Dass Nico Schlotterbeck nach sechs Monaten Verletzungspause in der Startelf stehen würde, kam überraschend - noch überraschender war, dass er beim 1:0-Sieg von Borussia Dortmund gegen den VfL Wolfsburg über die volle Distanz auf dem Feld zu finden war.
Besonderes Schlotterbeck-Comeback beim BVB: "Als Fußballer sagt man da nicht nein"
Als wäre er nie weg gewesen
Der 25-Jährige agierte mit einer Selbstverständlichkeit, dass es schien, er wäre nie weg gewesen.
Mitspieler Waldemar Anton nötigte das Respekt ab. „Er hat ein überragendes Spiel gemacht und nichts anbrennen lassen“, schwärmte Anton bei DAZN und hob hervor, wie besonders Schlotterbecks Comeback war: „Er hat viel gearbeitet. 90 Minuten sind nach so langer Ausfallzeit nicht selbstverständlich.“
Schlotterbeck: „Es war das erste Mal“
Das honorierten auch die Fans der Dortmunder Südtribüne, die nach der Partie Schlotterbeck-Sprechchöre anstimmten und den Rückkehrer vor die Gelbe Wand zitierten, um ihn dort abzufeiern.
Kann eine Rückkehr überhaupt besser ablaufen? „Nein, tatsächlich nicht“, sagte ein grinsender Schlotterbeck nach Spielende, dessen Solo-Auftritt vor den Fans zudem sein Debüt war: „Es war tatsächlich das erste Mal in den dreieinhalb Jahren, in denen ich hier bin.“
Schnell betonte der deutsche Nationalspieler allerdings auch, dass er dafür viel investiert habe. „Es war eine lange und harte Zeit. Ich habe mir das sechs Monate hart erarbeitet. Dass mich die Fans so empfangen haben, ist wunderschön“, freute sich der Innenverteidiger, der an einem Meniskusriss im linken Knie gelitten hatte. „Ich bin brutal happy, Familie und Freunde sind auch da. Jetzt genießen wir den Abend.“
„Stell mich auf, dann passt das“
Von seiner möglichen Startelf-Rückkehr hatte er zum ersten Mal am Abend zuvor erfahren. „Gestern hat der Trainer gefragt, ob ich Bock habe“, verriet Schlotterbeck: „Als Fußballer sagt man da nicht Nein. Dass es dann 90 Minuten wurden, war schon extrem hart. Der Trainer hat gefragt: ‚Wie viele‘ (Minuten; Anm. d. Red.)? Ich habe gesagt: ‚Stell mich auf, dann passt das.‘“
Niko Kovac zeigte sich nach dem Sieg ebenfalls glücklich mit der gelungenen Rückkehr seines Schützlings. „Ich freue mich, dass der Schlotti 90 Minuten durchgehalten hat. Kompliment an das Reha-Team.“
„So stelle ich mir das vor, wenn ein Langzeitverletzter zurückkommt: Dass er sofort 90 Minuten rennen kann”, fasste Kovac zusammen. „Das war heute ein tolles Beispiel.“
Schlotterbeck überzeugt mit starken Quoten
Schlotterbeck überzeugte aber nicht nur mit seiner Fitness, sondern auch spielerisch. Am Ende stand für ihn eine starke Passquote von 91 Prozent zu Buche, dazu überzeugte er bei zwölf Versuchen mit zehn angebrachten langen Bällen.
„Witzigerweise versuche ich, über lange Bälle ins Spiel zu kommen – und die ersten beiden waren gar nicht gut“, resümierte der Mann des Abends nach der Partie. „Dann kamen aber drei, vier Bälle an und ab dann ist das ein Automatismus. Dann fühle ich mich wohl und defensiv ist auch alles super.“
„In Dortmund ist man, um etwas zu gewinnen“
Wenngleich Kovac Maximilian Beier für dessen Meisterschaftsansage in der vergangenen Woche noch ausgebremst hatte, schlug Schlotterbeck in dieselbe Kerbe: „Maxi hat das letzte Woche gesagt. Der Trainer hat das ein bisschen eingeordnet. Mir ist wichtig, dass wir in der Hinrunde dranbleiben. Wir sind oft hinterhergerannt.“
Wichtig sei, „an den Bayern dranzubleiben und vorneweg zu marschieren. Dann entwickelt sich vielleicht etwas“, sagte Schlotterbeck mit Hinblick auf mögliche Entwicklungen im Meisterschaftskampf.
Und erklärte abschließend - mit derselben Selbstverständlichkeit, mit der er gespielt hatte: „In Dortmund ist man, um etwas zu gewinnen.“