Am Ende wurde es alles zu viel für Martin Hinteregger. Formschwächen? Nicht erlaubt! Markige Sätze? Nicht gewünscht! Fehler auf oder neben dem Platz? Wurden in den Medien deutlich thematisiert.
So sieht Hintereggers Alltag aus
Der Österreicher polarisierte, er war der etwas andere Profi. Die Fans von Eintracht Frankfurt liebten den Mann, der im Sommer 2022 die Reißleine zog. Hinteregger war mit den Hessen auf dem Olymp angekommen, feierte den Europa-League-Titel ausgelassen – und beendete wenige Wochen später die Karriere.
Hinteregger: „Am Ende konnte ich mich kaum aufraffen“
„Als Profi bin ich gegen halb neun aufgestanden, am Ende konnte ich mich kaum aufraffen“, sagte der inzwischen 31-Jährige im Gespräch mit dem Sportbuzzer. Manch ein Kollege und enger Vertraute von Hinteregger spürte schon nach dem großen Sieg im Camp Nou die Kraftlosigkeit des gebürtigen Kärntners.
Spätestens in dieser historischen Eintracht-Nacht erlangte Hinteregger vor mehr als 30.000 mitgereisten Anhängern Legenden-Status. In der 124-jährigen Vereinsgeschichte gab es kaum einen besseren und konstanteren Innenverteidiger als ihn.
Hinteregger landete ganz oben, weil er sich auf dem Feld stets zerrissen hat. Ihm tat es weh, wenn die Fans nach dem Stadionbesuch enttäuscht nach Hause gefahren sind.
„Wichtig ist es, von Minute 1 bis 90 seine Topleistung zu bringen“, betonte er und fügte kritisch an: „Heute denken viele, es ist wichtiger, in den Kraftraum zu gehen, sich einen Shake zu holen oder nach dem Spiel ins Kältebecken zu gehen. Vielleicht hilft das, vielleicht aber auch nicht.“
Wirbel um Zusammenarbeit mit rechtem Politiker
Man spürt an solchen Sätzen, warum er für sich keinen Platz mehr in diesem Business sah. Und plötzlich wackelte Mitte 2022 auch noch sein Image.
Die Geschäftsbeziehungen mit dem als rechtsextrem bekannten Ex-FPÖ-Politiker Heinrich Sickl rund um den „Hinti-Cup“ rückten in den Fokus. Hinteregger distanzierte sich, er verurteile „rechtes, menschenverachtendes Gedankengut“. Die Diskussionen waren aber für die Eintracht und ihn kaum noch zu einzufangen.
18 Monate später sieht die Welt für Hinteregger anders aus. Er stehe „um sieben Uhr auf“ und gehe „gern aus dem Haus“. Hinteregger arbeitet „rund um die Uhr“ mit Kindern und nebenbei „noch an zwei größeren Bauprojekten“.
In der Öffentlichkeit taucht der frühere Profi nur noch selten auf. Doch wenn Hinteregger spricht, dann will er Dinge auch geraderücken.
Diesen Satz bereut Hinteregger nicht
Der Blick geht daher zurück auf den 26. Januar 2019. Der FC Augsburg verlor sang- und klanglos mit 0:2 bei Borussia Mönchengladbach. Hinteregger wurde nach Abpfiff auf seinen Coach Manuel Baum angesprochen und antwortete: „Ich kann nichts Positives über ihn sagen und will auch nichts Negatives sagen.“
Der FCA sanktionierte ihn mit einer „drastischen Geldstrafe“, suspendierte ihn vom Training und legte ihm kurz darauf nahe, sich einen neuen Klub zu suchen. Fünf Tage später heuerte er bei der Eintracht an und wurde rasch zum Publikumsliebling.
„Man warf mir vor, ich hätte den Satz gesagt, weil ich mich wegstreiken wollte. Das stimmt nicht. Dafür wäre ich gar nicht clever genug gewesen“, scherzte er rückblickend und trat damit diesem Vorwurf entgegen.
Mit Baum habe er sich „immer blendend verstanden“. Bereuen, so Hinteregger weiter, „möchte ich den Satz aber nicht, dadurch kam der Wechsel nach Frankfurt zustande, da war die schönste Zeit meiner Karriere“.