Die Südtribüne wusste, bei wem sie sich zu bedanken hatte. „Niko Kovac“ grölten die Fans nach Abpfiff minutenlang durch den Signal Iduna Park. Der 53-Jährige wirkte stolz, doch zugleich etwas unangenehm berührt.
Kovacs Meisterstück beim BVB
Kovacs Meisterstück
Kovac hat das geschafft, was dem BVB wohl nicht mal mehr der positivste Anhänger zugetraut hatte: Die Qualifikation für die Champions League.
Zehn Punkte betrug zwischenzeitlich der Abstand auf Rang vier. Damit sind die Dortmunder nach Leverkusen (2018/19) erst der zweite Verein in der 3-Punkte-Ära, der einen solchen Rückstand auf Platz vier in der Rückrunde wettzumachen wusste.
Kovac muss sich nicht schämen
Diese irre Aufholjagd ist Kovacs Meisterstück und verdient noch mehr Anerkennung als der Pokal-Sieg mit Eintracht Frankfurt oder die Titel mit dem FC Bayern.
Kovac weist die Beschreibung, ein „harter Hund“ zu sein, stets zurück. Doch er muss sich dafür nicht schämen – im Gegenteil. Er hat es geschafft, das Team, das zwischenzeitlich mausetot und kaum mehr zu retten war, mit dem einfachsten Fußball-Einmaleins wieder zurück in die Spur zu bringen.
Stichworte: Rückendeckung und Disziplin. Kovac küsste die Mannschaft und die Spieler wach, machte aus Gesichtern der Krise echte Leistungsträger und Anführer.
Auch wenn er den ein oder anderen Spieler härter anpacken musste und die Profis unter ihm ächzten: Sie haben in den vergangenen Wochen verstanden: Wenn wir unserem Trainer vertrauen, sind wir erfolgreich. Zwischen Kovac und seinem Team bahnt sich eine echte Liebesgeschichte an. Und nicht nur da.
BVB-Fans liegen Kovac zu Füßen
Auch die Fans liegen ihrem Retter zu Füßen. Und das, obwohl nicht jeder schwarz-gelber Anhänger zu Beginn von ihm überzeugt war.
„Keiner von uns“ - so lautete der Vorwurf. „Keiner, der den Verein in- und auswendig kennt“. Doch Kovac ließ sich davon nicht beirren und belehrte seine Kritiker, nach kleinen Anlaufschwierigkeiten, eines Besseren.
Der in Dortmund unpopuläre Plan, endlich mal frisches Blut von extern in den Verein zu holen, stellte sich als goldrichtig heraus. Auch Lars Ricken und Sebastian Kehl, denen heftiger Gegenwind entgegenschlug, dürfen sich bestätigt fühlen und kräftig aufatmen.
Doch die schwierigste Aufgabe liegt noch vor Kovac: Der Retter muss nun als Architekt ran, die Mannschaft zusammenstellen und über den Sommer hinaus in erfolgreiche Zeiten führen.
Kovac einer wie Klopp?
Vor allem Kovacs Art und Weise kommt im Ruhrgebiet gut an. Jeder Spieler und Mitarbeiter des Vereins weiß, woran er an ihm ist. Er ist ein Mann klarer Worte, ein Pragmatiker, Arbeiter und das Wichtigste: Er stellt sich niemals in den Mittelpunkt.
„Was Niko geleistet hat, ist eine der größten Trainerleistungen des BVB“, sagte Geschäftsführer Lars Ricken.
Kovac selbst grinste zwar über beide Ohren, als er von SPORT1 nach der Partie darauf angesprochen wurde, wies dann aber auf Größen wie Ottmar Hitzfeld und Jürgen Klopp hin und meinte: „Die haben viel mehr erreicht. Wir haben jetzt einen kleinen Teil dazu beigetragen, dass wir zumindest nächstes Jahr in der Champions League spielen. Aber wir sind weit weg von denen, die ich gerade aufgezählt habe, beziehungsweise gibt es mit Sicherheit viel, viel mehr.“
Wenn man mit BVB-Fans über die Vergangenheit, Zukunft und Träume spricht, fällt früher oder später immer der Name Jürgen Klopp, der in Dortmund eine schwarz-gelbe Liebesgeschichte schrieb. Vom Typ Mensch ist Kovac sicherlich nicht wie Klopp.
Und dennoch: Die Beziehung zwischen Fans, Mannschaft und ihrem Trainer könnte ebenfalls der Beginn einer großen Romanze sein.