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Bayern-Legende äußert klaren Trainer-Wunsch

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Bayern-Legende äußert klaren Trainer-Wunsch

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Bayern-Legende hat Trainer-Wunsch

Bayerns Torwart-Legende Sepp Maier feiert seinen 80. Geburtstag. Im exklusiven Interview mit SPORT1 spricht er über die aktuelle Situation beim Rekordmeister, Franz Beckenbauer und seinen Wunschtrainer als Tuchel-Nachfolger.
Franz Beckenbauer wird für viele als einer der größten Fußballer aller Zeiten in Erinnerung bleiben. Auch Torwart-Legende Sepp Maier hat nur lobende Worte für seinen ehemaligen Mitspieler übrig.
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Sepp Maier, die Torwart-Legende des FC Bayern, wird am Mittwoch 80 Jahre alt. Er war fast zwei Jahrzehnte lang Schlussmann der Münchner und später Torwarttrainer der deutschen Nationalmannschaft (1988-2004) und des Rekordmeisters (1994-2008).

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Im exklusiven Interview mit SPORT1 spricht er über sein Leben, Franz Beckenbauer und die aktuelle Situation beim FC Bayern. Außerdem verrät Maier seinen Wunschtrainer als Nachfolger von Thomas Tuchel.

SPORT1: Herzlichen Glückwunsch zu Ihrem 80. Geburtstag, Herr Maier. Wie feiern Sie?

Sepp Maier: Ich bin mit meiner Frau (Monika, d. Red.) auf Mauritius und werde in den nächsten zwei Wochen viel Golf spielen. Es wird ein Golfturnier unter dem Namen „Sepp Maier Golf Trophy“ gespielt mit 55 Golfern aus ganz Europa. Dieses wird schon seit 15 Jahren veranstaltet und es nehmen dort 50 Prozent Stammgolfer und neue Golfer teil. Leider wird die Geburtstagsfreude etwas getrübt durch den Tod vom Franz (Franz Beckenbauer, d. Red.) und von Andy (Andreas Brehme, d. Red.). Andy und ich hatten einen ähnlichen Humor. Und mit Franz habe ich so viel erlebt. Ich werde an meinem Geburtstag ein Gläschen auf die beiden trinken. Und natürlich auch auf Gerd (Müller, d. Red.), der mir nach wie vor sehr fehlt.

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Franz Beckenbauer? „Wir waren wie ausgelassene Kinder“

SPORT1: Wie sehr vermissen Sie Franz Beckenbauer?

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Maier: Sehr. Der liebe Franz fehlt mir einfach. Mir fehlt er nicht nur als Freund, sondern auch als liebenswerter Ratgeber, mit dem ich durch fast mein ganzes Leben gegangen bin. Ich bin nur beruhigt, dass er nicht zu lange leiden musste. Ich sage immer: Den Tod muss man nicht rufen, er kommt von ganz alleine. Und ich bin der Nächste aus der bekannten Bayern-Achse. Andy muss man aber auch in einer Reihe mit den Größen im deutschen Fußball nennen, wie den Franz oder Fritz Walter. Ich war geschockt, als ich vergangene Woche von seinem Tod erfuhr. Aber die müssen jetzt da oben noch etwas warten auf ihren Torhüter. Ich möchte 100 Jahre alt werden. Das habe ich zuletzt auch zu Freunden gesagt. Und ich hoffe, dass mir das gelingt.

SPORT1: Gibt es eine besondere Anekdote mit dem Kaiser?

Maier: Es gibt jede Menge, ich will da gar keine einzeln hervorheben. Wir haben 1965 den Bundesliga-Aufstieg auf der Insel Korfu gefeiert und da wurde ganz schön viel Rotwein getrunken. Wir haben es ordentlich krachen lassen, im Hotelflur gab es sogar Elfmeterschießen. Manche Schramme habe ich aus jener Nacht. Jeder Hotel-Gast konnte hören, wie viel Spaß Franz und ich hatten. Unsere Freundinnen hatten früh genug und flüchteten schon auf die Zimmer. Wir waren wie ausgelassene Kinder. Das Ende vom Lied war, dass Franz und ich auf dem Gang schlafen mussten, weil unsere Frauen uns nicht rein ließen. Ich sah ganz schön zerkratzt aus, weil ich ordentlich gehechtet bin nach Franz‘ Elfmetern.

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SPORT1: Wie blicken Sie zurück auf 80 Jahre?

Maier: Sehr zufrieden. Ich habe doch alles erleben dürfen als Sportler und bin dankbar für eine so erfolgreiche Zeit. Auch als Torwarttrainer hatte ich nochmal tolle Jahre. Wenn ich nur an das EM-Halbfinale 1996 zurückdenke, da muss ich heute noch so herzhaft lachen. Es war ein so schönes Erlebnis im Wembley-Stadion mit den Jungs auf dem Rasen zu liegen und zu jubeln. Die Ausbootung durch Jürgen Klinsmann war natürlich nicht so schön, aber wir hegen keinen Groll gegeneinander. Da ist nichts hängen geblieben. Da sind wir wieder beim Lachen. Ich will lieber positiv zurückdenken, anstatt auf jemanden böse zu sein. Das sollten sich manche Herren im heutigen Fußballgeschäft hinter die Ohren schreiben. Ich bin absolut zufrieden mit meinem Leben.

„Uli Hoeneß hat mir das Leben gerettet“

SPORT1: Ein dunkler Moment in Ihrem Leben war sicher der schwere Autounfall im Juli 1979, oder?

Maier: Oh ja. Daran denke ich ungern zurück. Uli Hoeneß hat mir das Leben gerettet. Er war noch ein junger Manager, aber schon mit allen Wassern gewaschen. Uli war damals schon dieser herzensgute Mensch, der er bis heute geblieben ist. Er hat mich damals von Ebersberg ins Klinikum Großhadern verlegen lassen. Das war mein Glück und dafür bin ich Uli ein Leben lang dankbar. Wenn er nicht blitzschnell reagiert hätte, würden wir dieses Interview nicht führen. Uli war mein Schutzengel.

SPORT1: Sie haben 442 Bundesliga-Spiele in Folge bestritten. Wurde es nicht irgendwann langweilig, immer im gleichen Stadion aufzulaufen?

Maier: Echt? Mir war diese Zahl gar nicht so richtig bewusst - ich habe mal ein Interview im Olympiastadion zu meinem 400. Spiel am Stück gemacht, da dachte ich nur „Wow, ganz schön viele Spiele“. Ich habe mal nach meinem schweren Autounfall bereits im Auto sofort zum Sanitäter gesagt, dass ich am Wochenende unbedingt wieder fit sein muss, damit meine Serie hält. Da war er wieder, mein Humor.

SPORT1: Wenn Sie die Plätze und heutigen Trainingsmöglichkeiten an der Säbener Straße sehen - was denken Sie da?

Maier: Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich früher meinen Torraum noch selber mit der Schneeschaufel frei räumen musste, das war ganz normal. Also ich alleine musste ran. Im Winter war der Boden teilweise steinhart. Weil der FC Bayern damals noch eine Eishockey-Mannschaft hatte, habe ich mir von denen eine Eishockey-Torwart-Ausrüstung besorgt, die ich im Training getragen habe. Das sah lustig aus.

Maier: „Habe auch mal überlegt, Schauspieler zu werden“

SPORT1: Ihr zweiter Vorname war Spaß, oder?

Maier: (lacht) Auf jeden Fall. Ich habe immer versucht mit einer gewissen Lockerheit, Probleme von Kollegen oder meine eigenen etwas wegzulachen. Mir war Gaudi in diesem Fußballgeschäft immer extrem wichtig. Ich habe ja auch mal überlegt, Schauspieler zu werden, das hätte mir gelegen. Aber es wäre wohl zu zeitaufwendig gewesen. Auch jetzt im hohen Alter zeige ich manch einem noch, wie schön es ist, nicht alles zu ernst zu nehmen. Wie gern würde ich nochmal mit Franz zusammen lachen.

SPORT1: Weinen Sie auch manchmal?

Maier: Als kleiner Bub habe ich oft geweint und für mich war das auch gar nicht schlimm. Ich hatte nie Probleme, Emotionen zu zeigen. Wer herzlich lacht, darf auch weinen. Gerade im Fußball gehört ja beides irgendwie zusammen, wenn man wie wir nach den Erfolgen im Jubel geweint haben.

SPORT1: Könnte man Sepp Maier mit dem Gaudiburschen Thomas Müller vergleichen?

Maier: Auf jeden Fall, was den Spaßfaktor angeht. Da ticken wir schon gleich. Wenn der Thomas und ich in einem Raum sitzen würden und man diesen abschließen würde, würde uns das gar nicht auffallen, weil wir nur Bayern und Späße im Kopf haben.

Eberl? „Umweg über Leipzig hätte er sich sparen können“

SPORT1: Lassen Sie uns auch über die Aktualität sprechen. Beim FC Bayern rumpelt es ganz schön. Im Sommer muss Thomas Tuchel seinen Spind an der Säbener Straße räumen. Max Eberl ist der neue Sportvorstand. Wir sehen Sie die aktuelle Situation?

Maier: Max ist auf jeden Fall der richtige Mann. Er hat den FC Bayern im Herzen, hätte viel früher kommen sollen. Den Umweg über Leipzig hätte er sich sparen können. (lacht) Und zu Tuchel kann ich nur so viel sagen, dass es am Ende die richtige Entscheidung ist. Tuchel und Bayern? Das hat nicht gepasst. Er ist und bleibt ein toller Trainer, aber es war eine Zweckbeziehung. Herr Dreesen (Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen, d. Red.) und die anderen in der Chefetage beim FC Bayern werden sich diesen Schritt ganz genau überlegt haben. Und ganz ehrlich? Ich glaube, dass Tuchel keine andere Wahl hatte als einer Trennung im Sommer zuzustimmen. Eines steht fest: So viel Unruhe gab es noch nie beim FC Bayern.

SPORT1: Wer wird neuer Bayern-Trainer?

Maier: Bei Alonso gibt es sicher schon Überlegungen und da hat vielleicht sogar schon eine Kontaktaufnahme stattgefunden. Aber ob er wirklich zu haben sein wird? Er ist natürlich der erste Reflex, wenn über einen Tuchel-Nachfolger nachgedacht wird. Ganz ehrlich? Ich würde Sebastian Hoeneß holen. Ich denke, dass man über ihn gerade auch konkret nachdenkt. Er wäre eine charmante Lösung als Bayern-Trainer und leichter zu kriegen als Alonso. Zumal er aus der Bayern-Familie kommt - der Papa ist Dieter Hoeneß und Uli ist der Onkel. Und Sebastian hat schonmal erfolgreich die Amateure trainiert.

SPORT1: Was wünschen Sie sich noch?

Maier: Ich will einfach gesund bleiben, weiter Golf spielen können und hoffe, dass ich die 100 voll mache. Franz muss noch etwas warten auf mich. Ich darf regelmäßig in Interviews über den FC Bayern reden, das ist doch auch was. Ich gerate nicht in Vergessenheit, das freut mich sehr.

SPORT1: Was sollen die Leute mal über Sie sagen?

Maier: Sie sollen mich immer in guter Erinnerung behalten. Als Torwart, Spaßvogel und guten Typen. So, wie den Franz und den Andy. Aber ich bleib‘ euch schon noch erhalten … das war‘s noch nicht. (lacht)