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Markus Babbel spricht über Suizid seines Bruders, eine schwere Erkrankung und einsame Phasen

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Markus Babbel spricht über Suizid seines Bruders, eine schwere Erkrankung und einsame Phasen

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Babbel spricht über Suizid von Bruder

Markus Babbel spricht über die dunklen Phasen in seinem Leben. Der ehemalige Bayern-Spieler musste einiges durchmachen.
Der STAHLWERK Doppelpass vom 28. Mai in voller Länge zum Nachschauen - unter anderem mit dem Europameister von 1996, Markus Babbel.
SPORT1
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von SPORT1

Markus Babbel hat in seinem Leben einiges durchgemacht. In seiner jüngst erschienenen Autobiografie „It‘s not only Football“ verarbeitete der Europameister von 1996 den Selbstmord seines Bruders, schwere gesundheitliche Rückschläge und einsame Phasen.

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Babbels Bruder Gerhard hatte sich das Leben genommen, als der spätere Bayern-Spieler gerade bei der U17-Nationalmannschaft war. Damals wusste er nicht, wie er mit der Situation umgehen soll.

„Es war so: Ich hatte einen Tresor in mir, da schluckte ich alles runter und warf den Schlüssel weg, damit ich ihn nie wieder finde. Ich habe versucht, die Emotionen zu verdrängen“, sagte Babbel, der am Sonntag im STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1 zu Gast ist, in einem Interview mit der AZ.

So schloss Babbel Frieden mit dem Selbstmord seines Bruders

Erst die Arbeit an seiner Biografie änderte das. „Die Arbeit am Buch hat mir geholfen, dass ich dorthin gehen konnte, wo es richtig wehtat, wo die offenen Wunden waren. Es hat mir geholfen, die vergrabenen Emotionen zu verarbeiten und zu verdauen. Und vor allem: meinen Frieden damit zu finden.“

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2001, ein Jahr nach seinem Wechsel vom FC Bayern zum FC Liverpool, musste Babbel einen weiteren privaten Rückschlag hinnehmen. Nachdem er sich von seiner damaligen Frau getrennt hatte, erkrankte er am Pfeifferschen Drüsenfieber.

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Babbel war damals beim selben Arzt in Behandlung wie auch der Ex-Profi Olaf Bodden, der wegen der gleichen Krankheit bis heute als Folgeerscheinung am Chronischen Erschöpfungssyndrom leidet und im Rollstuhl sitzt.

„Ich war beim selben Immunologen wie er. Wir haben meinen Immunspiegel gemessen, er war bei 0,16. Der Immunologe sagte: ‚Ob wir das noch hinkriegen, weiß ich nicht.‘ Wie bitte? Dann erzählt er mir, dass Boddens Immunspiegel bei 0,12 war. Ich war kurz davor, denselben tragischen Weg einzuschlagen wie Olaf Bodden“, sagte Babbel.

Babbel gab Pressekonferenz trotz Erkrankung

Er habe das Glück gehabt, wieder gesund zu werden: „Die Krankheitsgeschichte gehört zu meinem Leben dazu und ich bin stolz darauf, dass ich den großen Kampf gewonnen habe.“

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Doch auch für Babbel war das Pfeiffersche Drüsenfieber nicht ohne Folgen geblieben, er war in der Folge am Guillain-Barré-Syndrom erkrankt - einer Nervenkrankheit, bei der es zu Muskellähmungen mit Todesfolge kommen kann.

Geschwächt musste Babbel im Krankenhaus damals in München eine Pressekonferenz geben, weil die Ärzte sich durch den anhaltenden Medienrummel um seine Person gestört fühlten.

„An den Reaktionen auf mich habe ich gemerkt, dass ich nicht gesund ausschaute. Das war erschütternd“, sagte Babbel über den Termin. Geholfen habe ihm sein Sportgeist: „Wenn es Widerstände gibt, überwinden wir sie.“

Nach einer Weile wurde ihm von den Ärzten beigebracht, dass man nicht wisse, wann mit Besserung zu rechnen sei: „Ich musste Geduld beweisen, das habe ich nun gewusst. Ich hatte deswegen nie ein Problem damit, dass ich mental in ein Loch gefallen wäre oder tot gewesen wäre. Die Probleme kamen erst, als ich dann wieder einigermaßen fit war und nach England kam - ins leere Haus.“

„Ich hätte damals psychologische Hilfe gebraucht“

Früher habe das Haus gelebt, als die Kinder noch da waren. „Nun konnte ich die Wände auf mich zukommen sehen. Da habe ich den Honigtopf für mich entdeckt und bin dabei hängengeblieben.“

Das Fußballspielen war bei Liverpool nach der Erkrankung noch nicht wieder möglich. „Ich war wieder fit, aber das normale Familienleben, das mich ausgezeichnet hatte, war nicht mehr da. Dann fängst du an, Sachen zu machen, die kontraproduktiv sind. Ich wollte in Liverpool spielen, aber es war mir einfach nicht möglich.“

Babbel hatte einen „inneren Zwang, rauszugehen, in eine Bar, um ein Bier zu trinken. Und aus einem sind dann schnell fünf oder sechs geworden. Ich habe mir damit sicher keine Gefallen getan.“

Heute weiß Babbel: „Ich hätte damals psychologische Hilfe gebraucht, aber auf den Trichter bin ich nicht gekommen. Ich kann mich glücklich schätzen, dass es mir jetzt so gut geht und alles seinen guten Gang genommen hat.“

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Anmerkung der Redaktion: Wenn Sie sich selbst von Depressionen und Suizidgedanken betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (http://www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die schon in zahlreichen Fällen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen konnten.