Bundesliga>

BVB: Wird Nagelsmann wirklich zum Problem für Terzic?

Nagelsmann gefährlich für Terzic?

Nach schwachem Saisonstart sieht sich der BVB erneut mit einer Trainer-Diskussion konfrontiert. Dass ausgerechnet Ex-RB und Ex-Bayern-Trainer Julian Nagelsmann dabei Thema ist, entschärft die Debatte nicht.
Julian Nagelmann (l.) ist aktuell vereinslos
Julian Nagelmann (l.) ist aktuell vereinslos
© IMAGO/motivio
Nach schwachem Saisonstart sieht sich der BVB erneut mit einer Trainer-Diskussion konfrontiert. Dass ausgerechnet Ex-RB und Ex-Bayern-Trainer Julian Nagelsmann dabei Thema ist, entschärft die Debatte nicht.

Edin Terzic war nach dem 2:2 gegen Aufsteiger Heidenheim richtig bedient. „Es ist schwer, das Ganze zu erklären“, sagte der BVB-Coach. „Wir haben es unnötig wild werden lassen. Spitzenmannschaften passieren solche Dinge nicht.“

Der Trainer schimpfte weiter: „Wenn wir damit nicht aufhören, wird es sehr schwer sein, irgendwann mal was zu feiern.“ 98 Tage nach dem Meister-Drama läuft Borussia Dortmund der Musik schon wieder hinterher.

Nach nur drei schwachen Ligaspielen gegen die Underdogs Köln (1:0), Bochum (1:1) und Heidenheim (2:2) haben die Schwarzgelben schon vier Zähler Rückstand auf die Konkurrenz aus München und Leverkusen.

Diverse mediale Lautsprecher und vor allem aufgebrachte Fans in den Sozialen Netzwerken brachten prompt Ex-Bayern-Coach Julian Nagelsmann (36/Vertrag bis 2026) als möglichen Nachfolger von Edin Terzic ins Spiel.

Dabei steht der 40 Jahre alte Coach nach SPORT1-Informationen bei den BVB-Bossen überhaupt nicht zur Debatte.

„Nagelsmann hängt Terzic natürlich irgendwie im Nacken“

„Nagelsmann hängt Terzic natürlich irgendwie im Nacken“, berichtet SPORT1-Chefreporter Patrick Berger in einer neuen Ausgabe des SPORT1-Podcast „Die Dortmund-Woche“. „Aber Terzic hat die Hausmacht beim BVB. Sowohl Watzke als auch Kehl sind von diesem Trainer überzeugt. Daran ändern auch die drei Spiele zum Auftakt nichts.“

Ins gleiche Horn stößt auch Bergers Podcast-Kollege Oliver Müller: „Die BVB-Führung hat sich seit Klopp für keinen Trainer mehr so starkgemacht wie für Terzic. Wir wissen beide, dass der BVB weiterhin davon überzeugt ist, den Turnaround mit Terzic zu schaffen“, berichtete der langjährige BVB-Experte.

Und trotzdem brachte die Bild-Zeitung Nagelsmann ins Spiel und bezeichnete den vor sechs Monaten bei den Bayern entlassenen Coach als eine Art „Schattenmann“.

Für Rekordnationalspieler und TV-Experte Lothar Matthäus ist die Art und Weise, wie die BVB-Mannschaft Fußball spielt, „das größte Problem“ für Terzic. Erneute Auftritte wie in den Auftaktpartien könne sich der Coach „nicht leisten“, schrieb Matthäus in seiner Sky-Kolumne: „Sonst wird es wirklich ungemütlich für ihn.“

Terzic: „Gehört zu den besten BVB-Trainern“

Bislang ist Terzic, der mit einem Punkteschnitt von 2,0 in 82 Spielen immer noch zu den besten BVB-Trainern gehört und der nur drei der vergangenen 27 Spiele verloren hat, noch fest im Sattel.

Dortmund-Experte Berger weiß aber: „Wenn irgendwann die sportlichen Ziele in Gefahr geraten, wenn man punktetechnisch abgehängt wird von Bayern, Leverkusen oder Leipzig, dann wird man über ihn nachdenken. Die Champions-League-Gruppe ist zudem mit Milan, Paris und Newcastle die schwerste von allen. Wenn es auch da nicht funktioniert, so wie damals unter Rose, wird man intern reden müssen.“

Außerdem: „Solange steht Terzic nicht zur Debatte. Und ich finde, dass das bei aller Kritik, die es aktuell wegen der Spielweise geben muss, auch der richtige Weg ist. Man kann nicht nach drei Spielen, vor allem nach dieser guten Rückrunde, einfach so die Reißleine ziehen. Ein bisschen Zeit und Geduld, auch wenn die Fans das nicht so gerne hören wollen, sollte es schon geben.“

Warum der Name Nagelsmann aktuell im Dortmunder Umfeld aufploppt, ist der Tatsache geschuldet, dass es der BVB in den vergangenen Jahren immer wieder mal beim Trainertalent probiert hat. „Er ist kein Unbekannter in Dortmund“, sagt Berger. „Er war schon zwei Mal kurz davor, beim BVB zu übernehmen.“

Müller führt aus: „Der BVB hat in der Vergangenheit mehrfach die Angel nach ihm ausgeworfen. Einmal war er in Hoffenheim und der BVB hatte Lucien Favre bereits geholt. Favre hatte sich in seiner ersten Saison eine relativ gute Ausgangsposition im Kampf um die Deutsche Meisterschaft erarbeitet.“

Nagelsmann beim BVB mehrfach Thema

Weshalb also Aufregung hineinbringen? „Man hatte damals neun Punkte Vorsprung auf die Bayern. Hätte man frühzeitig im Winter mit Nagelsmann Nägel mit Köpfen gemacht, hätte man Unruhe reingebracht. Das große Ziel Meisterschaft wollte man da nicht gefährden“, so Müller.

Es habe „noch eine weitere Situation“ gegeben, „aber auch da hat es nicht geklappt“, so Müller. „Die Tür war dann komplett zu, als sich Nagelsmann für Leipzig und später Bayern entschieden hatte. Er ist aber nunmal auf dem Markt. Das sorgt natürlich für Spekulationen.“

In den nächsten Wochen muss Terzic wieder Siege einfahren und die Fans hinter sich kriegen. Nach einer internen Analyse mit Watzke und Kehl, zu dem das Verhältnis schon mal besser war, geht der Blick bei den Dortmundern nach vorne.

Nach der Länderspielpause gastieren die Schwarzgelben am 16. September beim SC Freiburg.

Übrigens: Nagelsmann ist nicht nur ein „Schattenmann“ für Terzic. Auch beim DFB könnte er zum Thema werden, für den Fall, dass Bundestrainer Hansi Flick die beiden Länderspiele gegen Japan und Frankreich in den Sand setzt.

Im Podcast „Die Dortmund-Woche“ sprechen SPORT1 Chefreporter Patrick Berger und SPORT1 Reporter Oliver Müller über die aktuellen Themen bei Borussia Dortmund. In Folge 78 geht es um die aktuellen Probleme beim BVB, die Gerüchte um Julian Nagelsmann und einen Zoff zwischen Schlotterbeck und Terzic. Der SPORT1-Podcast „Die Dortmund-Woche“ ist immer dienstags auf podcast.sport1.de, in der SPORT1 App und auf den gängigen Streaming-Plattformen Spotify, Apple Podcasts, Amazon Music, Deezer und Podigee abrufbar.