Oliver Ruhnert, der Manager von Union Berlin, hat die Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle im Stadteil Köpenick in den letzten zwei Wochen sehr beeindruckt. Dass ihr Sportchef zu den uneitelsten Typen im Bundesliga-Geschäft gehört, ist ihnen bekannt.
Ruhnert hat ein neues Level erreicht
Dass Ruhnert jetzt, in der größten Krise seiner Amtszeit, die im Gegensatz zu vergangenen Union-Zeiten mittlerweile auch national beleuchtet und bewertet wird, in Sachen Einsatz und Arbeitseifer aber noch mal ein anderes Level erreicht, das hat den Mitarbeitern imponiert.
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„Man sagt das immer schnell, aber er hat in den letzten Wochen wirklich rund um die Uhr gearbeitet. Manchmal hatten wir das Gefühl er ist an zwei bis drei Orten gleichzeitig“, berichtet einer, der auch schon seit mehreren Jahren für den Verein arbeitet. Ruhnert hat die Verantwortung für den sportlichen Absturz, nach Jahren des Höhenflugs, zu einhundert Prozent auf seine Kappe genommen, intern noch deutlicher als nach Außen.
Die Trainerfindung leitete der Geschäftsführer Profifußball seit dem Aus von Urs Fischer am 15. November persönlich und unermüdlich an. Den idealen Nachfolger für den beliebten Schweizer zu finden, der wieder genauso gut zum Verein, aber vor allem sportlich zum weiterentwickelten Kader passt, war während der zwölftägigen Bundesligapause die Aufgabe, der er sich vollumfänglich verschrieben hatte.
Dass Ruhnert und Vereinsboss Dirk Zingler, mit dem er jede Entwicklung beinahe in Echtzeit besprach, nicht den einfachsten Weg gingen und auf eine typische Bundesligalösung setzten, spricht für sie. Sie wogen jede Option, jeden auch von Beratern angebotenen Kandidaten genau ab. Am Ende gab immer das sportliche und zu keinem Zeitpunkt das rein persönliche Profil des Anwärters den Ausschlag.
Der neue Mann an der Seitenlinie
Welchen Fußball lässt der neue Cheftrainer spielen, wie konsequent bleibt er, wenn öffentliche Kritik kommt und der Druck steigt? Wie ging er mit vergleichbaren Situationen in der Vergangenheit um? Und eben nicht, wie gut sind seine Interviews und wie funktioniert er in der Öffentlichkeit? Authentizität war für Ruhnert, so ist es zu hören bei Union, eines der allerwichtigsten Kriterien.
Nenad Bjelica bot den Entscheidern im Grunde alles, wonach sie suchten. Auch die Sache mit dem Einstieg mitten in der vielleicht größten Stressphase der Saison, unmittelbar vor einem sehr wichtigen Champions League-Spiel in Braga, war ein Aspekt.
Spaniens Fußballlegende Raúl war entgegen diverser Meldungen nie ein heißer Kandidat, kam als Gerücht aber gelegen, da Ruhnert im Schatten der Schlagzeilen andere Gespräche führen konnte. Vor allem die geringe Erfahrung als Trainer ließ die Raúl-Idee verblassen.
Der Weg mit Bjelica ist ein typischer Union-Weg. Auch Urs Fischer kam 2018 nicht aufgrund seines Namen, sondern weil die Organisation, mit der er den FC Basel erfolgreich spielen ließ, Ruhnert überzeugt hatte. Und weil Fischer, das spürte Ruhnert nach den ersten Gesprächen, menschlich gut passte.
Bei Bjelica soll es wieder so sein. Die Chancen sind definitiv gegeben.