Home>Fußball>Bundesliga>

Vom "Karnevalsscherz" zum Zukunftsmacher! Was aus Klinsmanns "Schnapsidee" wurde

Bundesliga>

Vom "Karnevalsscherz" zum Zukunftsmacher! Was aus Klinsmanns "Schnapsidee" wurde

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Klinsmanns Schnapsidee, die keine war

Wie baut ein Manager einen Bundesliga-Klub strategisch auf? Welches Handwerkzeug benötigt er dafür? Der einstmals belächelte Bernhard Peters formt diese Talente und gibt ihnen den nötigen Input.
Südkoreas neuer Nationaltrainer Jürgen Klinsmann freut sich schon auf Tottenham-Stürmer Heung-Min Son. Der Deutsche bestätigt zudem, dass Andreas Herzog erneut sein Assistent sein wird.
cmichel
cmichel

Als Jürgen Klinsmann im Jahr 2004 Nationaltrainer wurde, krempelte er im deutschen Fußball vieles um. Eine seiner Ideen lautete, Hockey-Bundestrainer Bernhard Peters als Sportdirektor beim DFB zu installieren.

{ "placeholderType": "MREC" }

Das Echo vor 19 Jahren? Einen „Karnevalsscherz“ nannte Berti Vogts diesen Schritt, Weltmeister Jürgen Kohler sprach von einer „Schnapsidee“.

Peters über Hoffenheim zum HSV

„Der Mann, den alle lieben“ - wie ihn die FAZ im Juni 2006 bezeichnete – wechselte nicht zu Klinsmann, sondern erst nach dem WM-„Sommermärchen“ als Direktor für Sport- und Jugendkoordination zur TSG Hoffenheim.

Nach acht Jahren bei den Kraichgauern arbeitete Peters noch von 2014 bis 2018 in ähnlicher Funktion für den Hamburger SV. Der Spiegel schrieb einst, er habe „eine der spektakulärsten Trainerkarrieren Deutschlands“ hingelegt.

{ "placeholderType": "MREC" }

Aus einem Mann, der zu Beginn von der Fußball-Branche belächelt wurde, ist inzwischen einer der wichtigsten Ratgeber geworden. Der frühere DFB-Sportdirektor Oliver Bierhoff suchte regelmäßig den Austausch mit Peters, auch ein ausländischer Präsident wie Antonio Percassi von Atalanta Bergamo klopfte an und hörte genauestens zu.

Lesen Sie auch

Aus der „Schnapsidee“ wurde eine Zukunftsmacher

Die von Peters mit verfasste und im Oktober 2020 erschienene Lektüre „Zwei gegen eins – Starke Entscheider auf dem Platz“ bezeichnete Trainer Julian Nagelsmann im Buch „Kicken wie die Profis“ von Kai Psotta als „wichtigen Leitfaden und Ratgeber“. Bierhoff nannte es gar die „kleine Bibel für alle Fußballer“. Welch Ritterschläge aus erhabenem Mund für den einst als „Karnevalsscherz“ bezeichneten Peters. Doch dazu später noch mehr.

Inzwischen ist aus einer „Schnapsidee“ ein Zukunftsmacher geworden. Peters ist Initiator des „High Performance Sports Institute“ in Hamburg. Das Ziel: Entwicklung von Identifikationsfiguren und (wirtschaftlichen) Werten.

Führungskräfte wie Pirmin Schwegler (Lizenzspielerleiter in Hoffenheim), Manuel Baum, Patrick Fabian (Sportchef in Bochum), Kim Falkenberg (Kaderplaner in Leverkusen) oder Sebastian Frank (Scout bei Eintracht Frankfurt) gingen dort in die Lehre und hörten genau hin.

{ "placeholderType": "MREC" }

Die Weiterbildung geht über mehrere Monate, die Absolventen müssen sechs Module, beispielsweise „Strategie und Führung“, „Spielidentität und Trainingskonzeption“ oder „Talent- und Kaderentwicklung“, abschließen.

Peters erklärt: „Wir betreiben Kompetenzentwicklung“

Im Gespräch mit SPORT1 erklärte Peters seinen Kernpunkt: „Wir betreiben Kompetenzentwicklung im Kernbereich Sport. Dabei geht es darum, wie so eine Pyramide von unten nach oben aussieht.

Diese Pyramide wird ausgehend vom Kinderfußball über den Jugendbereich, leistungsambitionierten Jugendbereich und Elitebereich immer spitzer. Welches Personal benötige ich, um die Talententwicklung optimal voranzutreiben? Wie bilde ich meine Mitarbeiter aus, damit diese Pyramide von unten bis oben homogen entwickelt wird?“

Die Teilnehmer, die auch aus anderen Sportarten wie Handball, Basketball, Hockey oder Volleyball kommen, wollen ihre Führungskompetenz und inhaltliche Kompetenz ausbauen und „noch stärker in ihrer Führung“ werden. In diesen sechs Modulen, die jeweils drei Tage dauern, wolle man herausarbeiten, „wie ein Verein eine Identität entwickelt“.

Absolvent Baum: Klare Strukturen statt Bauchgefühl

Baum, seit 1. Juli „Sportlicher Leiter Akademie“ bei RB Leipzig, nutzte die Zeit, die er als vereinsloser Trainer hatte und absolvierte den Lehrgang bei Peters. In Gesprächen mit ihm schwärmt er von dessen Erfahrungswerten, die er in den Schulungen weitergebe.

Peters fördere dabei Eigenschaften wie strukturiertes Denken, er helfe den Absolventen, Projekte mittel- und langfristig auszulegen und zeige völlig neue Perspektiven auf. Die Auseinandersetzung mit anderen Sportarten wird dabei von den teilnehmenden Fachkräften unisono als wertvoll angesehen.

Verhältnis zu Vogts? „Hat verstanden, warum Klinsmann mich haben wollte“

Zukunftsmacher Peters zeigt auf, wie vollumfassend die Arbeit bei einem Verein gesehen werden muss. Wie ticken die Fans? Welche Eigenschaften sind den Sponsoren wichtig?

Wer in Frankfurt anheuert, den erwartet eine andere Arbeit als in Leipzig oder Wolfsburg. Diese vielen verschiedenen Faktoren müssen in eine Spielidentität übersetzt werden. Kulturen und Werte eines Vereins sollten bei den eigenen Überlegungen eine wichtige Rolle einnehmen.

Peters gibt sein gesammeltes Wissen, seine große Erfahrung weiter. Er zieht im Hintergrund die Strippen und bringt die Führungskräfte in den Profi-Sportarten noch weiter nach vorne.

Und was sagt eigentlich Berti Vogts dazu? „Ich habe ein gutes Verhältnis zu ihm“, verriet Peters und erklärte versöhnlich: „Als mich Jürgen Klinsmann und Berti Vogts in Hoffenheim besuchten, habe ich auf einem großen Screen Ideen gezeigt, wie wir die Akademie aufbauen und Trainer führen. Danach hat Berti respektvoll gesagt, dass er nun endgültig verstanden habe, warum Jürgen Klinsmann mich als Sportdirektor haben wollte.“