Die 0:5-Heimpleite am Samstag gegen den FC Bayern war ein herber Rückschlag für den ambitionierten VfB Stuttgart, trotzdem absolvieren die Schwaben eine bislang zufriedenstellende Saison – liegen als Tabellensechster in Reichweite der Champions-League-Plätze, stehen im Viertelfinale des DFB-Pokals und sind in der Europa League klar auf Kurs K.o.-Phase.
Eindrückliche Warnung an den VfB
Eindrückliche Warnung an den VfB
Seit Trainer Sebastian Hoeneß den damals akut abstiegsbedrohten VfB im April 2023 übernommen hat, ist die Entwicklung absolut positiv zu bewerten: zunächst der Klassenerhalt in der Relegation 2023, dann die sensationelle Vizemeisterschaft 2024 und in der vergangenen Saison der Pokalsieg.
Doch die jüngsten Erfolge wecken Begehrlichkeiten, Jahr für Jahr lassen die Stuttgarter gleich mehrere Topspieler ziehen, die nach Höherem streben, aber dank stattlicher Ablösesummen immerhin für ein prall gefülltes Bankkonto sorgen.
„Bei allem Selbstbewusstsein – so ehrlich muss man sein –, es gibt natürlich noch eine Kategorie über uns, wo Spieler sich dann sehen“, erklärte VfB-Sportdirektor Christian Gentner im SPORT1 Doppelpass: ”Wo die Treppenstufe noch eins höher gehen kann. Dann sind wir als VfB Stuttgart natürlich darauf angewiesen, bei gewissen Beträgen zu sagen, dass das ein sinnvoller Deal für den Klub ist.”
Hoeneß Jahr für Jahr vor kniffliger Aufgabe
2023 verabschiedeten sich u.a. Konstantinos Mavropanos, Wataru Endo und Borna Sosa, im Jahr darauf Hiroki Ito, Waldemar Anton und Serhou Guirassy sowie im vergangenen Sommer Nick Woltemade und Enzo Millot.
Allein diese acht Spieler brachten dem VfB etwa 220 Millionen Euro ein – rund 75 Millionen allein dank Woltemade –, doch Hoeneß auch in die Zwickmühle, immer wieder eine neue Mannschaft aufbauen zu müssen.
“Der Trainer ist für die sportliche Leistung der Mannschaft hauptverantwortlich“, betonte Gentner. „Natürlich möchte er die bestmöglichen Spieler bei sich haben. Trotzdem ist der Basti immer diesen Weg mitgegangen. Das war jetzt in diesem speziellen Fall mit Nick natürlich relativ spät in der Transferphase. Das ist aber aufgrund des Geschäfts, wenn dann eben Mannschaften aus England auch noch später entscheiden und das Geld zur Verfügung stellen. Dann gibt es einen Punkt, wo die Vereinsführung das nicht mehr ignorieren kann.“
Effenberg warnt Stuttgart vor weiteren Abgängen
Dank Hoeneß sowie einer cleveren Personalpolitik mit jungen und talentierten Neuzugängen schaffen es die Schwaben derzeit jedoch trotzdem, ihren Erfolgsweg fortzusetzen, was SPORT1-Experte Stefan Effenberg aber durchaus mit einem kritischen Auge verfolgt.
„Der VfB muss aufpassen, dass sie in Zukunft nicht noch Undav oder Stiller abgeben, dann wird das irgendwann so dünn, dass man sich vielleicht in der unteren Tabellenhälfte wiederfindet“, sagte Effenberg.
Gentner ist sich der Gefahren durchaus bewusst, blickt bei den genannten Akteuren Deniz Undav und Angelo Stiller aber eher gelassen in die Zukunft: „Die Möglichkeit besteht, dass diese Spieler auch nachhaltig ein Gesicht des Vereins sind und werden über einen langen Zeitraum. Weil wir uns nicht kleiner machen müssen, als wir sind als VfB Stuttgart. Auf der anderen Seite kann es immer sein, dass es die Möglichkeit gibt, noch einen Schritt höher zu machen und dann gilt es, sich damit auseinanderzusetzen.“
Denn: „Unzufriedene Spieler willst du auch nicht über einen längeren Zeitraum haben, wenn du ihnen mehrmals einen Wechsel verbietest“, fügte Gentner hinzu. „Ich habe keine Sorge, dass wir aktuell in die untere Tabellenregion rutschen die nächsten Jahre, weil wir sehr viele spannende junge Spieler in den letzten Transferperioden dazu genommen haben und aus dem Nachwuchs auch hoffentlich wieder dazubekommen. Das sehe ich also eher positiv.”