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Naby Keita zu Werder Bremen - da stimmt doch was nicht? Kommentar

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Naby Keita zu Werder Bremen - da stimmt doch was nicht? Kommentar

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Da stimmt doch was nicht

Bremen landete mit Naby Keïta einen Transfer-Coup. SPORT1-Kolumnist Alex Steudel ist allerdings skeptisch und zieht einen Vergleich zu Sadio Mané.
Werder Bremens Neuzugang Naby Keita ist über die mediale Verwunderung über seinen Wechsel nicht überrascht: „Ich verstehe, dass sich viele Leute fragen, warum ich den Schritt vom FC Liverpool zu Werder Bremen gehe.“
Alex Steudel
Alex Steudel

Natürlich gehörte ich zu den vielen spontanen Staunern, als das Unglaubliche vermeldet wurde. Keita nach Bremen! Das ist ja wirklich keine alltägliche Nachricht. Also keine wie, sagen wir mal: „HSV verliert Relegationsspiel“.

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Mein nächster Gedanke war dann schon geprägt von Misstrauen: So ein Superstar entscheidet sich für Werder? Gibt es vielleicht noch ein Werder? Da stimmt doch was nicht! Keita in Grün, das ist für mich in etwa so vorstellbar wie: Sachsen-Anhalt wählt Grün.

Mein zweiter Gedanke: Ah, klar, die meinen seinen Bruder. Dem Werder-Fan werden diese Zeilen nicht schmecken. Angesichts einer turmhohen Welle des Glücks, die durchs Land schwappt, weil der Herkunftsort des Guineers allgemein geschätzt wird und sich jeder Fußballfan daran erinnert, dass RB Leipzig im Jahr 2018 schlappe 60 Millionen Euro Liverpool-Ablöse für ihn einstrich, muss man aber auch mal ein paar Fragen stellen dürfen.

Keita zu Werder Bremen - bringt‘s das?

Zum Beispiel: Bringt‘s das? Der Mann ist schließlich Großverdiener.

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Mir fallen jedenfalls nicht so viele besondere Keita-Spielszenen ein. Das Video „Every Naby Keita goal for Liverpool“ auf dem YouTube-Klubkanal des Vereins ist trotz ständiger Wiederholungen seiner Tore fünf Minuten kürzer als eine Nachspielzeit in Regensburg.

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Ehe also die freudetrunkene Nation Werder Bremen zum Transfer-Champions-League-Sieger erklärt und Frank Baumann mit Clemens Fritz für den Wechselnobelpreis nominiert wird, ist ein bisschen Aufklärung vonnöten.

Erinnerungen an Mané zu Bayern

Aber vorher ein kurzer Test. Seid jetzt mal ganz ehrlich: Ihr habt, als ihr von der Sache mit Keita gehört habt, an Sadio Mané gedacht, oder? Ich habe das jedenfalls getan.

Noch so ein Jahrhunderttransfer aus Liverpool, der dem Vollstrecker (Brazzo) dann im Nachhinein nicht guttat. Nur mit einem kleinen Unterschied: Mané spielte wenigstens regelmäßig, ehe er zu den Bayern wechselte.

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Was man wissen muss: Naby Keita, heute 28 Jahre alt, kam seit seinem Umzug 2018 nach Liverpool auf lediglich 84 Premier-League-Einsätze.

Schlimmer noch: Er spielte in diesen fünf Jahren sage und schreibe 14-mal über die vollen 90 Minuten. 14 von 190 Möglichkeiten! Klingt eher nach Torwahrscheinlichkeit auf Schalke, finde ich.

Keita hatte leider alles, was man haben kann

Das Keita-Drama hatte zugegebenermaßen nicht so viel mit seinen spielerischen Leistungen zu tun, sondern vor allem damit, dass er immer verletzt war. Also noch öfter als Struuunz.

Das tut mir auch echt leid, nicht dass das jetzt missverstanden wird, denn nichts ist schlimmer für einen Sportler, als Autoschlüssel geklaut oder dauernd verletzt. Aber so gemein es klingt: Nichts ist schöner für einen Verein, als so einen Spieler loszuwerden.

Keita hatte in Liverpool leider alles, was man haben kann. Ich habe bei transfermarkt.de geguckt: Ausfall wegen Schlag abbekommen, wegen Leistenverletzungen (2-mal), wegen Muskelbündelriss, Angina, Corona, Bänderverletzung, Knöchelverletzung, Blessur - wirklich schlimm.

Keita in einem Atemzug mit Herzog, Diego, Micoud und Özil?

Was er in den anderen vier Jahren hatte, erspare ich uns lieber. Könnte also gut sein, dass Keita in die Hall of Fame des „Klinikums Links der Weser " aufgenommen wird.

Halt, das war jetzt ein Scherz! Ich wünsche Keita, dass er in Bremen einschlägt und eines Tages in einem Atemzug mit Herzog, Diego, Micoud und Özil genannt wird. Das täte nämlich, Achtung Phrasenschwein, der Bundesliga gut.

Und falls das Experiment scheitert, bleibt den Bremern ein Trost: Keita hat keine Ablöse gekostet. So viel geballtes medizinisches Wissen kriegt man nicht alle Tage zum Nulltarif.

Alex Steudel ist freier Journalist. Er war Bayern- und Nationalmannschaftsreporter sowie Chefredakteur von Sport Bild. In seiner Kolumne für SPORT1 widmet er sich auf nicht immer ganz ernstgemeinte Weise aktuellen Themen. Steudel-Kolumnen gibt es auch regelmäßig im kostenlosen Fußball-Newsletter Fever Pit‘ch von SPORT1-Chefredakteur Pit Gottschalk. Zur Anmeldung geht‘s hier: www.feverpitch.de