Manchmal geht es beim FC Bayern zu wie vor Gericht: Er sagt, sie sagt - die ganze Wahrheit muss herausgefunden werden. Und aktuell befindet sich der Rekordmeister wieder in so einer Phase, in der die unterschiedlichen Stimmen aus dem Verein unterschiedliche Dinge verkünden. Der Auslöser: Uli Hoeneß und sein Interview in der Welt am Sonntag.
FC Bayern: Warum Hoeneß öffentlich Druck macht
Hoeneß verursacht eine Bredouille
Darin betonte der Patron unter anderem: „Von unseren Festgeldkonto ist nicht mehr viel da!“ Jetzt wäre es übertrieben, zu glauben, der FCB stünde kurz vor der Insolvenz, doch wenn der immer schon kaufmännisch denkende Hoeneß plötzlich öffentlich Finanzalarm schlägt, steckt etwas mehr dahinter als nur heiße Luft.
Dreesen will Aufregung vermeiden
Trotzdem versuchte CEO Jan-Christian Dreesen (übrigens einst Finanzboss der Bayern), die Dinge einzuordnen. „Es ist genug drauf“, antwortete 57-Jährige via Sky und meinte das fast schon mythisch verklärte Festgeldkonto.
Ein klarer Widerspruch, der sich nur durch Dreesens weitere Worte zerstreut: Hoeneß habe „halt Sorge, dass bei den ausufernden Gehältern etc. wir unsere Grundsolidität verlieren und dass wir unsere eiserne Maxime ‚maximaler sportlicher Erfolg bei wirtschaftlicher Solidität‘ verlieren. So muss man das sehen. Das sind die mahnenden Worte. Aber ich kann sie beruhigen: Wir sind handlungsfähig.“
Doch die Frage darf erlaubt sein: Warum sucht Hoeneß die Öffentlichkeit, um „seinem“ Personal gute Ratschläge zu geben? Dringt er intern nicht mehr durch? Fakt ist: Der Patron hat kein Problem damit, dass der FC Bayern in den Medien auch mal vielstimmig auftritt.
So laut die Kritik daran ist - am Sonntagmorgen etwa geäußert von Stefan Effenberg im STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1: Für ihn gehört das zum Geschäft. Der Eindruck, an der Säbener Straße würden zu viele Meinungen vorherrschen, teilt der nicht. Kein Wunder, schließlich hat Hoeneß schon ganz andere Stürme überstanden.
Eberl muss sich erklären
Problematisch wird es nur, wenn der 73-Jährige in nur einem Interview mehreren Verantwortlichen des Klubs gleichzeitig widerspricht, sicher geglaubte Wahrheit auf den Kopf stellt oder die Vereins-Strategen zu Widerspruch zwingt. Denn - und diesen Status hat sich Hoeneß über Jahrzehnte erarbeitet - im Zweifel gilt das Wort des Ehrenpräsidenten bei Fans und Medien mehr als das aller anderen Protagonisten.
So liegt es in Hoeneß‘ Verantwortung, dass Max Eberl sich nach dem 2:2 gegen Borussia Dortmund rechtfertigen musste. Während der Ehrenpräsident in der WamS durchblicken ließ, dass unter finanziell besseren Voraussetzungen eine Verlängerung mit Thomas Müller möglich gewesen sei, betonte der Sportvorstand am Samstagabend nochmals seine Version der Dinge: „Das war eine sportliche Entscheidung“.
Damit widersprach sich Eberl in Teilen aber sogar selbst. Vergangenen Sonntag verkündete er im Dopa noch, dass die Kaderplanung für die Trennung von Müller verantwortlich sei, nicht das Geld.
Müller bleibt cool
Apropos Müller: Der wich nach dem Spiel gegen dem BVB den Fragen nach Hoeneß geschickt aus. Dabei hätte man zu gern gewusst, ob es zwischen dem FCB und dem Rekordspieler wirklich so ablief, wie der Patriarch es beschrieben hatte.
„Die ersten Gespräche haben auf Thomas den Eindruck gemacht, dass man sich vorstellen kann, mit ihm weiterzumachen. Mit dieser Vorstellung ist Thomas dann in das konkrete Gespräch mit Max und unserem Sportdirektor Christoph Freund gegangen. Und war überrascht, dass die beiden - in Absprache mit allen Gremien unseres Klubs - ihm diese Botschaft überbrachten. Sie haben da die geschlossene Haltung des FC Bayern vertreten. Darauf war Thomas nicht vorbereitet“, hatte Hoeneß erklärt.
Müller dazu auf SPORT1-Frage: „Glaubst du, du kriegst jetzt da von mir eine Antwort? Wir schauen noch vorne. Das habe ich doch jetzt schon dreimal gesagt.“ Und weiter: „Ich kann das weder bestätigen noch dementieren.“ Dann gab er den Reporterinnen und Reportern noch einen guten Rat mit auf den Weg: „Manchmal glaubt ihr dem Uli, manchmal nicht. Macht das einfach so.“
Selbst wenn er Hoeneß widersprochen hätte, wäre es dem vermutlich egal gewesen. Wie gesagt: Mit Meinungsvielfalt hat der Ehrenpräsident kein Problem - das Hin und Her um Müller stört ihn auch nicht weiter.