Bundesliga>

VAR-Irrsinn bei Bayern: Ist das im Sinne des Fußballs?

Ist das noch im Sinne des Fußballs?

Das Abseitstor von Union Berlin gegen den FC Bayern erhitzt die Gemüter. Jenseits aller Regeln stellt sich die Frage: Ist das noch im Sinne des Sports?
Union Berlin wurde im Spiel gegen die Bayern durch ein sehr knappes Abseits ein Tor aberkannt. Union-Trainer Steffen Baumgart redet sich in Rage.
Das Abseitstor von Union Berlin gegen den FC Bayern erhitzt die Gemüter. Jenseits aller Regeln stellt sich die Frage: Ist das noch im Sinne des Sports?

Im Grunde ist es ja ganz einfach: Abseits ist, wenn sich ein Spieler zum Zeitpunkt des Abspiels näher an der gegnerischen Torlinie befindet als der Ball und der vorletzte gegnerische Spieler.

So alt wie die Regel ist, so klar ist ihr Zweck: Zu verhindern, dass sich angreifende Spieler einen unfairen Vorteil verschaffen, indem sie im Rücken der verteidigenden Mannschaft ein Tor erzielen und somit das Spiel verzerren.

Was sich am Samstagnachmittag im Südosten von Berlin abspielte, hatte damit aber nichts zu tun.

Baumgart bei Bayern-Spiel in Rage

Ja, Unions Ilyas Ansah stand kurz vor seinem Führungstor gegen den FC Bayern (10.) womöglich ein paar Millimeter im Abseits, wie später Bilder des VAR zeigten. Aber verschaffte er sich damit ernsthaft einen Vorteil - und ist dieses Ergebnis überhaupt zweifelsfrei festzustellen?

Geht es nach Union-Coach Steffen Baumgart, auf jeden Fall nicht.

„Diese fünf Millimeter? Wir reden von fünf Millimetern. Da auf Abseits zu entscheiden, da hat irgendeiner Lack gesoffen. Es tut mir leid. Die Linie ziehe ich dir auch 27-mal hin, wenn ich will“, polterte der 53-Jährige nach dem 2:2-Remis bei Sky.

Ist der Fußball korrekter geworden?

Dass es überhaupt möglich ist, auf den Millimeter genau zu prüfen, ob jemand im Abseits steht oder nicht, ist der halbautomatischen Abseitserkennung zu verdanken.

Diese soll die Position des Balls und bis zu 29 Punkte jedes Spielers 50 Mal pro Sekunde verfolgen.

Ist der Fußball so korrekter geworden? Und wenn ja, ist es im Sinne des Fußballs, derart korrekt zu sein?

„Abseits ist halt immer so Schwarz-Weiß. Wenn dann da eine Linie ist, auch wenn es nur ein Zentimeter ist, dann ist es halt Abseits“, konstatierte Bayern-Star Joshua Kimmich nach dem Spiel.

Kimmich: „Schwarz-weiß Entscheidung“

Zugleich stellte der 30-Jährige infrage, dass es immer klar sei, wo genau die Linie gezogen wird.

„Wann zieht man wo die Linie? Wann verlässt der Ball den Fuß oder den Kopf oder was auch immer? Wann drückt man dann auf Stopp? Ich weiß nicht genau, was dann da der Moment ist, aber irgendwo muss man halt eine Schwarz-Weiß-Entscheidung treffen“, sagte Kimmich.

Auch Dietmar Hamann schien ein bisschen ratlos, was die Entscheidungsfindung angeht - und den ernsthaften sportlichen Sinn dahinter.

„Ich verstehe ihn“, drückte der Sky-Experte sein Verständnis für Baumgart aus. „Aber was willst du denn machen? Die Regel ist: Wenn du näher zum Tor stehst als der Verteidiger, dann ist es Abseits. Ist es im Sinne des Sports? Nein, ist es nicht. Aber was willst du denn machen?“

Letzterer Satz drückt das Dilemma um die Abseitsregel am besten aus.