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FC Bayern: Eberl steht unter Aufsicht!

Eberl steht unter Aufsicht

Kimmich-Knall, Wirtz-Sehnsucht und Müller-Diskussion: Max Eberl muss als Sportvorstand des FC Bayern an zahlreichen Fronten kämpfen. Für den 51-Jährigen sind es herausfordernde Tage und Wochen.
Max Eberl steht unter Druck
Max Eberl steht unter Druck
© IMAGO/Moritz Müller
Kimmich-Knall, Wirtz-Sehnsucht und Müller-Diskussion: Max Eberl muss als Sportvorstand des FC Bayern an zahlreichen Fronten kämpfen. Für den 51-Jährigen sind es herausfordernde Tage und Wochen.

Vor der Partie des FC Bayern beim VfB Stuttgart bekam Max Eberl eine Frage gestellt, die fast schon Standard ist, wenn ein Funktionär eine Art Dienstjubiläum feiert.

„Welche Note würden Sie sich oder diesem Jahr möglicherweise geben?“, fragte ein Reporter den Sportvorstand, der in diesen Tagen seit einem Jahr an der Säbener Straße arbeitet. Eberls Antwort war so klug wie erwartbar. Seine Arbeit sollten andere bewerten, meinte der 51-Jährige.

Der Bayern-Boss weiß, dass er im Fokus steht und der Druck nicht kleiner wird. Neuverpflichtungen, Vertragsverhandlungen und der sportliche Erfolg sind nur drei der Parameter, an denen er gemessen wird. Gerade in den vergangenen Wochen nimmt der Aufsichtsrat des FC Bayern seine Aufgabe nämlich besonders genau: Eberl wird beaufsichtigt.

Querschüsse aus dem Aufsichtsrat

Und: Die Männer, die in diesem mächtigen Gremium wirken, machen es ihm aktuell nicht immer leicht – hinter den Kulissen, aber auch öffentlich. Das deutlichste Beispiel ist der Umgang mit Thomas Müller.

Während Eberl noch im Januar davon sprach, der Ur-Bayer könne quasi selbst darüber entscheiden, ob er weitermacht oder nicht, pfiff Uli Hoeneß alle Beteiligten deutlich zurück.

„Ich glaube schon, dass der FC Bayern und Thomas Müller gemeinsam eine Entscheidung treffen müssen, denn wir sind ja nicht auf dem Basar, wo jeder machen kann, was er will“, sagte der Klub-Patron unter der Woche am SPORT1-Mikrofon.

Ein weiterer Querschuss: Karl-Heinz Rummenigge ernannte via Abendzeitung Florian Wirtz – und nicht etwa Jamal Musiala – zum „besten Fußballer Deutschlands“. Für den Bayern-Youngster eine sicherlich irritierende Aussage. Und für Eberl die Eröffnung einer Baustelle mehr. So sieht es zumindest Lothar Matthäus.

„Das hat mich gewundert, weil mit Musiala hat man ja vor Kurzem verlängert - ein Deal von circa 175 Millionen Euro. Das ist eine Menge Geld. Und dann zu sagen, dass so jemand nicht der beste Spieler in Deutschland ist, ist schon ein Schlag ins Gesicht für Musiala“, meinte der Rekordnationalspieler am Samstagabend bei Sky. Eberl sei darüber sicherlich „auch nicht erfreut“.

Schmaler Grat für Eberl

Die Autorität des Sportvorstands hat zuletzt immer wieder gelitten. Nicht weil Eberl öffentlich grobe Fehler begangen hätte, sondern weil Hoeneß und Rummenigge wortmächtig ihre Standpunkte vertreten. Zu glauben, dass sich die beiden Alphatiere schlichtweg vergaloppieren, wäre arg naiv.

Folglich ist es der Sportvorstand, der immer wieder auf die Aussagen der Aufsichtsräte angesprochen wird und die Dinge wieder ordnen muss – und das alles im laufenden Betrieb. Schließlich stehen jetzt die großen Spiele im Champions-League-Achtelfinale gegen Bayer Leverkusen an.

Für Eberl ist es ein schmaler Grat, sich zwischen den verschiedenen Polen zu bewegen. Einerseits will er sich selbst behaupten, andererseits ist der FC Bayern keine „One-Man-Show“. Heißt: Auf Empfindlichkeiten muss Rücksicht genommen werden. Maß und Mitte zu finden ist da nicht einfach.

Auch Eberls Vorgänger hatte Druck

Holt sich Eberl regelmäßig Rat bei Hoeneß, könnte er zwar eine lange Amtszeit beim Rekordmeister erleben, würde aber womöglich jenen Stempel erhalten, den Hasan Salihamidzic aufgedrückt bekam. Kritiker behaupteten, der Bosnier habe zu wenig selbstständig agiert.

Versucht Eberl es aber weitgehend auf eigene Faust, könnte ihm ein Schicksal wie das von Ex-CEO Oliver Kahn blühen. Dem wurde nach seinem Rauswurf von Hoeneß höchstpersönlich zu wenig Teamgeist attestiert.

„Kahn hat mich vielleicht fünfmal angerufen“, polterte der Patriarch damals und machte damit klar, dass sich das operative Führungspersonal des FC Bayern gerne regelmäßig am Tegernsee melden darf. Wie man’s macht, ist’s verkehrt. Als Sportvorstand wird man in München unter Umständen schnell zerrieben.

Was Eberl aber zwischen zwei besonders harte Fronten bringt, ist der Kimmich-Knall. Dass der Klub sein Vertragsangebot an den DFB-Kapitän vorerst zurückgezogen hat, zeigt, dass man im Aufsichtsrat die geduldige Marschroute des Sportvorstand nicht länger für die richtige hält.

Auf der anderen Seite dürfte sich Kimmich darüber wundern, dass er nach der monatelangen Charme-Offensive der Bayern plötzlich als zögerlich oder gar gierig gilt.

Eberl behält Humor

„Wenn das Resultat da ist, könnt ihr die Note geben“, erklärte Eberl am Freitag, als er von SPORT1 auf seine jetzt verworfene Taktik im Fall Kimmich angesprochen wurde. Dabei zählt es derzeit vermutlich eher, wie der umworbene Spieler das Angebot des Vereins bewertet. Noch hält es Kimmich schließlich für nicht ausreichend. Oder wie man es in der Schule nennt: Ungenügend.

Immerhin hat Eberl trotz aller Herausforderungen seinen Humor nicht verloren. Nach der Partie in Stuttgart hatte er die Arena eigentlich schon verlassen, eilte aber dann doch noch mal in den Kabinentrakt.

„Kein Wunder: Josh (Kimmich; Anm. d. Red.) kann mich gar nicht erreichen. Ich habe mein Handy verloren“, sagte der Sportvorstand lachend in Richtung der Reporter von SPORT1 und SportBild - und verschwand dann doch noch Richtung Mannschaftsbus. Natürlich mit Handy.