Wen man auch fragt im Fußballzirkus, von Mario Götze haben im Grunde alle eine bemerkenswert hohe Meinung. Wer mit ihm gespielt oder gearbeitet hat, als Teamkollege oder Trainer, ist begeistert von seinen außerordentlichen fußballerischen Fähigkeiten. Und wer Götzes Karriere eher aus der Beobachterrolle verfolgt hat, schätzt längst seine Intelligenz, eben auch in der Karriereplanung.

Mario Götze hat, das wissen alle, Situationen und Rückschläge hinter sich, die andere Hochtalentierte nicht nur früh, sondern vor allem vollends aufs Abstellgleis führten.

Mit der Genialität ist es eben immer so eine Sache. Die Außergewöhnlichen werden von der Öffentlichkeit, Fans, Medien, Experten, auch außergewöhnlich beäugt und stehen, gerade auf der großen Bühne angekommen, unter außergewöhnlichem Druck. Nicht nur auf dem Platz, vor allem daneben. Jeder will etwas.

Erwartungen an Götze waren wahnsinnig hoch

Die Erwartungshaltung an Mario Götze war, nachdem er Deutschland als 22-Jähriger auch noch zum WM-Titel geschossen hatte, viel größer, als dass er sie irgendwie hätte erfüllen können. Dass Götze im Zuge des Wahnsinns, der zwischen BVB, Bayern und Weltmeister-Macher von Rio um ihn tobte, nicht komplett aus der Spur geriet, ist, aus heutiger Sicht, wahrscheinlich die größte und wichtigste Leistung des Superkickers.

Mario Götze hat sich, als alles zu viel wurde und wirklich jeder, und ja nicht nur ihn Deutschland, Tipps und Ratschläge für ihn hatte, wie er denn jetzt wieder „der alte Götze“ würde, neu erfunden.

In einem präzisen Prozess, der nach mehreren gesundheitlich unausweichlichen Auszeiten in die Niederlande nach Eindhoven führte, entwöhnte Götze nicht nur die Öffentlichkeit hinsichtlich ständiger News und Schlagzeilen, sondern nahm, abseits der dauerhaften Observation, ganz neu Anlauf.

Götze der größte Star im Kader

Mario Götze, 31, spielt wieder richtig befreit Fußball, bei Eintracht Frankfurt. Natürlich ist er der größte Star im Kader, aber sie leben es nicht so. Sie lassen ihn einfach Spieler sein. Ein Teil der Mannschaft, wie jeder andere, mehr verlangen sie nicht von Götze. Und mehr verlangt auch er nicht von sich.

Es ist schön zu sehen, dass genau dieses Vertrauen, das gegenseitige Verständnis, Mario Götze extrem wertvoll macht für seinen Verein. Wenn er sein Können abruft, wenn er Spaß hat und sich einbringt, dann entscheidet Götze über die Qualität seiner Mannschaft. Trainer Dino Toppmöller weiß genau um diesen Mehrwert. Beim 3:1 gegen Hoffenheim brachte sich Götze exakt so ein, omnipräsent, einfallsreich und handlungsmutig, wie ihn die Mannschaft benötigt.

„Das hat sich in der Woche angedeutet. Donnerstag war er im Elf-gegen-Elf der beste Spieler im ganzen Training“, verriet Toppmöller Sonntag nach dem Sieg gegen Hoffenheim: „Vorher habe ich zu ihm gesagt, dass ich das verlange, was er im Training gezeigt hat. Dass er vorneweg geht, dass er mehr Box-Präsenz zeigt und Verantwortung übernimmt. Dass er eine hohe Spielaktivität hat.“

Mario Götzes Vertrag haben die Frankfurter bis zum Sommer 2026 verlängert. Sie wissen, dass sie noch viel Freude an ihm haben werden. Weil sie sich verstehen. Und weil er sie genau deswegen stärker macht.