Der Machtkampf beim VfB Stuttgart geht in die nächste Runde. Nachdem die frühere Ministerin Tanja Gönner zur Aufsichtsratschefin bei den Schwaben gewählt wurde, herrscht dicke Luft beim Tabellen-Dritten der Bundesliga.
"Rechtlich fragwürdig!" Wirbel beim VfB Stuttgart - Giftpfeile im Machtkampf
Wirbel im VfB-Machtkampf
Vorausgegangen war ein Machtkampf im Klub, an dessen Ende Präsident Claus Vogt an der Spitze des Gremiums abgewählt wurde.
Machtkampf beim VfB Stuttgart
In einer gemeinsamen Pressemitteilung stellen Vogt und der Vereinsbeirat den Wechsel an der Spitze in Frage. „Der Präsident unseres Vereins wurde am Dienstag in einer außerordentlichen Sitzung als Vorsitzender des Aufsichtsrates der VfB Stuttgart 1893 AG in rechtlich fragwürdiger Weise abgewählt – ob der gefasste Beschluss Bestand haben wird, gilt es notfalls zu klären. Aufgrund der enormen Tragweite und damit verbundenen Auswirkungen der Entscheidung sehen wir uns gegenüber unseren Mitgliedern verpflichtet, in gebotener Kürze Stellung zu nehmen.“
Weiter erklärte die Vereinsspitze: „Unabhängig von persönlichen Befindlichkeiten stellt sich in dieser Situation eine entscheidende Frage: Gehört der VfB wirklich noch seinen Mitgliedern? Die Ereignisse des Dienstags und die nicht mit dem Verein abgestimmte Pressemitteilung zeichnen leider ein anderes Bild.“
Porsche wollte personelle Veränderung
Dem Wechsel vorausgegangen war der Wunsch von Anteilseigner Porsche nach einer personellen Veränderung an der Spitze des elfköpfigen Gremiums. Vogt hatte sich jüngst im Streit um den Investoren-Einstieg bei der DFL für den Erhalt der 50+1-Regel zur Begrenzung des Einflusses von Geldgebern ausgesprochen. Damit sorgte er für Verwunderung im Investorenlager. Als Präsident des Vereins ist er bis 2025 gewählt, er soll allerdings Mitglied im Aufsichtsrat bleiben.
Im Statement nun stellen Vogt und der Vereinsbeirat klar: „Das unseren Mitgliedern gegenüber gegebene Ausgliederungsversprechen war und ist essentiell wie bindend. Einer Abweichung von diesem im Rahmen der Ausgliederung maßgeblichen Versprechen bedarf aus unserer Sicht zwingend einer demokratischen Legitimation durch das oberste Organ unseres Vereins: Der Mitgliederversammlung.“
Dennoch sei nun mit der vermeintlichen Abwahl des e.V.-Präsidenten als Vorsitzender des Aufsichtsrates, des Präsidialausschusses und Leiter der AG-Hauptversammlung ohne jegliche Einbindung der Mitglieder Tatsachen geschaffen worden. Dies sei umso bedauerlicher, als eine solche Entscheidung nur mit Stimmen von e.V. gewählten Aufsichtsräten möglich gewesen sei.
Man glaube, dass die Zusage an den e.V. nach der Ausgliederung der Profiabteilung 2017 in eine AG, „auch in Zukunft keine Entscheidung aus der Hand“ zu geben, aktuell nicht gelebt werde. „Darum werden wir dies im Sinne des Vereins und deren Mitglieder prüfen und agieren“, heißt es in dem Schreiben.
Zudem beruft sich der Vereinsbeirat auf das Versprechen des damaligen Präsidenten Wolfgang Dietrich, „dass der gewählte Präsident des e.V. auch das Kontrollgremium anführen müsse“. Die Abwahl von Vogt stelle deshalb ein „grobes Foul“ dar und könne „so nicht stehen bleiben“.
Aufsichtsratsmitglieder stimmen gegen Vogt
Auch die vorgeschriebene 50+1-Regel zieht der Vereinsbeirat des VfB in Zweifel. Einfluss auf die Führung der Geschäfte der AG könne der Verein „nur über die Mehrheit im Aufsichtsrat nehmen. Mit der Entscheidung vom 12. März wird der Einfluss des e.V. im Aufsichtsrat deutlich geschwächt“.
Am Dienstag verweigerten auf der Aufsichtsratssitzung- offenkundig in Zusammenhang mit dem Einstieg der Porsche AG als Anteilseigner - sieben der elf Kontrolleure dem 54-Jährigen die Gefolgschaft, während sich ein Rat der Stimme enthielt.
Der zwischenzeitlich dem Präsidenten nahegelegte ‚Lösungsansatz‘, aus vorgeschobenen persönlichen oder gesundheitlichen Gründen zurückzutreten, war und ist natürlich keine Option“, erklärte Vogt entrüstet.
Gönner versichert engen Austausch
Gönner hatte bei ihrer Ernennung zuvor versichert „mit alle Mitgliedern, in engem Austausch mit ihnen die Interessen des Vereins bei allen wichtigen Entscheidungen zu vertreten“.
Sie lege „Wert auf eine intensive Zusammenarbeit mit dem Präsidium und dem Vorstand“, betonte Gönner und ergänzte: „Mit den Aufsichtsratsmitgliedern unserer Partner Mercedes-Benz und Porsche bin ich der Meinung, dass in Zukunft die Idealbesetzung des Aufsichtsratsvorsitzenden ein Präsidiumsmitglied des Vereins sein sollte, das von den Mitgliedern direkt gewählt wurde und über die notwendigen fachlichen und persönlichen Voraussetzungen verfügt.“
Wehrle stellt sich hinter 50+1-Regel
Im STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1 hatte der Vorstandsvorsitzende Alexander Wehrle am vergangenen Sonntag einen zu großes Einfluss Porsches bestritten. „Wir haben einen Aufsichtstrat, der aus elf Mitgliedern besteht. Zwei hat Porsche, zwei hat Mercedes. Der e.V. hat im Aufsichtstrat immer die Mehrheit. Man braucht sechs von elf Stimmen, um überhaupt was verändern zu können“, stellte Wehrle klar.
Am Ende sei es die Aufgabe der Aufsichtsratsmitglieder zu entscheiden, ob man eine Veränderung herbeiführen möchte. „Es wird oft suggeriert, dass Porsche alleine was verändern kann. Das geht gar nicht aufgrund von 50+1. Das ist gut so, 50+1 ist das Fundament des deutschen Fußballs.“