir wieder Meister geworden sind, ändert nichts daran, dass wir nächstes Jahr wieder in allen Wettbewerben richtig angreifen wollen und werden.

„Konkurrenz im Kader ist eine Grundvoraussetzung für den Erfolg“

SPORT1: Wie gehen Sie mit der Konkurrenzsituation um? Es ist immer wieder zu hören, dass die Bayern-Bosse auf Ihrer Position nachrüsten möchten.

Goretzka: Konkurrenz im Kader ist eine Grundvoraussetzung für den Erfolg des FC Bayern. Die Verantwortlichen kommen ihrer Pflicht nach, alles infrage zu stellen. Aber genauso sicher bin ich auch, dass wir in der neuen Saison gemeinsam zurück in die Erfolgsspur finden!

Die beiden SPORT1-Chefreporter Kerry Hau (l.) und Patrick Berger (r.) im Gespräch mit DFB-Star Leon Goretzka (M.)
Die beiden SPORT1-Chefreporter Kerry Hau (l.) und Patrick Berger (r.) im Gespräch mit DFB-Star Leon Goretzka (M.)

SPORT1: Woran möchten Sie persönlich arbeiten? Was gibt es an Ihrem Spiel zu verbessern?

Goretzka: Eine meiner großen Stärken ist, das umzusetzen, was der Trainer von mir erwartet. Ich habe in den letzten Monaten zum Beispiel oft gehört: „Der Goretzka ist gar nicht mehr im Sechzehner, der schießt gar keine Tore mehr oder kreiert zu wenig.“ Das war in einer Phase, in der ich ganz andere Aufgaben hatte. Da ging es in erster Linie viel um Restverteidigung, viel um Spielaufbau im ersten Spieldrittel und nicht mehr darum, in Sechzehner-Nähe zu gelangen. Ich wurde an Sachen gemessen, die vorher von mir verlangt wurden, als ich noch mehr auf der Acht war - mit anderen taktischen Vorgaben. Es ist schwierig, auf die nächste Saison zu schauen. Es kommt darauf an, was man von mir erwartet. Und dann möchte ich wieder das umsetzen, was der Trainer von mir verlangt. Ich habe aber noch ein weiteres persönliches Ziel.

„Ich will in der Lage sein, ein Spiel an mich zu reißen“

SPORT1: Und das lautet?

Goretzka: Ich will in schwierigeren Phasen – wie wir sie aktuell beim DFB haben, wie wir sie zuletzt bei Bayern hatten – noch mehr meinem Anspruch als Führungsspieler gerecht werden. Ich will in der Lage sein, ein Spiel an mich zu reißen, der Mannschaft zu helfen, ein Ankerpunkt sein in schlechten Phasen, in denen wir ein Gegentor bekommen oder in denen es nicht richtig läuft. Das hat man jetzt auch in Bremen wieder gemerkt.

Da hatten wir in den ersten Minuten nach den Gegentoren wieder das Gefühl, dass alles weg ist. Das darf uns nicht passieren, auf dem Niveau wird das sofort bestraft. Und in solchen Phasen möchte ich zukünftig noch stärker für die Mannschaft da sein. Ich habe jetzt ja auch schon einiges erlebt in meiner Karriere. Ich glaube, dass ich von meinem Mindset her noch mehr verstehen muss, dass ich jetzt einer der Spieler bin, auf den viele schauen – anders als vielleicht vor drei, vier Jahren, als andere mehr im Fokus standen.

SPORT1: Sie haben auch beim Ukraine-Spiel in Bremen in einer defensiveren Rolle – sogar als klare, alleinige Sechs – agiert. Wie kam es zu diesem Experiment?

Goretzka: Es ist die Aufgabe des Trainers, zu entscheiden, wer auf welcher Position spielt. Und Hansi hat gesagt, dass er das gerne probieren möchte. Jo und ich haben die Positionen getauscht. Das war schon erstmal überraschend für mich, war und ist für mich aber auch total okay. Wenn Hansi denkt, dass ich da meine Stärke einbringen kann, dann ist das in Ordnung für mich. Ich sehe mich dazu in der Lage, auf jeder Position im Mittelfeld zu spielen.

„Ich habe mich riesig für Ilkay gefreut“

SPORT1: Dort ist die Konkurrenz auch beim DFB enorm. Mit Ilkay Gündogan gibt es einen weiteren Top-Spieler fürs Mittelfeld, der gerade das Triple mit Manchester City gewonnen hat.

Goretzka: Ich habe mich riesig für Ilkay gefreut. Einen Triple-Sieg habe ich selbst schon erleben dürfen und ich gehe fest davon aus, dass sich Ilkay damals auch für uns gefreut hat. Ilkay ist ein großartiger Mensch, dem ich jeden Erfolg dieser Welt gönne. Dass es Konkurrenz gibt, ist völlig normal und gewünscht von allen. Ganz ehrlich: Wir sind bei der deutschen Nationalmannschaft.

Wenn hier keine Konkurrenz vorhanden wäre, würde sehr viel falsch laufen. Ich sehe übrigens auch gar kein Problem darin, dass Ilkay und ich zusammen spielen. Es wird in der Öffentlichkeit oft das Bild gezeichnet, dass es ein „entweder-oder“ ist. Das sehe ich anders. Wir sind als Spielertypen total verschieden, da können wir uns auch sehr gut ergänzen.

SPORT1: Es gibt einen Spruch: „Elf Freunde müsst ihr sein“. Gibt es so etwas im modernen Fußballgeschäft überhaupt noch?

Goretzka: Ja – und es ist etwas ganz Besonderes. 2020 beim Triple-Sieg mit Bayern waren wir alle zusammen elf Freunde. Das war eine der großen Leistungen von Hansi. Er hat es geschafft, diesen Teamgeist zu fördern und zu formen. Das kann innerhalb der Nationalmannschaft genauso funktionieren. Wenn man zurückblickt, werden die großen Titel immer von Mannschaften gewonnen, die diesen Teamgeist haben, weil es am Ende nochmal dieses Quäntchen ausmachen kann, wenn es drauf ankommt. Wir haben großartige Typen bei uns in der Mannschaft.

Aber, keine Frage, es ist natürlich schwierig, wenn man sich so selten sieht und dann Rückschläge sammelt. Dann muss man darauf aufpassen, dass man sich die Schuld nicht gegenseitig in die Schuhe schiebt. Es wird ganz wichtig sein, dass wir auch in schwierigen Zeiten zusammenstehen und auf unsere Qualität und das Trainerteam vertrauen. Dann spielen wir auch eine erfolgreiche EM!

Leon Goretzka bei der WM in Katar gegen Costa Rica
Leon Goretzka bei der WM in Katar gegen Costa Rica

Ein Bowling-Abend für den Team-Spirit

SPORT1: War der fehlende Zusammenhalt auch das Problem bei der WM in Katar?

Goretzka: Wir hatten nur sieben Tage Vorbereitung vor der WM. So einen Spirit in so kurzer Zeit zu entwickeln, das ist extrem schwierig. Wir haben unabhängig davon aber auch seit Jahren eine andere Herausforderung: Du musst als Fan, finde ich, einfach wissen: Das ist meine Mannschaft. Das ist der linke Flügelspieler, der marschiert hoch und runter und schlägt die Flanken. Das ist der Stürmer, der bei uns Tore macht. Wir sind noch auf der Suche nach der besten Mannschaft und der besten Formation. In diesem Prozess befinden wir uns aktuell, das muss man ganz ehrlich sagen.

SPORT1: Helfen Teamabende wie am Dienstag, als Sie und Ihre Kollegen bowlen waren, zu mehr zu einer Einheit zusammenzuwachsen?

Goretzka: Der Abend war klasse! Normalerweise gehen wir immer zusammen essen. Wir machen also das Gleiche wie im Hotel. Diesmal haben wir in verschiedenen Teams auf mehreren Bahnen gegeneinander gespielt. Man lacht zusammen, hat Spaß und lernt die Jungs durch solche Abende noch besser kennen. Das hat uns gut getan.

SPORT1: Julian Brandt soll der Beste gewesen sein.

Goretzka: Das stimmt. Jule hat die beste Runde gespielt, gefolgt von Joshua und mir dicht dahinter. Es hat großen Spaß gemacht. Um auf die Frage zurückzukommen: Ein Teamgeist kann auch im Laufe eines Turniers entstehen, wenn man Erfolgserlebnisse hat. Beim Confed Cup 2017 kannten wir uns kaum, im Turnierverlauf sind wir jedoch zu einer echten Einheit zusammengewachsen. Klar ist doch, dass man mit Erfolgserlebnissen schneller zusammenwächst. Dann greifen Automatismen, man bekommt einen Lauf ...

„Das frühe WM-Aus war mit Sicherheit die schwierigste Phase in meiner Karriere“

SPORT1: Nach dem WM-Aus in Katar hat Joshua Kimmich uns sehr ehrlich gestanden, dass er Angst hatte, in ein mentales Loch zu fallen und er sich sorgt, dass er persönlich, und damit auch Ihre Generation, auf ewig mit dem Misserfolg in Verbindung gebracht werden könnten.

Goretzka: Ich weiß genau, was Jo damit gemeint hat. Vor unserer Generation haben es die Mannschaften eigentlich immer ins WM-Halbfinale geschafft. Wir haben es bisher noch nicht hinbekommen, bei einem Turnier unsere Qualitäten auf den Platz zu bringen. Das frustriert extrem. Das frühe WM-Aus war mit Sicherheit die schwierigste Phase in meiner Karriere.

Verglichen mit der WM 2018 hatte ich eine andere Rolle. Ich hatte als einer der Führungsspieler ganz andere Erwartungen an mich und an das Turnier. Ich kann nur meinem Umfeld, meiner Familie und meinen Freunden danken, dass sie mich in dieser Zeit so gut unterstützt haben.

SPORT1: In einem Jahr, am 14. Juni, startet das EM-Auftaktspiel im eigenen Land. Wie können Sie für die wichtige Aufbruchstimmung sorgen?

Goretzka: Das geht am einfachsten über überzeugende Spiele und Siege. Und die brauchen wir dringend. Was mich in Bremen wirklich frustriert hat, ist die Tatsache, dass die Fans wollten! Sie waren da und bereit, richtig Lärm zu machen. Wir haben es aber wieder nicht geschafft, dass der Funke auf sie überspringt.

Als wir das 2:3 und das 3:3 gemacht haben, habe ich zu mir gesagt: Wie geil ist das, wenn hier überall die Fahnen geschwenkt werden! Wenn ein ganzes Land hinter dir steht, muss das ein einmaliges Gefühl sein. Das wollen wir alle im Sommer 2024 erleben. Aber dafür müssen wir unseren Beitrag leisten.

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SPORT1: Die Gesellschaft ist so gespalten wie vielleicht seit Jahrzehnten nicht mehr. Politisch erleben wir einen Rechtsruck. Leidet auch die Nationalmannschaft darunter? Weil sich die Menschen aktuell mit Deutschland und der Mannschaft nicht identifizieren können oder wollen?

Goretzka: Gute Frage! Ein positiver Mensch würde folgendes sagen: Wir, die Nationalmannschaft, können der gemeinsame Nenner für alle sein. Das ist auch mein Wunschszenario. Es war schon immer so: Der Fußball verbindet und kann verschiedene Meinungen wieder zusammen oder zumindest in den Dialog bringen. Man freut sich gemeinsam für eine Sache und diskutiert trotzdem angeregt. Ohne uns Spielern und der Mannschaft zu viel aufzubürden, bin ich überzeugt, dass der Fußball die Kraft dazu hat, unserem Land wieder eine positiven Push zu geben! Die Euro 2024 kommt vielleicht zur genau richtigen Zeit!

SPORT1: Welche Erinnerungen haben Sie an das letzte Heim-Turnier, die WM 2006?

Goretzka: Ich war damals elf Jahre alt. Ein Trikot hatte ich nicht. Ich denke aber sofort an den Teamgeist-Ball zurück, den gab es damals als Mini-Version im Menü bei McDonald‘s und ich bin die ganzen vier Wochen damit rumgedribbelt. Außerdem denke ich an die vielen Fahnen an den Autos. Die WM und die Nationalmannschaft waren das Thema – überall im Land. Es waren elektrisierende Wochen. Das will ich als Spieler unbedingt erleben!

SPORT1: Ist Hansi Flick der richtige Trainer dafür?

Goretzka: Ja, definitiv. Durch die erfolgreiche Zeit bei Bayern habe ich ein anderes Bild von ihm als vielleicht mancher Spieler, der ihn bislang nur von der Nationalmannschaft kennt. Ich weiß, zu was Hansi in der Lage ist. Ich traue ihm 100 Prozent zu, dass er uns zu einer erfolgreichen EM coacht.

„Ich bin kein Freund von diesen polarisierenden Aussagen“

SPORT1: Unser SPORT1-Experte Mario Basler hat im Doppelpass Ihren Teamkollegen Joshua Kimmich heftig kritisiert und die These aufgestellt, dass Sie unter Kimmich leiden. „Das Schlimme ist, dass er alles machen möchte“, meinte Basler. Und: „Der, der im Mittelfeld neben ihm spielt, ist die ärmste Sau, weil der nur am Hin- und Herrennen ist.“ Man habe Sie damit sogar „zerstört“. Wie sehen Sie das?

Goretzka: Ich bin kein Freund von diesen polarisierenden Aussagen. Jo hat mir in den letzten Jahren eigentlich immer den Rücken freigehalten. Die Situation hat sich zuletzt ja sogar noch ein wenig geändert aufgrund des Positionswechsels. Ich bin zu 100 Prozent von Joshuas Qualitäten überzeugt. Als Spieler und noch mehr als Mensch. Ich schätze ihn extrem, als Freund und als Mitspieler. Es ist ein Privileg, mit ihm gemeinsam für unser Land und beim FC Bayern zu spielen.

Im STAHLWERK Doppelpass kritisiert Mario Basler Bayerns Joshua Kimmich für seine Leistungen und sein Verhalten.
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STAHLWERK Doppelpass: Mario Basler kritisiert Joshua Kimmich

SPORT1: Uns ist in diesen Tagen aufgefallen, dass Sie einen besonderen Handschlag haben. Sie packen sich mit der Hand gegenseitig an den Unterarm. Verraten Sie uns, was es damit auf sich hat?

Goretzka: Ich weiß nicht, ob ich das verraten darf. Dazu müsste ich mir erst die Erlaubnis von Jo holen (lacht). Es ist aber seit Jahren unser Check. So sagen wir uns immer Hallo. Es geht um einen Film, so viel kann ich verraten. Es soll ja nicht langweilig werden für euch, ihr müsst als Reporter schon ein bisschen recherchieren.

SPORT1: Am Dienstag kehren Sie nach mit dem Testspiel gegen Kolumbien nach Gelsenkirchen zurück. Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Zeit bei S04?

Goretzka: Ich habe dort fünf hoch emotionale und erfolgreiche Jahre verbracht. Heute wäre man sehr zufrieden mit den damaligen Platzierungen. Im Januar 2018 wurde mein Wechsel bekannt gegeben und ich musste durch ein Stahlbad bei den Fans. Aber ich habe den Schmerz der Fans verstanden. Wir wurden Vizemeister und durch den Erfolg gab es einen glücklichen Turnaround. Ich wurde im Stadion mit Standing Ovations verabschiedet. Das hat die Geschichte auf Schalke rund gemacht. Es war eine geile Zeit.

„Es schmerzt brutal“

SPORT1: Schalke ist abgestiegen, ihr anderer Ex-Verein, der VfL Bochum, drin geblieben. Gemischte Gefühle bei Ihnen?

Goretzka: Absolut. Es schmerzt brutal. So sehr ich mich für den VfL gefreut habe, so sehr glaube ich auch, dass es kaum einen Fußballfan in Deutschland gibt, der sich gewünscht hat, dass Schalke absteigt. Ich kenne sogar Dortmund-Fans, die Schalke drin haben wollten. S04 gehört in die 1. Liga, keine Frage!

Ich habe noch viele Kontakte zu Spielern und Mitarbeitern und kann ganz gut einschätzen, was das vor allem für die Leute im Verein bedeutet. Einen Abstieg wünscht man niemandem, erst recht nicht dem Verein, für den man fünf Jahre gespielt hat.

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SPORT1: Tragen Sie noch aus Verbundenheit zu Schalke ein blau-weißes Band am rechten Handgelenk?

Goretzka: Es wird ganz schön persönlich heute (lacht). Aber das ist okay. Ich werde nur eins verraten: Das blaue Band ist von Sead Kolasinac. Wir haben uns das damals gegenseitig geschenkt bei seinem Abgang. Wir haben immer noch regelmäßig Kontakt.

SPORT1: Können Sie sich eigentlich vorstellen, irgendwann mal wieder ins Ruhrgebiet zu wechseln?

Goretzka: Jeder weiß, dass ich allein aus familiären Gründen sehr mit dem Ruhrgebiet verbunden bin. Das ist kein Geheimnis. Schalke ist ein geiler Verein, genauso wie Bochum. Aber das ist kein Thema für die nächsten Jahre.

SPORT1: Karim Benzema wechselt nach Saudi-Arabien und verdient mehr als 200 Millionen Euro. Wie denken Sie über den Trend, dass immer mehr routinierte Spieler in die Wüste gehen?

Goretzka: Ich habe gelesen, dass er schon immer da spielen wollte (schmunzelt). Was soll ich dazu sagen? Die finanziellen Mittel sind enorm in den arabischen Ländern. Dass es manche Spieler im Herbst ihrer Karriere dahinzieht, steht ihnen zu. Das kann ich für mich persönlich aber absolut ausschließen. Da würde ich Bochum oder Schalke ganz klar bevorzugen.

SPORT1: Vielen Dank für das Gespräch, Leon Goretzka!