In der Rolle des Hellsehers fühlte sich Joshua Kimmich sichtlich unwohl. „Ich weiß es nicht“, sagte der Nationalspieler von Bayern München auf die Frage, ob es nach seiner Schulterverletzung doch noch für den Titel-Kracher bei Bayer Leverkusen reichen werde: Um das vorherzusagen, meinte Kimmich, „bräuchte ich eine Glaskugel“.
Pavlovic glänzt bei Bayern als Kimmich-Ersatz
Schlägt bei ihm jetzt Nagelsmann zu?
Die hat keiner beim deutschen Rekordmeister, gebangt oder gezittert wird dort allerdings nicht um den Einsatz des angeschlagenen Mittelfeldchefs beim Tabellenführer (Samstag, 18.30 Uhr im LIVETICKER). Und das liegt vor allem an einem Mann: Kimmich-Stellvertreter Aleksandar Pavlovic ist zwar erst 19 Jahre alt, spielt aber abgeklärt wie ein Routinier - und so gut, dass die Bosse schon Fragen zu einer möglichen DFB-Karriere des Youngsters beantworten müssen.
Bayern-Bosse schwärmen von Pavlovic
„Wenn er so weitermacht, wird er sicherlich seine Chance kriegen“, sagte Präsident Herbert Hainer bei Sky. „Ob das jetzt schon zur EM der Fall sein wird, wird sich zeigen“, ergänzte er, „das muss auch wachsen.“ Erwachsen geworden ist Pavlovic aber schon in Rekordzeit.
Gegen Gladbach (3:1) bestritt er am Samstag erst sein neuntes Bundesligaspiel und das dritte über die volle Distanz, doch der Teenager spielte wieder souverän wie ein alter Hase. Lauffreudig, passsicher und torgefährlich: Nach der abermals herausragenden Vorstellung gab es viel Lob für das Eigengewächs.
„Wunderbar anzuschauen“ befand Vorstandschef Jan-Christian Dreesen, „echt klasse“, lobte Hainer. Und Trainer Thomas Tuchel schwärmte: „Er spielt sehr selbstbewusst, ein feiner Fußballer - und noch viel wichtiger: ein super feiner Kerl. Dickes Kompliment.“
Pavlovic: Vom Balljungen zum Goalgetter
Pavlovic, der zuletzt schon in Augsburg (3:2) das wichtige erste Tor erzielt hatte, krönte seine Leistung abermals mit dem ersten Münchner Treffer - seiner Premiere in der Allianz Arena.
„Ich lebe meinen Traum“, sagte er mit leuchtenden Augen. „Ich war hier mehrere Jahre Balljunge. Jetzt ein Tor vor diesen Fans zu erzielen, ist einfach nur fantastisch. Der FC Bayern bedeutet mir alles!“
Und die Nationalmannschaft? Im November 2023 debütierte der Sohn serbischer Eltern, der schon mit sieben Jahren in die Bayern-Jugend wechselte, in der deutschen U20-Auswahl. Auf seiner Position hätte aber auch Bundestrainer Julian Nagelsmann Bedarf. Gab es schon Kontakt? „Dazu sage ich nichts“, meinte Pavlovic mit einem breiten Grinsen.
Pavlovic zur EM: SPORT1-User zwiegespalten
Ob Pavlovic tatsächlich bereits einer für die Nationalmannschaft, wird bei den Usern von SPORT1 durchaus kontrovers diskutiert. Die Mehrheit scheint da eher noch skeptisch zu sein.
So schreibt SPORT1-User „kianschlich“: „Ich will seine Leistung ja nicht schlecht reden, aber wenn wir weiter jeden, der ein paar gute Spiele macht, direkt in den DFB-Kader stecken, wird es nur noch schlimmer, als es ohnehin schon ist. Lasst ihn erstmal seine Leistungen bestätigen und dann kann man irgendwann gucken.“
SPORT1-User „4ballers_“ schlägt in die gleiche Kerbe: „Der Typ ist 19 und hat grad mal eine Handvoll Bundesligaspiele gemacht...wartet doch mal seine Entwicklung ab und fangt jetzt nicht schon wieder an das nächste große Talent kaputt zu hypen.“
Auch SPORT1-User „danny_kapp1999″ reagiert zurückhaltend: „Bei allem Respekt gegenüber ihm und seinen Leistungen, aber da haben es eher andere verdient, eher mitzukommen. Ein Andrich gehört zum Beispiel viel eher in den Kader zumal er a) ein richtger 6er ist und b)er flexibel einsetzbar ist.“
Andere sehen eine Nominierung positiver.
SPORT1-User „felipe130896″ meint: „Also wenn‘s bei Can gereicht hat...Aber lasst die Entscheidung doch bei Nagelsmann und ihm. Und der Anspruch „für EM qualifiziert“ ist ja erreicht. Kann also nicht schlimmer werden. Und selbst die Quali wurde nur durch die Heim-EM ermöglicht. Es bleibt spannend.“
Und SPORT1-User noahkessler_1 schreibt: „Wir brauchen in der Nationalmannschaft genauso eine Holding 6 wie bei Bayern. Und wenn Pavlovic die bei Bayern wird, sollte sich die Frage für die Nationalmannschaft von alleine beantwortet haben.“
SPORT1-User „lugge_0611″ bringt noch ein anderes Argument ins Spiel: „Gib ihm ein schnelles A-Länderspiel, dass er sich nicht für Serbien entscheiden kann...dann kannst du ja noch abwarten.“
Pavlovic ein Sieggarant für die Bayern
Fest steht: Für die Bayern ist „Aleks“ ein echter Sieggarant: Wann immer er in der Bundesliga zum Einsatz kam, gab es drei Punkte.
„Es überrascht mich nicht“, sagte Thomas Müller über den Wert des jungen Kollegen, „er macht sich keinen großen Kopf, sondern arbeitet. Er ist sehr laufstark und fleißig, was auf der Position ganz wichtig ist, und ergänzt sich mit Leon (Goretzka) sehr gut.“
Kann Pavlovic sogar die „Holding Six“ sein, die sich Tuchel so sehr wünscht? Tuchel widersprach. Pavlovic sei „eher ein spielender Sechser“ wie Kimmich, Goretzka oder Konrad Laimer, nicht der klassische Abräumer.
Diesen planen die Bayern im Sommer für viele Millionen Euro zu verpflichten. Um vorherzusagen, dass sich Pavlovic dann wieder hinten anstellen muss, braucht es keine Glaskugel.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)