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Tah-Abgang: Bekommt Leverkusen ein echtes Problem?

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Jetzt droht ein echtes Dilemma

Dass Jonathan Tah Bayer Leverkusen zum Saisonende verlassen würde, hatte sich schon so lange abgezeichnet, dass seine Bestätigung keine große Überraschung mehr war. Und doch sind die Folgen seines Abgangs für die Rheinländer mehr als bitter.
Simon Rolfes erklärt die Situation um Xabi Alonso und kündigt eine zeitnahe Entscheidung an.
Dass Jonathan Tah Bayer Leverkusen zum Saisonende verlassen würde, hatte sich schon so lange abgezeichnet, dass seine Bestätigung keine große Überraschung mehr war. Und doch sind die Folgen seines Abgangs für die Rheinländer mehr als bitter.

Obwohl seit fast einem Jahr von einem Abschied die Rede ist, hatten sie die Tür für Jonathan Tah bei Bayer Leverkusen nie zugeschlagen. Immer wieder betonten Geschäftsführer Fernando Carro und Sportboss Simon Rolfes, dass sie das im Sommer auslaufende Arbeitspapier des deutschen Nationalspielers gerne verlängern würden, sollte dieser seine Meinung nochmal ändern. Zu wichtig ist er für die Mannschaft, zu gut sind seine Qualitäten.

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Die Hoffnung, Tah halten zu können, war zwar nicht besonders groß. Aber sie lebte. Zumindest so lange, wie der 29-Jährige seinen Abschied nicht öffentlich bestätigte. Doch am Sonntag, nachdem die Werkself abermals enttäuschte und sich mit einem trostlosen 1:1 gegen St. Pauli endgültig aus dem Titelrennen der Bundesliga verabschiedete, sprach er es endlich aus. Das, was kaum mehr überraschend kam, für den Klub jedoch nicht weniger bitter ist.

„Es ist von Anfang an alles gesagt gewesen“

„Ja“, er werde Leverkusen definitiv verlassen, das habe Tah den Verantwortlichen „auf jeden Fall“ schon kommuniziert, bekräftigte er. Also keine Rolle rückwärts und keine Diskussionen mehr. Nur einen neuen Verein müsse er noch finden, als Favorit gilt bekanntlich der FC Barcelona. „Es ist von Anfang an alles gesagt gewesen“, so der Abwehrspieler weiter. „Es gab einen Zeitpunkt, an dem ich die Entscheidung getroffen habe, meinen Vertrag nicht zu verlängern und nicht hier zu bleiben. Dabei bleibt es jetzt auch.“ Und das schmerzt sehr.

Schließlich ist Tah nicht einfach irgendein Verlust. 398 Pflichtspiele absolvierte er bisher für Bayer, ist seit zehn Jahren im Klubs, entwickelte sich zum absoluten Führungsspieler, war unumstrittener Abwehrchef des ersten Meisterteams und reifte unter Bundestrainer Julian Nagelsmann zu einer festen Größe in der DFB-Elf. Durch die ständigen Gerüchte um Trainer Xabi Alonso und Ausnahmekicker Florian Wirtz geht die Wichtigkeit seiner Rolle und nun seines Abgangs oft etwas unter. Doch nicht allein deshalb ist die Situation eine brisante.

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Dass der Kader im Sommer – unabhängig davon, wie Alonso und Wirtz ihre Zukunft planen – ein frisches Gesicht bekommen wird, zeichnet sich angesichts der jüngsten Nicht-Leistungen und dem Verpassen aller drei möglichen Titel ab. Davon dürfte jeder Mannschaftsteil betroffen sein – mancher mehr, mancher weniger. Gerade in der Innenverteidigung droht aber jetzt ein gewaltiger Umbruch, der Rolfes und Carro einiges an Arbeit bescheren könnte. Tah ist nämlich nicht der Einzige, der in der kommenden Saison womöglich ein anderes Trikot trägt.

Verliert Leverkusen vier Innenverteidiger?

Mindestens zwei weitere Personalien sind in der Abwehr mit mittelgroßen Fragezeichen zu versehen. Die zwei Leihspieler: Mario Hermoso (AS Rom), der derzeit wegen einer schweren Schulterverletzung ausfällt, und Nordi Mukiele (Paris St. Germain). Beide sind beim Double-Sieger zufrieden und können sich einen Verbleib vorstellen. Entscheidend wird allerdings sein, was die Stammvereine wollen – und vor allem, welche Ablösesummen sie verlangen würden. Denn weder bei Hermoso noch bei Mukiele besitzen die Leverkusener eine Kaufoption.

Dazu ist auch Piero Hincapiés Zukunft offen. Wie die spanische Zeitung Sport kürzlich berichtete, soll in seinem noch bis 2029 laufenden Vertrag eine Ausstiegsklausel in Höhe von 50 Millionen Euro verankert sein – in Zeiten teils horrender Transfersummen nicht auszuschließen, dass ein anderer Verein diesen Preis wirklich zahlt. An potenziellen Käufern soll es nicht mangeln. Dem Vernehmen nach zeigen Real Madrid, der FC Liverpool, Tottenham Hotspur und Manchester United Interesse.

Heißt: Im Worst-Case-Szenario könnten Bayer mit Tah, Hermoso, Mukiele und Hincapié gleich vier zentrale Abwehrspieler wegbrechen. Blieben lediglich Edmond Tapsoba und der erst 20 Jahre alte Franzose Jeanuël Belocian, der wegen eines Kreuzbandrisses in der Bundesliga noch nicht Fuß fasste. Es wäre ein echtes Dilemma – und eine Herkulesaufgabe für die Bosse, das alles zu kompensieren. Sind Spieler auf hohem Niveau und dieser Position doch rar gesät, jemand wie Tah fast nicht zu ersetzen.

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Tahs Abgang bringt Bayer in die Bredouille

Darüber hinaus verschärft Tahs Abgang das leidige Thema der Local Player, an denen es der Werkself ohnehin mangelt. Zur Erklärung: Die UEFA reserviert in der Champions League acht Kaderplätze pro Mannschaft für „lokal ausgebildete Spieler“ – also für Spieler, die bei einem deutschen Verein oder im deutschen Verband ausgebildet wurden. Eine Kategorie, in die der gebürtige Hamburger fällt. Hat ein Klub weniger als acht lokal ausgebildete Akteure im Aufgebot, dürfen weniger Spieler für die Königsklasse gemeldet werden.

Diese Folgen spürten sie bereits: Leverkusen kam in dieser Saison auf fünf statt acht Local Player, dementsprechend wurde die Kaderliste gekürzt und Bayer konnte in der Champions League nur 22 statt maximal 25 Spieler melden. Von den fünf Spielern fällt nun auch Tah weg – dazu ist unklar, ob mit Wirtz oder dem kaum noch eingesetzten Jonas Hofmann weitere Stars wechseln. Sollte dies der Fall sein, würde das die Suche nach Ersatz erheblich erschweren. Speziell bei einem eventuellen Neuaufbau der Abwehr.

So oder so wird sich Bayer umso mehr darum bemühen müssen, möglichst viele im DFB ausgebildete Spieler zu verpflichten, um den Kader für die Königsklasse 2025/26 nicht noch weiter reduzieren zu müssen – für Rolfes und Carro verkleinert sich ein sowieso schon schwieriger Markt zusätzlich. Es sind auch kleine Randaspekte, die Tahs Wechsel mit sich bringt. Zu vernachlässigen sind diese jedoch nicht.