28 Tore in 28 Spielen. Mit dieser beeindruckenden Quote wechselte Serhou Guirassy im Sommer vom VfB Stuttgart zu Borussia Dortmund. Auch wenn er diesen Schnitt nicht ganz halten konnte, zeigt der Blick auf die blanken Zahlen: Der 28-Jährige weiß noch immer, wo das Tor steht. Mit 25 Torbeteiligungen (19 Tore, sechs Vorlagen) in 29 Einsätzen ist er der Top-Scorer der Dortmunder. Doch seine zwei Gesichter werfen Fragen auf.
Guirassy leidet unter BVB-Problem
BVB-Topscorer Guirassy stellt Rekord auf
In der Champions League stellte er jüngst einen Allzeit-Rekord auf. Sein Kopfballtreffer zum 1:0 gegen Sporting Lissabon war bereits sein zehnter Treffer in der laufenden Königsklassen-Saison. Dazu kommen drei Vorlagen. 13 Torbeteiligungen in einer Saison schaffte vor ihm noch kein Spieler des BVB. Sogar Erling Haaland und Robert Lewandoswki (jeweils zehn Tore und zwei Vorlagen) ließ er damit hinter sich.
Dass er anschließend zum Man of the match gekürt wurde und von allen Seiten Lob bekam, war nur logisch. Niko Kovac sprach von einem „Ausnahmestürmer“, Sportdirektor Kehl hob Guirassys Bedeutung für die Mannschaft hervor. So sagte Kovac über ihn: „Serhou ist sehr wichtig für uns. Er ist unserer Zielspieler. Er macht nicht nur in der Champions League die meisten Tore. Wir brauchen ihn. Das Problem ist, dass er zurzeit immer 90 Minuten spielen muss. Das kostet viel Energie. Ich bin sehr zufrieden mit seiner Performance, aber ein Stürmer kann immer mehr Tore schießen. Wenn er so weitermacht, wird er weiterhin viele Tore schießen.“
Und tatsächlich: In der Champions League gibt es kaum etwas zu meckern, doch auf nationaler Ebene bleibt die Dortmunder Nummer 9 hinter den Erwartungen.
Guirassy hinkt den Ansprüchen hinterher
Allein bei der peinlichen Derby-Pleite gegen Bochum ließ Guirassy zwei hochkarätige Chancen liegen. Selbst Kovac sprach nach dem Spiel davon, dass die mangelhafte Chancenverwertung dem Team das Genick gebrochen habe. Guirassy ist mittlerweile sogar zum Gesicht für die sportliche Krise der Dortmunder geworden. Konstanz und Verlässlichkeit? Fehlanzeige!
In den letzten elf Bundesligaspielen erzielte er magere drei Tore (eine Vorlage). Schon zu Beginn der Spielzeit hatte er immense Probleme. Auch, weil er die Vorbereitung verletzt verpasst. Wohl aber auch, weil er sich dem Spielstil anpassen und sich oft tief fallen lassen musste, um Einfluss auf das Spiel zu haben.
Die schon seit Längerem als Problem ausgemachten Flanken des BVB tragen nicht gerade dazu bei, dass Guirassy im gegnerischen Strafraum Torgefahr ausstrahlt. Denn damit gefüttert wird er nur selten. Auch die Ungenauigkeiten bei Pässen im letzten Drittel und die allgemeine Schwierigkeit, Chancen zu kreieren, tragen ihren Teil dazu bei. Die Dortmunder Probleme wirken sich direkt auf Guirassy aus.
Guirassys unrühmlicher Ruf
Dazu eilt Guirassy ein unrühmlicher Ruf voraus: Schwalbenkönig. Denn schon des Öfteren in dieser Saison unternahm er den Versuch ein Foul zu ziehen oder einen Elfmeter zu schinden. Symptomatisch war dabei das Spiel gegen Hoffenheim, als er nach einem leichten Kontakt auf den Abschluss aus höchst aussichtsreicher Position und kürzester Distanz verzichtete und sich im Strafraum fallen ließ. Folgerichtig gab es keinen Elfmeter. „Er fällt mir viel zu viel um. Bei jedem Zweikampf liegt er relativ schnell am Boden“, kritisierte zuletzt Trainer-Urgestein Armin Veh im Stahlwerk-Doppelpass von SPORT1.
Die Schiedsrichter wissen mittlerweile um die Flugeinlagen des Dortmunders und gucken in derartigen Situationen äußerst genau hin - bzw. einfach weg.
Fakt ist: Guirassy ist in dieser Spielzeit nicht der Taus Stuttgarter Zeit. Auch er leidet unter der aktuellen Spielweise seiner Mannschaft. Am Mittwochabend gegen Sporting Lissabon (ab 18.45 Uhr im LIVETICKER) dürften die Probleme - erwartungsgemäß in der Champions League - verflogen sein. Doch die nächste große Herausforderung auf nationaler Ebene steht bereits am Samstag gegen Union Berlin an. Und vor allem da muss Guirassy wieder liefern.