Es war ein klares Zeichen, das Jamal Musiala und Thomas Müller vor knapp einer Woche aussendeten: Während Leroy Sané nach dem Sieg gegen Hoffenheim beim Interview stand, platzierten sich die beiden Bayern-Stars neben ihrem Kollegen und machten ihre Scherze. Es drängte sich der Eindruck auf: In dieser Mannschaft stimmt es. Viele Spieler sind befreundet - das zeigen und sagen sie auch.
FC Hollywood war gestern
Beim Rekordmeister hat sich inmitten der Vertragsverhandlungen mit Jamal Musiala, Joshua Kimmich, Leroy Sané, Alphonso Davies und weiteren eine spannende Konstellation ergeben: Die Profis halten sich gegenseitig die Stange. Bundestrainer-Legende Sepp Herberger hätte wohl von elf Freunden gesprochen, die da für den FC Bayern auf dem Platz stehen. „Phonzy und Leroy sind meine beiden engsten Freunde. Sie sind großartige Spieler und sehr wichtig für uns. Wir werden sehen, was passiert. Aber ich würde mich freuen, in den nächsten Jahren mit ihnen zu spielen“, sagte Musiala auf der Pressekonferenz vor der Partie gegen Feyenoord Rotterdam am Mittwoch.

Musiala im Mittelpunkt
Zwar sind natürlich nicht alle Spieler untereinander befreundet - das wäre im modernen Fußballgeschäft auch zu viel verlangt. Doch vor allem der heiß umworbene Musiala ist der Kern einer Gruppe, die füreinander einsteht, gut vernetzt ist und echte Freundschaft pflegt. Gerade Davies und Sané sind dicke Kumpels des 21-Jährigen. Obendrein achtet Kimmich genauestens darauf, ob es den Bayern gelingt, den Nationalspieler in München zu halten.
Eine Zwickmühle für Sportvorstand Max Eberl. Zwar wird öffentlich immer wieder von einem Domino-Effekt gesprochen, wonach der Vertragsunterschrift eines Spielers die Zusage der anderen folgen könnte. Doch natürlich ist auch eine umgekehrte Dynamik denkbar: Ein Star springt ab, die anderen folgen. Für den Rekordmeister wäre es der GAU, schließlich hat man gerade Kimmich und Musiala bereits den roten Teppich ausgerollt.
Eberl kennt die Gefahr
Auf das gute Verhältnis der Spieler untereinander angesprochen, bleibt Eberl noch cool und hebt eher die Leistung des Trainers hervor. „Der größte Gewinn ist Vincent Kompany“, erklärte der 51-Jährige und erinnerte an vergangene Zeiten: „Die gleichen Spieler waren ja letztes Jahr auch da. Ich glaube, gerade letztes Jahr hat man gerade das [gemeint ist das enge Verhältnis der Spieler – Anm. d. Red.] nicht gemerkt.“
Die Botschaft: Freundschaft hin oder her - allein damit lässt sich der aktuelle Erfolg nicht erklären, auch wenn die Profis dieses Signal nach außen senden. Doch Eberl sagt auch: „Wenn eine Mannschaft funktioniert, möchte man sie auch zusammenhalten.“
Dementsprechend gut sind die Karten der Spieler. Die Argumente liegen gerade bei Kimmich und Musiala auf deren Seite. Da ist es für Eberl gut, dass bei Davies der Durchbruch bevorsteht. SPORT1-Informationen zufolge wird die Vertragsverlängerung zustande kommen, nur noch Details sind zu klären. Dazu passen auch Berichte aus Spanien: Dort heißt es, Real Madrid habe den Kampf um den Kanadier aufgegeben.
Kommt der Neid zurück?
Doch ein Problem bleibt: Kehrt nach den langwierigen Verhandlungen das Thema Neid zurück nach München? Die neuen Verträge werden ohne Zweifel das Gehaltsgefüge neu sortieren. Das könnte den freundschaftlichen Frieden unter den Profis stören. Stichwort: FC Hollywood.
Doch aktuell sieht es nicht danach aus. SPORT1-Informationen zufolge sind es gerade die Top-Stars, die in den Verhandlungen nicht auf die ganz, ganz großen Gehälter pochen - einige haben bereits sehr gut verdient. Teuer wird es für Bayern natürlich trotzdem. Die sportliche Perspektive ist ein großer Baustein, der wichtig ist. Das hat vor allem Kimmich öffentlich klargestellt.
Die Zeiten, in denen elf Freunde auf dem Platz standen, sind lange vorbei. Fakt ist aber: Schaden kann es auch nicht.