Er lief und lief und lief, sogar nach Schlusspfiff bis in die BVB-Kabine. Vermutlich auch, weil sich Maximilian Beier vor möglichen Interviewanfragen drücken wollte.
Ein gelungenes Experiment
Ein gelungenes BVB-Experiment
Der Wunsch nach einem Mediengespräch wäre nicht ungewöhnlich gewesen, denn nachdem er gegen den 1. FC Köln den Last-Minute-Siegtreffer erzielt hatte und bereits zum Matchwinner avanciert war, machte er am Freitagabend in Augsburg (1:0) erneut ein richtig gutes Spiel. Diesmal allerdings in einer völlig ungewohnten Rolle.
Die BVB-Fans dürften sich beim Anpfiff in der WWK-Arena verwundert die Augen gerieben haben: kein Daniel Svensson, kein Julian Ryerson in der Stammelf auf der linken Außenverteidigerposition. Dafür Maximilian Beier.
BVB-Star Beier überzeugt in ungewohnter Rolle
Der Offensivspieler, der noch am vergangenen Bundesliga-Wochenende nach seiner Einwechslung den so wichtigen Sieg für die Dortmunder in der letzten Spielminute gegen den 1. FC Köln eingetütet hatte. Toreschießen gehört zu seinem Daily Business. Doch die Position links in der Abwehrkette war für ihn völlig neu.
„Das war schon aus der Not geboren. Aber ich finde, Maxi hat das richtig gut gemacht. Gerade defensiv hat mir das sehr gut gefallen. So als ob er das schon das ein oder andere Mal gespielt hat“, lobte Niko Kovac die Vorstellung von Beier.
Gründe für diese Notlösung gab es einige: Zum einen, dass der BVB-Coach seinen angestammten Außenverteidigern Daniel Svensson und Julian Ryerson aufgrund der Belastungssteuerung eine Pause gönnen wollte.
Zum anderen wegen des krankheitsbedingten Ausfalls von Nico Schlotterbeck. Sonst hätte Ramy Bensebaini diese Rolle eingenommen. Der Algerier musste deshalb in die Innenverteidigung rücken.
Beier glänzt offensiv und defensiv
Beier spulte Kilometer um Kilometer ab, machte viele intensive Läufe und gewann jeden Bodenzweikampf (vier). Sinnbildlich für seine Leistung: In der 41. Spielminute ließ FCA-Profi Fabian Rieder Ramy Bensebaini einfach stehen und sprintete in die gefährliche Zone.
Doch aus dem Nichts eilte Maxi Beier heran und kochte den Augsburger ganz lässig ab – gefolgt von euphorischem Sonderapplaus von Waldemar Anton. Defensiv ließ der 23-Jährige nichts anbrennen und setzte sich immer wieder offensiv in Szene.
In der Vorwoche gegen Köln war Beiers Auftrag klar: „Ich soll einfach die Linie hoch- und runterlaufen“, verriet er am SPORT1-Mikrofon. Auch in Augsburg ging Kovac Plans mit ihm in dieser ungewohnten Rolle perfekt auf. 62 Minuten durfte er sich auf dieser Position beweisen.
Mit der Einwechslung von Daniel Svensson rückte er dann erst quer über das Spielfeld auf die rechte Achter- und wenige Minuten später auf die linke Achterposition. Beier glänzte einmal mehr mit seiner Flexibilität.
Beier als Linksverteidiger-Option für Nagelsmann?
Auch Julian Nagelsmann dürfte sich diesen Auftritt genau angeguckt haben. Denn der deutsche Nationaltrainer ist immer noch auf der Suche nach einem zuverlässigen Außenverteidiger – so etwas wie Achillesferse der DFB-Elf.
Immer wieder probiert Nagelsmann herum. Oft bekleidete diese Position in der Vergangenheit David Raum oder Maximilian Mittelstädt. Aber auch Nnamdi Collins, Ridle Baku und Nathaniel Brown lud der 38-Jährige bereits ein.
Nach Beiers Auftritt in Augsburg könnte auch der Dortmunder plötzlich eine ernsthafte Alternative werden. Vor allem, weil der Bundestrainer gerne mit offensiv denkenden Außenverteidigern spielt – ähnlich wie Beier die Rolle interpretiert.
Es wäre nicht das erste Mal, dass Nagelsmann eine ungewöhnliche Positionierung wählt. Im Herbst 2023, bei der 2:3-Niederlage in Berlin gegen die Türkei, spielte Arsenal-Star Kai Havertz auf dieser Position vor.