Der FC Bayern München ist nach einem 3:3 bei RB Leipzig so gut wie sicher Deutscher Meister. Es wird allerdings bei diesem einen Titel in der laufenden Saison bleiben, nachdem sich der Klub aus Bayern-Sicht zu früh aus dem DFB-Pokal und der Champions League verabschiedet hat.
FC Bayern: "Man wird Deutscher Meister und bekommt eine Vier?"
Diese Bayern-Note erhitzt den Dopa
Dementsprechend kritisch bewerteten die Gäste im STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1 die Saison des Rekordmeisters - vor allem eine Benotung sorgte in der Runde für Aufsehen.
„Die Deutsche Meisterschaft zu gewinnen und die Schale nach München zurückzuholen, das ist aller Ehren wert. Das ist eine wunderbare Leistung. Aber in der Champions League: Das ‚Finale dahoam‘ ist natürlich der Anspruch und das Ziel gewesen. Damit wird keiner zufrieden sein. Sie waren auch seit fünf Jahren nicht mehr in Berlin beim Pokalfinale, das tut weh”, schilderte TV-Kommentator Christian Straßburger. „Ich bin daher bei ‚ausreichend‘."
„Man wird Deutscher Meister und bekommt eine 4?“
Eine Benotung, die vor allem bei SPORT1-Experte Stefan Effenberg für Verwunderung sorgte. „Man wird Deutscher Meister und bekommt eine 4?“, entgegnete die Bayern-Legende, die dem Klub zuvor eine Note 2 gegeben hatte. „In der Bundesliga haben sie ihr Gesicht gezeigt. Sie führen die Bundesliga-Tabelle zu Recht an. Sie haben sich stabil gezeigt in dieser Saison.“
Das entscheidende Manko für Effenberg: „Die Champions League haben sie hier in München aus der Hand gegeben. Sie machen das 1:1 in der 85. Minute und kassieren das 1:2 in der 88. Minute. Das darf dir nicht passieren, das hat mit Erwachsenen-Fußball nichts zu tun. Ich würde dennoch sagen: Bayern München hat eine gute Saison gespielt.“
Trainer-Legende Peter Neururer schloss sich Effenberg an, stellte aber auch klar: „Mit den Ansprüchen, die Bayern München auch haben darf, ist die Meisterschaft für mich eine normale Angelegenheit. Sie haben teilweise überragend gespielt, aber auch Schwächen gezeigt. Leverkusen in der Verfassung des letzten Jahres hätte es Bayern äußerst schwer gemacht. Von den Zielen, die der FC Bayern ausgegeben hat, ist nur eines erreicht worden. Meine Bewertung: Maximal befriedigend.“
Ibiza-Reise? Uneinigkeit im Dopa
Ebenfalls Uneinigkeit herrschte bezüglich der angedachten Reise des FC Bayern nach Ibiza. Diese hätte, verbunden mit einem Sieg in Leipzig und dem sicheren Gewinn der Deutschen Meisterschaft, direkt im Anschluss an das Spiel bei RB stattfinden sollen. Dieser schob der Klub letztendlich doch einen Riegel vor, was TV-Kommentator Straßburger nicht nachvollziehen kann.
„Aus Fan-Sicht: Es wird ja gesagt: ‘Das ist der FC Bayern, das ist Bundesliga, das kann man in der Kreisliga machen.‘ Das finde ich traurig. Warum ist Bundesliga-Fußball nicht auch wie Zusammenhalt in der Kreisliga-Mannschaft? Dann fliegen sie nicht nach Mallorca, weil sie dort die ganze Zeit vielleicht bedrängt werden. Dann fliegen sie nach Ibiza, machen da zwei Tage Party und am Samstag liefern sie trotzdem. Ich finde das sehr schade.“
Gegensprecher fand der 36-Jährige vor allem in den SPORT1-Experten Effenberg und Neururer, die eine völlig andere Meinung aufzeigten. „Wir reden hier von Profifußball. Dass die Bayern-Mannschaft diese Idee hatte, ist nicht verwerflich. Wenn die Gruppe so zusammenhält, kommt man auf ‚Scheißideen‘. Dass man darüber gesprochen hat, finde ich großartig. Dass man dort nicht hinfliegt, weil es dem Wettbewerb widerstrebt, das fand ich richtig. Wie es kommuniziert wurde, fand ich sehr gut", erklärte Neururer.
Bayern-Reise? „Das ist ein No-Go“
Effenberg stimmte zu - und blickte zurück in die Vergangenheit. „Wir haben mal vor vielen Monaten über Serge Gnabry gesprochen, der während einer Saison nach einem Bundesligaspiel nach Paris zur Fashion Week geflogen ist. Und wie wurde er dafür auseinandergepflückt! Die Entscheidung von Max Eberl und vom FC Bayern ist vollkommen richtig. Das ist ein No-Go, das geht nicht.“
Ex-DFB-Funktionär und Europameister Oliver Bierhoff gab zu, dass er die Idee der Bayern-Stars eigentlich nicht schlecht findet. „Das zeigt einen gewissen Spirit in der Mannschaft.“ Allerdings: „Der Zeitpunkt ist – weil der Wettbewerb noch läuft und der Titel noch nicht in trockenen Tüchern ist – schwer. Es ist gut, noch einmal abzuwarten und die Reise zu verschieben.“