Uli Hoeneß ist von der öffentlichen Debattenkultur in Deutschland tief enttäuscht - und das nicht nur im Sport.
Hoeneß plant Rückzug
Im Gegensatz zu den 1990er Jahren, als der FC Bayern mit streitbaren Charakteren wie Lothar Matthäus, Mario Basler und Stefan Effenberg zum „FC Hollywood“ wurde, würden sich heutzutage viele Prominente nicht mehr trauen, ihre Meinung öffentlich kundzutun.
„Du kannst dich nicht mehr so aus dem Fenster lehnen, weil du da viel zu schnell einen auf die Hörner kriegst“, sagte Hoeneß dem Nachrichtenportal t-online und begründet damit auch seinen sukzessiven Rückzug aus der Öffentlichkeit.
„Ich mache keine Pressekonferenzen mehr und habe auch meine Vorträge total zurückgeschraubt. Weil man ja heute nichts mehr sagen kann“, ärgerte sich der 73-Jährige: „Die sozialen Medien machen aus meiner Sicht alles kaputt.“
Sie sorgten dafür, dass man für Aussagen, die gut gemeint gewesen seien, sofort Ärger in der Öffentlichkeit bekomme.
Hoeneß genervt
„Ich habe in diesem Jahr nur einen Vortrag zugesagt, weil ich genervt davon bin, dass jedes Wort, das ich da sage, sofort auf die Goldwaage gelegt wird“, sagte Hoeneß.
Eine Aussage, die ihm in jüngerer Vergangenheit auf die Füße gefallen ist, war die versprochene Meisterschaft für den FC Bayern.
„Das habe ich auf einem dieser Vorträge gesagt“, erinnert sich Hoeneß: „Ich wurde gefragt, ob der FC Bayern dieses Jahr das Triple gewinnt. Da habe ich gesagt: ‚Nein, das kann man nicht garantieren. Aber was ich zusagen kann, ist die Meisterschaft.‘“
Hoeneß nur noch im Stadion
Wie sich nun allerdings herausgestellt habe, „wird Leverkusen sehr wahrscheinlich doch bis zum Ende unser großer Konkurrent bleiben. Das ist ja auch eine Klasse-Mannschaft“, fuhr Hoeneß fort.
Er selbst, so deutete Hoeneß an, werde langfristig in der Öffentlichkeit nur noch im Stadion zu sehen sein.