Bundesliga>

HSV tor- und hilflos - "Das ist kein gutes Zeichen"

HSV ist tor- und hilflos

Drei Spiele, null Tore - zudem eine Lehrstunde beim FC Bayern erteilt bekommen. Der Hamburger SV hätte kaum schlechter in die Bundesliga-Saison starten können. Und doch finden die Beteiligten kleine Ansätze, die Hoffnung machen sollen.
Nach der Niederlage gegen den FC Bayern München übt HSV-Trainer Merlin Polzin scharfe Kritik an seiner Mannschaft.
Drei Spiele, null Tore - zudem eine Lehrstunde beim FC Bayern erteilt bekommen. Der Hamburger SV hätte kaum schlechter in die Bundesliga-Saison starten können. Und doch finden die Beteiligten kleine Ansätze, die Hoffnung machen sollen.

Man hätte fast Mitleid haben können, als der HSV vom FC Bayern regelrecht überrollt wurde. Zwei Gegentreffer nach neun Minuten, vier Gegentreffer nach 29 Minuten, später das 0:5 durch Harry Kane.

Von Lothar Matthäus gab es allerdings kein Mitleid, sondern ein knallhartes Urteil. „Das ist nicht bundesligareif“, kommentierte der Sky-Experte das Geschehen auf dem Platz am Samstagabend.

Selbst Bayern-Verteidiger Jonathan Tah, einst beim HSV ausgebildet, war keineswegs von Mitleid geplagt.

„Mitgefühl hat auf dem Platz nichts zu suchen“, stellte er bei SPORT1 klar, fügte dann allerdings hinzu: „Natürlich weiß ich, dass das keine einfache Situation ist, wie sie in die Saison gestartet sind. Ich wünsche ihnen, dass es besser wird.“

„Das Derby war natürlich scheiße“

Bislang lässt sich allerdings festhalten: Der Saisonstart ist missglückt!

Wurde das 0:0 am 1. Spieltag bei Borussia Mönchengladbach noch als Erfolg gewertet, war mit dem 0:2 gegen St. Pauli die Aufbruchstimmung vorüber.

„Das Derby war natürlich scheiße“, sagte HSV-Mittelfeldspieler Nicolai Remberg: „Danach haben wir gesagt, dass wir hier in München eine Reaktion zeigen müssen. Und dann liegen wir nach 30 Minuten bereits 0:4 hinten. Das ist ehrlicherweise kein gutes Zeichen.“

Vieira: Kürzlich tunnelte er noch Messi

Der im Sommer vorgenommene Umbruch des HSV erfordert Zeit. In Offensivspieler Fábio Vieira und Innenverteidiger Luka Vuskovic standen zwei Spieler in der Startelf, die erst kurz vor Transferschluss verpflichtet wurden. Insgesamt waren es fünf Sommer-Neuzugänge.

Vieira sorgte bei der Klub-WM noch für Furore, als der 25-Jährige im Trikot des FC Porto Lionel Messi tunnelte. In München war an solche Kunststücke nicht zu denken. In den ersten 30 Minuten lief das Spiel völlig an ihm vorbei.

HSV-Neuzugang Vuskovic zeigt gute Ansätze

Und Vuskovic? Das 18-jährige Talent wurde von der Offensiv-Power des FC Bayern genauso überrannt wie die Mitspieler.

Und doch gab es zumindest kleine Hoffnungsschimmer: Vieira wurde mit steigender Spieldauer besser, bewies Passqualität und Stärken am Ball.

„Man hat in einigen Momenten gesehen, was für eine Qualität er hat“, sagte Remberg zu SPORT1: „Er ist natürlich neu in der Mannschaft. Die Abläufe müssen noch reinkommen. Das ist genauso wie bei Luca.“

HSV wollte sich „nicht abschlachten lassen“

Immerhin ist der HSV keine Mannschaft, die sich wehrlos ihrem Schicksal ergab. Dies zeigte sich direkt nach dem Gegentreffer zum 0:4, als Torwart Daniel Heuer Fernandes seine Mitspieler zusammentrommelte.

Was dabei gesagt wurde? „Wir reißen uns den Arsch auf, wir lassen uns hier nicht abschlachten“, erzählte Remberg aus seiner Erinnerung.

Dass danach lediglich noch ein Gegentor fiel, wird nahezu als Erfolg gewertet. „Wir hatten mehr Ballsicherheit und mehr Kontrolle“, sagte Heuer Fernandes: „Wenn wir das auf dem Platz kriegen, bin ich guter Dinge, dass wir Punkte holen und Spiele gewinnen.“

Dazu müsste der HSV allerdings Tore schießen. In den ersten drei Bundesligaspielen gelang dies nicht. Zum Vergleich: Der Mitaufsteiger 1. FC Köln hat acht Tore auf dem Konto.

Hamburg-Fans stehen hinter der Mannschaft

Dennoch stehen die Fans hinter der Mannschaft. Trotz der hohen Niederlage gab es von den vielen mitgereisten Fans Applaus. Selbst als das Spiel eineinhalb Stunden vorüber war, liefen rund um die Allianz-Arena Anhänger umher und riefen stolz: „HSV, HSV.“

In früheren Zeiten wäre die Reaktion anders ausgefallen. Zur Erinnerung: Im Jahre 2013 luden die HSV-Spieler die Fans noch zum Grillen ein, um sich für das damalige 2:9 zu entschuldigen. Solche Gesten sind aktuell nicht notwendig, um den Anhang zu besänftigen.

Und doch ist klar: Sollte auch das Spiel am kommenden Samstag gegen den 1. FC Heidenheim verloren werden, könnte die Stimmung umschlagen. Heidenheim ist die einzige Mannschaft, die mit 0 Punkten noch erfolgloser ist als der HSV.

„Spiel gegen Heidenheim wird sehr wichtig“

Ob die Hamburger dadurch einen besonderen Druck verspüren?

„Ich denke nicht über den Druck nach“, antwortete Vušković bei SPORT1: „Wir alle glauben an uns. Wir gehen in das nächste Spiel, um gemeinsam mit unseren Fans drei Punkte zu holen.“

Umso wichtiger ist es, die Auswärts-Klatsche in München schnell abzuhaken. „Es würde nichts bringen, sich noch vier, fünf Tage darüber Gedanken zu machen“, sagte Remberg: „Das Spiel gegen Heidenheim wird sehr wichtig. Wir brauchen unsere Fans, wir brauchen unsere Mannschaft - wir halten zusammen.“

Und wer weiß: Vielleicht überdenkt Lothar Matthäus sein Urteil ja noch einmal.