Mit dem Wechsel von Florian Wirtz zum FC Liverpool hat der FC Bayern einen Rückschlag erlitten. Wochen- und monatelange Bemühungen um den DFB-Superstar seitens der Verantwortlichen mündeten in einer Absage des Offensivspielers.
Wirtz-Poker: Reschke nimmt Bayern in Schutz
Wirtz? „Keine Transferniederlage“
Michael Reschke, ehemaliger Technischer Direktor des FC Bayern, will dem Klub im Poker um Wirtz allerdings keinen Vorwurf machen. Der 67-Jährige verwies auf die finanzielle Verschiebung der internationalen Märkte.
„Vor allem der englische Markt ist für viele Spieler nicht nur vom Wirtschafts-, sondern auch vom Leistungsniveau die Liga, die weltweit die Nummer eins ist. Das ist für viele Spieler reizvoller als die Bundesliga. Das klassische Beispiel war Florian Wirtz. Von den sechs Top-Teams wollten ihn mindestens fünf haben. Dann wird es für den FC Bayern schwer. Es war für mich deshalb keine Transferniederlage“, sagte Reschke im Interview mit der Abendzeitung München.
Hoeneß-Einsatz im Wirtz-Poker war „höchst sinnvoll“
Der FC Bayern sei im Rennen um Wirtz „sozusagen im Finale“ gewesen. „Wenn er sich für Liverpool und die Premier League entscheidet, gilt es, das zu respektieren und neue Ziele festzulegen.“
Dass Uli Hoeneß im Werben um Wirtz großen Einfluss nahm, wertete Reschke als „höchst sinnvoll. Hoeneß hat gerade, was den Vater-Wirtz angeht, eine enorme Strahlkraft. Er ist für diese Generation eine absolute Größe und war gewiss ein Joker, den Eberl gerne eingesetzt hat. Dass es trotzdem nicht gepasst hat, lag sicher nicht an Uli.“
Von 2014 bis 2017 bekleidete Reschke in München die Position des Technischen Direktors. Bei Transferideen waren vor allem die Alphatiere Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge seine Hauptansprechpartner, wie der 67-Jährige erklärte.
Kimmich-Verpflichtung? „Gab dicke Fragezeichen“
„Sie kannten den internationalen Spielermarkt nicht aus dem Effeff und dies war auch nicht ihre Aufgabe. Wenn man zu den beiden kam, eine klare sportliche Überzeugung und ein sinnvolles wirtschaftliches Konzept vorlegte und das auch noch mit aussagekräftigen Videos und Reports untermauerte, hat man immer Flankenschutz erhalten. Natürlich gab es Rückfragen und Diskussionen, aber beide waren nie Verhinderer“, sagte Reschke.
So auch nicht bei der Personalie Joshua Kimmich, den Bayern im Sommer 2015 für 8,5 Millionen Euro von RB Leipzig verpflichtete.
„Ich erinnere mich gut an Gespräche um die Transfers von Kimmich und Coman, die beide logischerweise nicht kannten. Da gab es auch mal dicke Fragezeichen. Aber wenn Marco Neppe und ich ein klares Konzept präsentierten, konntest du sie definitiv überzeugen“, erklärte Reschke.