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FC Bayern und Tuchel vs. Didi Hamann: Woher kommt all die Wut?

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FC Bayern und Tuchel vs. Didi Hamann: Woher kommt all die Wut?

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Woher kommt all die Wut?

Immer wieder geraten Verantwortliche des FC Bayern mit Ex-Profi Didi Hamann aneinander. Längst gilt der Experte beim Rekordmeister als unerwünschte Person. Doch woher kommt diese Antipathie?
Nach dem Sieg des FC Bayern München gegen Borussia Mönchengladbach geht FCB-Trainer Thomas Tuchel TV-Experte Didi Hamann an.
Stefan Kumberger
Stefan Kumberger

Thomas Tuchel konnte einfach nicht anders. Sollten ihn all die Kritiker doch als unsouverän bezeichnen – er musste sich im Gespräch mit SPORT1 einfach Luft machen.

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„Es wurden bewusst Aussagen getroffen, die nicht wahr sind“, sagte der Bayern-Trainer. Ziel seiner Attacke: TV-Experte und Ex-Bayern-Star Didi Hamann. Und das, obwohl der sich bereits bei Tuchel entschuldigt hatte.

Es ist ein neuer Höhepunkt in der Dauerfehde zwischen dem FC Bayern und dem Experten. Doch die Ursachen liegen tiefer. Tuchel gegen Hamann – es ist keine neue Geschichte, sondern die Fortsetzung einer Auseinandersetzung, die seit Jahren läuft und dabei selten sachlich bleibt.

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Rummenigge machte den Anfang

Schon 2015 bezeichnete der damalige Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge Hamann als „Märchenerzähler“. Der FCB versuchte damit frühzeitig, dem Experten des Bezahlsenders Sky einen Stempel aufzudrücken. Zu kritisch, zu unsachlich nahm man dessen Meinungen wahr.

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Auf Rummenigge folgten weitere „Nettigkeiten“, die man Hamann hinterherrief: „Schlechter Experte“ und „Alles-besser-Wisser“.

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Hamann vs. Bayern: 2019 kippte die Stimmung endgültig

Als das Jahr, in dem der FC Bayern endgültig mit seinem Ex-Spieler brach, gilt 2019. Damals veränderte sich das Verhältnis nochmals dramatisch: Von unterkühlt zu frostig.

Der damalige Sportvorstand Hasan Salihamidzic nahm dabei sogar Hamanns Hauptarbeitgeber ins Visier: „Ich glaube nicht, dass Robert Lewandowski ein Problem für Bayern München ist, sondern Didi Hamann ein Problem für Sky“, sagte Brazzo damals und erhielt sofort Rückendeckung vom Patron der Bayern: „Das hat mir sehr gut gefallen“, sagte Uli Hoeneß damals zu SPORT1.

Hintergrund: Hamann hatte prophezeit, Torjäger Robert Lewandowski werde bald „zum Problem für Bayern“. Doch weil es anders kam, gilt diese Auseinandersetzung hinter den Kulissen des FC Bayern als bester Beleg dafür, dass man Hamanns Expertisen nicht ernst nehmen müsse. Und doch tut man es.

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Jüngster Beweis: Das Statement von CEO Jan-Christian Dreesen und Sportdirektor Christoph Freund, in dem man sich weitere unsachliche Kritik aus Hamanns Richtung vehement verbat.

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Bayern einfach zu dünnhäutig?

Was die Frage aufwirft, ob die Bayern – und dabei speziell Tuchel – nicht zu dünnhäutig reagieren. Der Trainer hatte schließlich jüngst beklagt, während seiner Zeit in England mehr Wertschätzung erfahren zu haben als in Deutschland. Hat man auf der Insel also mehr Respekt?

Hamann sieht das - fast erwartbar - anders. In der aktuellen Ausgabe des Spiegel wird er mit den Worten zitiert: „Die Briten sind deutlich rustikaler als die Deutschen. Die fühlen sich nicht so schnell angegriffen. In Deutschland wird Kritik sehr schnell persönlich genommen“. Im Spitzensport werde man eben bewertet. Da müsse man sowas aushalten.

Ähnlich sieht es Felix Magath. Das Urteil des Ex-Bayern-Trainers fällt im STAHLWERK Doppelpass deutlich aus. Tuchel sei „viel zu empfindlich, viel zu unsouverän in der Position, die er hat“. Und weiter: „Das ist bei Bayern so. Das hätte er vorher wissen müssen. Das ist keine neue Art der Bayern-Berichterstattung, das war schon immer so.“

Tuchels Dünnhäutigkeit könnte aber auch daher rühren, dass ihn die Hamann‘sche Attacke diesmal eiskalt erwischte.

Nach dem Spiel der Bayern in Augsburg hatte er dort seine Familie besucht und war anschließend zu einem Fanclubtreffen gereist. Eigentlich zwei Beschäftigungen, die einen Trainer Abstand vom Bundesliga-Stress gewinnen lassen.

Stattdessen fand sich der 50-Jährige plötzlich innerhalb weniger Stunden im Auge eines medialen Sturms. Schuld war Hamann, der Tuchels unverbindliche Schwärmerei für Spanien als Bewerbung für den Trainerjob beim FC Barcelona (fehl)deutete.

Großer Spieler gegen großer Trainer

Ein Faktor der Antipathie der beiden verbalen Streithähne, könnte auch die Tatsache sein, dass sich die Karrieren von Tuchel und Hamann völlig unterschiedlich entwickelten.

Während Hamann als Spieler brillierte, Titel sammelte, aber dann bei seinen Gehversuchen als Trainer in England (2011 war er für 19 Spiele Coach beim Fünftligisten Stockport County) scheiterte, lief es bei Tuchel genau umgekehrt. Als Profi erreichte er nicht die Höhen eines Didi Hamann, reifte dafür aber zu einem Coach von Weltruf – Champions-League-Triumph mit Chelsea inklusive.

Das Problem der Bayern: Hamanns Reichweite ist riesig. Er ist Experte für Sky - in Deutschland und Österreich. Zudem ist er auch in Großbritannien gern gesehener Gast und hat auf X (ehemals Twitter) rund 620.000 Follower.

Außerdem wahrte Hamann immer den Abstand zum Rekordmeister. Während sich andere Ex-Profis gerne im Glanz des FC Bayern sonnen, bleibt der 50-Jährige komplett auf Distanz. „Ich schulde den Bayern nichts, und die Bayern schulden mir nichts“, sagt Hamann dem Spiegel.

Die Fehde wird also weitergeführt werden – und ein Ende ist vorerst nicht in Sicht.