Jupp Heynckes und der FC Bayern - das ist eine ganz besondere Beziehung. „Aus dem Stegreif wüsste ich gar nicht, wie oft du bei uns Trainer warst“, schrieb Ehrenpräsident Uli Hoeneß in seiner Würdigung zum 80. Geburtstag von Heynckes im Klubmagazin 51.
Als Hoeneß Heynckes‘ Wut spürte
Und um Hoeneß auf die Sprünge zu helfen: Viermal war „Don Jupp“ Trainer der Bayern. Doch vor allem seine vorletzte Amtszeit von 2011 bis 2013 hat wegen des ersten Triples ihren festen Platz in der Klubgeschichte - der Grundstein für den historischen Erfolg wurde allerdings in einem unangenehmen Gespräch gelegt.
„Alles kam in Schwung, als du mich kurz vor Weihnachten erst gar nicht bei dir zu Hause reinlassen wolltest, weil du ahntest, ich würde dir sagen, dass wir zum Sommer Pep Guardiola verpflichten würden“, erinnerte Hoeneß in seinem Brief an die kuriose Anekdote aus dem Winter 2012.
Heynckes drohte Hoeneß: „Ich lass dich nicht rein!“
Hoeneß hatte damals seine Münchner Wohnung Heynckes zur Verfügung gestellt. Um Heynckes in die Zukunftspläne des Klubs einzuweihen und ihm sein nahendes Aus zu mitzuteilen, bat Hoeneß also zunächst per Telefon um ein Gespräch.
„Jupp, sag ich, wir haben etwas zu besprechen, ich komm jetzt bei dir vorbei“, schilderte Hoeneß vor einigen Jahren in einem SZ-Interview das Telefonat. „Sagt er: Wir haben nichts zu besprechen, ich lass dich nicht rein! Ich daraufhin: Du wohnst in meiner Wohnung, ich habe einen Ersatzschlüssel!“
Gebrauch machen musste Hoeneß davon allerdings nicht, Heynckes gewährte ihm auch so Einlass. „So saßen wir dann doch bei einem Kaffee zusammen“, blickt Hoeneß nun zurück.
Hoeneß über Heynckes: „Du warst ‚not amused‘“
Heynckes räumte seinen Trainerstuhl für Guardiola nur widerwillig, wie Hoeneß weiter durchklingen ließ: „Du warst ‚not amused‘, und zum Abschied an der Wohnungstür spürte ich: Der will es uns jetzt zeigen!“
Der Rest ist Geschichte. In der Rückrunde der Saison 2012/13 wurden Trainer und Mannschaft eine verschworene Einheit. Der Triumph in Liga, Pokal und Champions League war die Krönung - und zugleich der Beginn der dominanten Ära des Rekordmeisters in der Bundesliga mit elf Meistertiteln in Folge.
Heynckes nimmt die Sache seinem langjährigen Weggefährten und Freund Hoeneß nicht krumm, das hat er in einem SZ-Interview während seines letzten Bayern-Engagements 2017/18 verraten.
„Wenn ich noch verärgert wäre, dann wäre ich doch gar nicht zurückgekommen“, sagte Heynckes. „Ich bin keiner, der nachkartet. Das liegt mir nicht.“
Legendärer Sportstudio-Auftritt
Hoeneß hatte Heynckes, der mit 34 Jahren wegen einer Knieverletzung seine Karriere beenden musste, erstmals 1987 von Borussia Mönchengladbach zu den Bayern gelockt. Es entstand eine bis heute enge Freundschaft zwischen den beiden.
In einem legendären Sportstudio-Auftritt 1989 verteidigte Hoeneß Heynckes gegen Christoph Daums Verbalattacken („Heynckes könnte Werbung für Schlaftabletten machen“).
Etwas, das sich Hoeneß selbst nie verziehen hat, ist die erste Entlassung von Heynckes 1991.
In seiner Laudatio auf Heynckes bei der Verleihung des Ehrenrings der Stadt Mönchengladbach 2016 bezeichnete Hoeneß den Schritt als einen „ganz großen Fehler“ in seinem sportlichen Leben, dass er einer Trennung nach dreieinhalb Jahren zugestimmt habe.
„Wir waren bei mir zu Hause und haben beide geheult wie die Schlosshunde“, sagte Hoeneß.
Seinen 80. Geburtstag werde Heynckes „ganz still und besonnen im engsten Kreis“ feiern, wie er in einem kicker-Interview verriet. Heynckes lebt heute mit seiner Frau Iris in der Nähe von Mönchengladbach, 2022 hatte er eine schwere Herz-Operation überstanden.
„Es geht mir relativ gut“, sagte er. „Wenige Menschen haben so ein erfülltes Leben. Ein zufriedener Mensch war ich immer, ob mit oder ohne Erfolg. Diese Haltung habe ich mir bewahrt, sie wurde durch meine Jugendzeit geprägt. Pessimismus kenne ich nicht.“