Satte zwölf Minuten stand Max Eberl nach dem 5:0 der Bayern gegen Hoffenheim in der Mixed Zone, um die Fragen der Reporterinnen und Reporter zu beantworten. Und gerade weil es sportlich nichts zu meckern gibt, stellten sich die Fragen rund um die Kaderplanung des FC Bayern umso drängender.
Jetzt macht auch Sané Druck
Ob der Noch-Kölner Jonas Urbig oder der Noch-Hoffenheimer Tom Bischof an die Isar wechseln, wollte der Sportvorstand nicht kommentieren. Den Vollzug sich lang anbahnender Transfers kann man schließlich auch später vermelden.

Sanés Leistung setzt Eberl unter Zugzwang
Doch wenn es um die Zukunft der aktuellen Bayern-Spieler geht, kommt Eberl kaum darum herum, sich zu äußern. Gerade bei Leroy Sané ist Schweigen nicht mehr möglich. Der Nationalspieler setzte mit seinen beiden Treffern und der insgesamt sehr guten Leistung ein dickes Ausrufezeichen. Obendrein erneuerte er in den Interviews nach dem Spiel seinen Willen, beim FC Bayern bleiben zu wollen.
Das bringt Eberl in Zugzwang. Konnte er sich bisher vor allem auf die Verhandlungen mit Jamal Musiala und Joshua Kimmich konzentrieren, schiebt sich jetzt Sané immer mehr in den Fokus – auf und neben dem Platz.
„Wie er sich präsentiert hat, ist genau das, was wir von Leroy brauchen. Er hat große Qualität“, erklärte der Bayern-Boss dementsprechend und klang bei seiner Analyse von Sanés Leistung nicht mehr so zurückhaltend wie in den vergangenen Monaten. Er musste die verbale Handbremse lockern.
Die Stars stehen zusammen
Denn mittlerweile übernehmen in Interviews die Stars selbst die Deutungshoheit über Sanés Leistungen. „Manchmal will man ihn wachrütteln, dass er einfach mal macht, und nicht so viel denkt. Heute hat er viel gemacht und wenig gedacht. Das hat gut ausgesehen“, sagte Thomas Müller über seinen Kollegen.
Auch dass das bayerische Urgestein und Jamal Musiala Sanés Interview bei Sky von der Seite beobachteten und ihre Scherze machten, ist ein eindeutiges Zeichen: Die Mannschaft steht zum Flügelstürmer und wünscht sich einen Verbleib. Sané liebevolle Reaktion: „Ich fühle mich wohl, vor allem mit diesen zwei komischen Vögeln“, erklärte der 29-Jährige mit Blick auf seine beiden Kollegen.
Da passt es auch ins Bild, dass es Joshua Kimmich war, der nach Sanés umstrittener Leistung in Gladbach in die Bresche sprang und erklärte: „In Sachen Physis gibt es kaum einen besseren Spieler als ihn. Er kann alle drei Tage marschieren. Hoch und runter sprinten, viel laufen“.
Stars achten auf Kaderplanung
Solche Aussagen sind Balsam für die Seele von Sané und rücken Eberl ins Rampenlicht. Denn er läuft Gefahr, als der Einzige dazustehen, der den Vertrag mit dem 29-Jährigen nicht verlängern will. Egal ob das der Wahrheit entspricht oder nicht – der Eindruck könnte entstehen und die Stars ins Grübeln bringen.
Gerade Musiala und Kimmich achten genau darauf, welchen Kader Eberl für die Zukunft zusammenbaut. Damit sie verlängern, muss die sportliche Perspektive stimmen – das wird auch in den Verhandlungen mit dem Klub deutlich.
„Wenn Joshua Kimmich bei uns am Tisch sitzt und nicht fragen würde, wie die Planungen sind, dann will man so einen Spieler gar nicht haben. Man will einen Spieler haben, der sich mit dem Klub identifiziert und der wissen will, wie wir die Zukunft sehen“, erklärte Eberl am Mittwochabend auf Nachfrage von SPORT1. Sein Problem: Er kann schlecht einem Star die Vertragsverlängerungen der Kollegen versprechen. Dafür sind die Gespräche zu schwierig und eben noch nicht abgeschlossen.
Alle wollen Ergebnisse sehen
Der Druck auf Eberl wächst dementsprechend. Spieler, Fans und Medien wollen Ergebnisse sehen. Und die Bosse sowieso. Das gilt es klug zu händeln. Immerhin ist CEO Jan-Christian Dreesen vorerst noch geduldig.
„Ich bin sicher, dass Max [Eberl] und Christoph [Freund] das in nächster Zeit in der gebotenen Geschwindigkeit, aber auch Gründlichkeit weiter vorantreiben werden. Das ist eine Antwort, die wird Sie vielleicht nicht glücklich machen, aber es ist Januar“, sagte er zu SPORT1. Er sei mit der Entwicklung in der Kaderplanung jedenfalls zufrieden.
Eberl selbst gibt sich ebenfalls gelassen. Und: Er vermeidet Fehler. Während er noch vor neun Monaten mit so manchen öffentlichen Aussagen vor allem bei Kimmich für Missmut sorgte, geht er nun vorsichtiger vor. Auch Ultimaten stellt er keine. Das gefällt den Stars, die Fragen werden dadurch aber nicht weniger.