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Rummenigge macht es sich zu einfach

Rummenigge? Nicht die ganze Wahrheit

Karl-Heinz Rummenigge prangert die immer höher werdenden Gehaltsforderungen der Fußball-Stars an. Das ist nicht falsch, aber der frühere Bayern-Boss erzählt die Geschichte zu einseitig.
Die Klub-WM bringt die Fußballer an ihre Belastungsgrenze, doch der Ex-Vorstandschef des FC Bayern, Karl-Heinz Rummenigge, hat da eine klare Meinung. Spielerberater Michael Reschke verrät bei SPORT1, was er darüber denkt.
Karl-Heinz Rummenigge prangert die immer höher werdenden Gehaltsforderungen der Fußball-Stars an. Das ist nicht falsch, aber der frühere Bayern-Boss erzählt die Geschichte zu einseitig.

Karl-Heinz Rummenigge ist lange genug im Showgeschäft, um zu wissen, welche Nummer immer sicheren Applaus bringt.

„Unsere Spieler sollen aufhören zu jammern!“, fordert der frühere Bayern-Boss in einem großen Interview mit der Sport Bild - und stellt als Unding dar, wenn Fußball-Stars über die Zusatzbelastung der neuen Klub-WM klagen und gleichzeitig bei Gehaltsgesprächen die Hand aufhalten.

„Die ganzen Vertragsverhandlungen, die ich bei uns miterlebe, gehen immer nur in eine Richtung: immer höher, immer weiter, immer schneller. Irgendwo muss das viele Geld aber herkommen“, sagt der immer noch nicht nur wortmächtige Bayern-Aufsichtsrat und fordert ein Umdenken in Form von Budget- und Gehaltsobergrenzen: „Wir fahren alle auf eine Wand zu - und keiner ist bereit, vom Gas zu gehen.“

Wer kann und will Rummenigge da schon widersprechen? In einem höchst privilegierten Beruf immer mehr Geld fordern und sich dann wundern, dass für das Geld auch mehr getan werden muss: Das passt nicht zusammen, da hat der einstige Star-Stürmer völlig recht.

Nichtsdestotrotz ist es so eine Sache mit der Wahrheit: Rummenigge erzählt nicht die ganze. Und macht es sich damit am Ende zu einfach.

Nicht nur die Spieler befeuern den Gehälter-Wahnsinn

Der globale Geldkreislauf des Fußballs hat nur nicht nur einen Motor, er hat mehrere Antriebseinheiten - und die Geldlust von Spielern und Beratern ist nur eine davon. Auch bei anderen Parteien ist durchaus ein bisschen Eigeninteresse dabei.

Das Prinzip „Höher, schneller, weiter“ treibt auch Klubs und ihre Bosse an, Verbände und ihre Präsidenten, die mächtigen Einflussnehmer aus Wirtschaft und Politik weltweit, die sich gern im Glanz der gut bezahlten Ballkünstler sonnen und sie und ihre Strahlkraft für ihre Zwecke benutzen - und dafür auch immer absurdere Summen ins System pumpen, die den Gehälter-Wahnsinn entscheidend befeuern. Es ist ein Geben und Nehmen, im Guten wie im Schlechten.

Rummenigge argumentiert zu einseitig

Es ist nicht so, dass Rummenigge das ganz ausklammert in seinem „Wir“, aber seine Ansagen sind doch arg einseitig: Während er auf die gierigen Spieler eindrischt, verliert er nur freundliche Worte über FIFA-Boss Gianni Infantino und den katarischen PSG-Chef Nasser Al-Khelaifi - inklusive freundlicher Aufforderungen an deutsche Politiker, Journalisten und Ultras, die Großkopferten des Weltfußballs mit moralinsauren Ratschlägen und Ideen in Ruhe zu lassen.

Kann man so sehen, muss man nicht so sehen - Rummenigges Ausführungen muss man am Ende sehen, als was sie sind: Sie sind kalkulierte Interessenpolitik, auch mit Blick auf Bayerns aktuelle Gehaltsverhandlungen mit Joshua Kimmich, Jamal Musiala und anderen.

Und es ist auch eine Ablenkung von einem Problem, um das Rummenigge selbst weiß: Dass seine Mahnungen und Regulierungsideen den von allen Seiten verschuldeten Gehälter-Irrwitz wohl weiter nicht bremsen werden.