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FC Augsburg: Angst vor Entlassung? "Es wäre fatal, wenn ..." - FCA-Coach Maaßen im Interview

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FC Augsburg: Angst vor Entlassung? "Es wäre fatal, wenn ..." - FCA-Coach Maaßen im Interview

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„Gegen Bayern zu spielen ein Privileg“

Trainer Enrico Maaßen geht in seine zweite Saison beim FC Augsburg. Er spricht mit SPORT1 über seine Ziele, die Arbeit im Jugendfußball, den Transfer von Patric Pfeiffer und den schwierigen Start.
Die besten Aktionen vom FCA unter anderem mit Rafal Gikiewicz, Ermedin Demirowic, und Mergim Berisha
cmichel
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Der FC Augsburg bereitet sich noch bis Sonntag in Österreich auf die kommende Saison vor.

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Trainer Enrico Maaßen hat sich in Schladming Zeit für SPORT1 genommen und einen Blick nach vorne gerichtet.

Was er aus seiner ersten Saison beim FCA gelernt hat, wie er den begehrten Neuzugang Patric Pfeiffer von einem Wechsel überzeugen konnte und was er seinem früheren Schützling Youssoufa Moukoko noch zutraut.

Enrico Maaßen geht in seine zweite Saison beim FC Augsburg
Enrico Maaßen geht in seine zweite Saison beim FC Augsburg

SPORT1: Enrico Maaßen, Sie haben Ihr erstes Jahr in der Bundesliga am Ende mit dem knappen Klassenerhalt in Augsburg abgeschlossen. Welche Schlüsse haben Sie aus der abgelaufenen Saison gezogen?

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Enrico Maaßen: Wir schauen natürlich selbstkritisch auf uns und haben die letzte Saison entsprechend analysiert. Größtenteils hatten wir über weite Strecken der Saison einen großen Abstand zu den Abstiegsplätzen. Das war aufgrund des eingeleiteten Umbruchs und der damit verbundenen Unwägbarkeiten positiv zu bewerten. Gegen Leipzig und Wolfsburg hatten wir zwei Spiele, in denen wir trotz starker Leistungen und jeweils komfortabler Führung nicht gewinnen konnten, wodurch wir den Sprung ins Mittelfeld verpasst haben. Unser Ziel muss es sein, in der kommenden Saison solche Spiele zu gewinnen. Und mindestens genauso wichtig ist es, die Spiele gegen die direkten Konkurrenten für sich zu entscheiden. Wir haben vor der letzten Saison und im Winter den Kader verjüngt und auch Erfahrungen sammeln müssen, daher versuchen wir, möglichst das Positive mitzunehmen. Dass wir hintenraus Probleme bekommen haben, darf man trotz einiger Verletzungen und Sperren nicht schönreden. Damit waren wir nicht zufrieden. Insgesamt haben wir als Mannschaft wertvolle Erfahrungen gesammelt. Darauf wollen wir aufbauen und uns immer weiter verbessern.

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SPORT1: Das waren auch für Sie wertvolle Erfahrungen, die Sie in die zweite Saison mitnehmen können. Haben Sie sich auch als Typ verändert?

Maaßen: Nein, es ist wichtig, sich treu zu bleiben. Natürlich war es für mich ein sehr wertvolles Jahr, weil es aufschlussreich und intensiv war. Mein Anspruch ist es, sich stetig weiterzuentwickeln und die letzten Monate haben dazu sicher beigetragen.

Fehlstart? „Es wäre fatal, wenn ....“

SPORT1: Pragmatismus ist dabei sicherlich eine Eigenschaft, die ein Bundesliga-Trainer mitbringen muss. Zeit gibt es kaum, vor allem, wenn die Siege fehlen. War das im ersten Moment möglicherweise dennoch eine schmerzhafte Erfahrung, die Sie machen mussten?

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Maaßen: Das ist das reizvolle am Sport und ligaunabhängig der Fall. Eine gewisse Anpassungsfähigkeit, Variabilität und Flexibilität sind sehr wichtig. Aber aus meiner Sicht ist es noch wichtiger, für klare Prinzipien und Grundideen zu stehen und diese auch im Fall von schwierigen Phasen nicht gleich über den Haufen zu werfen. Ich bin davon überzeugt, dass eine klare Linie sich langfristig auszahlt.

SPORT1: Die Bilanz am Ende war nicht mehr gut, aus den letzten elf Partien gab es nur noch den einen Sieg gegen Union, der zum Klassenerhalt führte. Befürchten Sie, dass es bei einem Fehlstart eng werden könnte für Sie?

Maaßen: Es wäre fatal, wenn ich dieses Szenario tatsächlich in Erwägung ziehen würde. Was letzte Saison war, ist Vergangenheit und abgehakt. Wir arbeiten hart für den bestmöglichen Start und gehen voller Motivation in die neue Saison. Das spüre ich überall im Klub. Wir haben keine Zweifel und ehrlicherweise gibt mir gerade die Schlussphase ein gutes Gefühl. Denn es hat mir gezeigt, dass der Klub Vertrauen hat. Wir werden alles tun, um dies zurückzahlen.

SPORT1: Mit Stefan Reuter wissen Sie einen der dienstältesten Manager an Ihrer Seite. Was zeichnet die Zusammenarbeit mit ihm aus?

Maaßen: Als junger Trainer ist es sehr wertvoll, von seiner Erfahrung als Ex-Profi und Manager zu profitieren. Wir ziehen an einem Strang. Das ist auch unser Vereins-Motto. Wir wollen unbedingt mehr aus uns herausholen. Stefan Reuter und ich gehen dabei sehr ehrlich und konstruktiv miteinander um. Ich schätze dies sehr.

So lockte Maaßen Pfeiffer nach Augsburg

SPORT1: Sie konnten Patric Pfeiffer (kommt von Aufsteiger Darmstadt), hinter dem die halbe Bundesliga her war, verpflichten. Wie ist Ihnen das gelungen?

Maaßen: Patric Pfeiffer ist natürlich ein extrem spannender Spieler. Mir macht es definitiv Spaß, die Spieler für den Weg des FC Augsburg zu begeistern. Das spüren die Spieler natürlich. Wenn ich mich festgebissen habe, lasse ich nicht mehr locker. Vielleicht war es bei Patric auch nicht von Nachteil, dass wir beide eine Hamburger Vergangenheit haben. Die Karte habe ich in den Gesprächen natürlich mal gespielt (lacht).

Braydon Manu und Patric Pfeiffer nach dem Aufstieg des SV Darmstadt 98
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SPORT1: Wie soll der Augsburger Fußball zukünftig aussehen?

Maaßen: Wir haben einen Umbruch begonnen und viele junge Spieler geholt. Im Trainingslager arbeiten wir nun hart an den Details. Ich glaube, dass jeder, der mich kennt, ganz genau weiß, dass ich gerne offensiven Fußball spielen lasse. Wir wollen nicht nur gegen den Ball intensiv arbeiten und den Gegner hoch anlaufen, sondern auch mit dem Ball variabel und kreativ sein. Andere Mannschaften haben ebenfalls eine gute Qualität, wir wollen dennoch über die Kontinuität in die Stabilität kommen. Meine Mannschaft soll sich mit dem Ball stetig weiterentwickeln und gegen den Ball das intensive Spiel auf den Platz bekommen.

SPORT1: Mit Schalke und Hertha sind zwei namhafte Klubs abgestiegen, dafür mit Darmstadt und Heidenheim zwei Mannschaften hochgekommen, die keine typischen Bundesligisten sind. Ist dadurch für den FCA der nächste Schritt in der Bundesliga möglich?

Maaßen: Ob der nächste Schritt in der Bundesliga möglich ist, liegt an uns und nicht an den anderen Teams. Wir schauen auf uns und wollen alles aus uns herausholen und das Maximale erreichen. Auch andere Klubs wie Union Berlin oder der SC Freiburg haben eine tolle Entwicklung genommen - man sieht was möglich ist, ohne dabei zu viel zu verlangen.

„Gegen Bayern und Leipzig zu spielen, ist ein Privileg“

SPORT1: Der Auftakt hat es in sich. Sie beginnen im DFB-Pokal gegen einen hochmotivierten Drittliga-Aufsteiger Unterhaching. In der Bundesliga heißen die ersten beiden Auswärtsgegner FC Bayern und RB Leipzig. Ist dieses Startprogramm Risiko oder Chance?

Maaßen: Gegen Bayern und Leipzig zu spielen, ist ein Privileg und wir freuen uns auf die Möglichkeit, für positive Schlagzeilen zu sorgen. Ich sehe in jeder Partie die Chance für meine Mannschaft. Das erste Spiel im Pokal ist für alle Teams aus der höheren Liga speziell. In der letzten Saison sahen wir gegen die Topteams immer gut aus. Deshalb gehen wir auch positiv in die Spiele in der neuen Saison. Wir haben in der Vorbereitung bewusst schwere Gegner gewählt. Ich bin zuversichtlich, dass wir dann gut gerüstet sind für den Start.

„Haben das eine oder andere Argument mehr als Mergim ...“

SPORT1: Ob Sie dann noch Mergim Berisha dabeihaben, ist noch offen. Wie groß ist ihr Wunsch, mit ihm eine zweite Saison zu bestreiten?

Maaßen: Einen Spieler mit den Qualitäten von Mergim will man immer im Team haben. Er hat eine enorme Abschlussqualität und kann mit seinen Stärken den Unterschied machen, weil er beidfüßig und auch kopfballstark ist. Er hat zudem einen guten Riecher im Strafraum und ist ein sehr kompletter Stürmer.

SPORT1: Deutsche Nationalspieler bringt der FCA nur selten hervor. Ist das Beispiel Berisha dennoch ein gutes Argument in Gesprächen mit neuen Spielern?

Maaßen: Wenn man so eine Geschichte wie mit Mergim nachweisen kann, dann hilft das sicherlich. Wir haben aber noch das ein oder andere Argument mehr als Mergim...

SPORT1: Welches Argument wäre das?

Maaßen: Wir bieten in Augsburg ein attraktives Umfeld. Viele junge Spieler erhalten Spielzeit. Das ist auf diesem höchsten Level nicht überall so. Wir arbeiten sehr intensiv mit den Jungs und es wird alles dafür getan, dass wir als Verein vorankommen.

Fehlende Spielpraxis als Problem der jungen Spieler

SPORT1: Sie sind ein Experte, was die Arbeit mit jungen Spielern betrifft. Haben Sie Erklärungen, warum in Deutschland die Nachwuchsarbeit aktuell so unbefriedigend verläuft? Das Vorrunden-Aus der deutschen U21 war erschreckend...

Maaßen: Ich würde es nicht an einem Turnier festmachen, weil die Spielverläufe auch unglücklich waren. Ich kann von meinen Erfahrungen sprechen, weil ich in Dortmund die U23 auf Drittligalevel trainiert habe. Dort konnte ich sehen, was für ein gutes Niveau die dritte Liga für die Entwicklung von jungen Spielern bietet und wohin die Jungs anschließend gewechselt sind. Am wichtigsten ist, dass die Talente Spielpraxis auf höchstem Niveau erhalten. Bei der Nationalmannschaft traf das nicht auf jeden Spieler zu. Aber Spielpraxis ist ein großer Punkt. Und bei den Turnieren sind oftmals Nationen weiter vorne, denen es nicht ganz so gut geht, wie uns. Wir müssen unseren Jungs klarmachen, dass man mehr investieren und bereit sein muss, die Grenzen zu verschieben.

SPORT1: Die neueste Idee lautet, aus den U-Bundesligen Nachwuchsligen zu machen. Kein Abstieg mehr, dafür mehr K.o.-Spiele. Halten Sie diese Idee für den richtigen Schritt?

Maaßen: Das ist ein sehr diskussionsfreudiges Thema. Ich finde es gut, wenn Strukturen aufgebrochen werden. Ob die Nachwuchsliga nun die richtige Idee ist, steht noch in den Sternen.

SPORT1: Sie selbst haben einen Weg, wie er eigentlich auch für Talente als Musterbeispiel dienen könnte. Regionalliga, 3. Liga – und dann erst nach ganz oben gesprungen. Sollten sich die jungen Spieler an einem solchen Lebenslauf orientieren?

Maaßen: Ich kann nur für mich sprechen. Für mich ging es nicht um Schnelligkeit, sondern um Nachhaltigkeit und Beständigkeit. Ich wollte nicht sofort den nächsten Step erzwingen, sondern Erfahrungen sammeln, um bei einem Verein anzukommen und Fußspuren zu setzen.

Moukoko? „Immer noch ein blutjunger Spieler“

SPORT1: In Ihrer Zeit beim BVB II haben Sie auch Youssoufa Moukoko trainiert. Was für eine Karriere trauen Sie ihm noch zu?

Maaßen: Wir dürfen nicht vergessen, dass Youssoufa noch immer ein blutjunger Spieler ist. Er ist ein begnadeter Junge, der in der Vergangenheit Verletzungen hatte, die ihn aus dem Tritt gebracht haben. Youssoufa hat einen unglaublichen Zug zum Tor. Er braucht nun beständig Spielzeit für seine Weiterentwicklung.

Youssoufa Moukoko trainierte in Dortmund unter Enrico Maaßen
Youssoufa Moukoko trainierte in Dortmund unter Enrico Maaßen

SPORT1: Ihr Ex-Klub hat den Titel nur knapp verpasst. Wenn man hört, dass der FC Bayern noch einen Harry Kane haben möchte und an weiteren großen Namen baggert: Glauben Sie erneut an einen spannenden Wettbewerb?

Maaßen: Unter normalen Umständen ist der FC Bayern das Maß aller Dinge. Aber es gibt ein paar Klubs, die gut aufgerüstet haben. Ich bin gespannt auf die neue Saison.

SPORT1: Hand aufs Herz: Würden Sie sich freuen, wenn ein Spieler der Güteklasse Kane in die Bundesliga käme?

Maaßen: Absolut. Die Bundesliga gewinnt durch solche Namen an Strahlkraft.