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El Mala? "Er kann eine große Karriere hinlegen"

„Er kann eine große Karriere hinlegen“

Das brisante Rhein-Duell zwischen Bayer 04 Leverkusen und dem 1. FC Köln steht an. SPORT1 hat vorab mit Tom Krauß gesprochen – über den Druck der Sieglos-Serie, die Derby-Atmosphäre und seine bislang ungewisse Zukunft in Köln.
Der 1. FC Köln ist seit vier Spielen ohne Sieg. Das soll sich am besten im Nachbarschafts-Duell gegen Bayer Leverkusen ändern.
Das brisante Rhein-Duell zwischen Bayer 04 Leverkusen und dem 1. FC Köln steht an. SPORT1 hat vorab mit Tom Krauß gesprochen – über den Druck der Sieglos-Serie, die Derby-Atmosphäre und seine bislang ungewisse Zukunft in Köln.

Viele Fans sind sich uneins. Ist es nun ein Derby oder doch nur ein Nachbarschaftsduell? Wie auch immer: Brisanz verspricht das Duell zwischen Bayer 04 Leverkusen und dem 1. FC Köln (Sa, ab 18.30 Uhr im LIVETICKER) allemal. Nach einem bärenstarken Saisonstart ist der Aufsteiger aus Köln in der Bundesliga-Realität angekommen. Seit vier Spielen ist der „Effzeh“ nun schon ohne Sieg. Der Ärger nach dem Last-Minute-Ausgleich gegen St. Pauli ist aber schon verflogen, der Fokus gilt dem Spiel gegen den Nachbarn.

FC-Mittelfeldspieler Tom Krauß spricht im exklusiven SPORT1-Interview über dieses Duell, seine Rolle in der Mannschaft und seine Sehnsucht nach einem festen Zuhause. Denn noch ist der 24-Jährige nur aus Mainz ausgeliehen. Außerdem erklärt der gebürtige Leipziger, was er Said El Mala rät. Beim Unentschieden gegen St. Pauli musste Krauß wegen eines Schlags noch vorzeitig vom Feld. Für die Partie gegen Bayer gibt er nun grünes Licht.

SPORT1: Gegen St. Pauli hat sich Köln in der Nachspielzeit noch den Ausgleich gefangen. Wie sehr nervt dieser Punkteverlust noch?

Tom Krauß: Die ersten ein, zwei Tage nach so einem Spiel sind immer hart. Zum Glück war meine Familie da, die mich ein bisschen abgelenkt hat. Klar ist das bitter, aber sobald die neue Trainingswoche startet, ist der Kopf wieder frei.

SPORT1: Sie warten mit Ihrem Team nunmehr seit vier Spielen auf einen Sieg – wie gefährlich ist so eine Serie?

Krauß: Wir gehen in jedes Spiel mit dem Anspruch, es zu gewinnen. In den letzten vier Partien hatten wir uns natürlich mehr erhofft. Deshalb wollen wir am Samstag unbedingt den Bock umstoßen – in diesem Spiel wäre es natürlich doppelt schön.

Krauß: „Hat die Brisanz eines Derbys“

SPORT1: Rund 15 Kilometer trennen die beiden Städte voneinander - Nachbarschaftsduell oder doch ein Derby?

Krauß: Für mich hat es auf jeden Fall die Brisanz eines Derbys. Ich habe das Pokalspiel letztes Jahr gesehen, da ging’s richtig ab (3:2 nach 0:2 für Leverkusen; Anm. d. Red.). Diese Spiele liebe ich – das sind besondere Momente.

SPORT1: Was macht Bayer gefährlich?

Krauß: Sie haben brutal viel Qualität, keine Frage. Aber auch Leverkusen hat zuletzt zweimal in der Liga nicht gewonnen und hatte unter der Woche ein schweres Spiel gegen Newcastle. Wir haben definitiv Stärken, mit denen wir Bayer wehtun können. Unser Ziel ist klar: Wir wollen etwas mitnehmen.

SPORT1: Das Thema Standards gehörte zuletzt nicht zu Kölns Lieblingsdisziplinen. Lukas Kwasniok sprach von einem trockenen Fach, bei dem man nicht auf einen „sexy Lehrer“ hoffen kann. Wie haben Sie das angepackt?

Krauß: So negativ sehe ich das gar nicht. Gegen St. Pauli haben wir kein Standard-Gegentor kassiert und allgemein wenig zugelassen. Daran wollen wir anknüpfen. Wir arbeiten daran, sollten uns das Thema aber auch nicht als große Schwäche einreden.

Mittelfeldspieler baut auf Unterstützung seiner Familie

SPORT1: Wettbewerbsübergreifend kommen Sie bislang auf zehn Einsätze in dieser Saison. Fünfmal standen Sie im Kader, haben aber keine Minute bekommen. Haben Sie sich bei Ihrem Wechsel im Sommer mehr ausgemalt?

Krauß: Es gab Höhen und Tiefen bis dahin, aber ich habe immer weitergemacht. Wichtig war für mich, dem Trainer zu zeigen, dass er sich auf mich verlassen kann – auch wenn ich mal nicht spiele. Ich versuche, mich in den Bereichen weiterzuentwickeln, die er einfordert. So läuft Fußball eben: Es gibt auch schwierigere Phasen, und dann ist es wichtig, eine Familie zu haben, die einen unterstützt.

SPORT1: Im Sommer haben Sie sich vorgenommen, nicht nur eklig sein zu wollen, sondern vor allem ein „kompletterer Spieler“ zu werden. Wie läuft dieser Prozess?

Krauß: Es ist definitiv besser geworden. Auf der Innen- oder Linksverteidiger-Position lernst du neue Facetten dazu. Da musst du dich automatisch anpassen. Mein Fokus liegt immer noch auf der Arbeit mit dem Ball. Gegen den Ball weiß jeder, wie eklig ich sein kann. Ich bin 24 und auf jeden Fall noch nicht am Ende meiner Entwicklung.

Krauß will in Köln sesshaft werden

SPORT1: Sie sind bis zum Sommer ausgeliehen. Der FC besitzt aber eine Kaufpflicht, die vom Klassenerhalt und von Ihren Spielminuten abhängig ist. Gehen Sie von einem längeren Verbleib in Köln aus?

Krauß: Ich hoffe es sehr! Wenn wir die Klasse halten, stehen die Chancen nicht schlecht. Ich würde unglaublich gern hierbleiben. Das Rhein-Energie-Stadion und die Fans hier sind etwas Besonderes, das hat nicht jeder Klub.

SPORT1: Das heißt, Ihre Wohnung in Köln ist nicht zur Untermiete?

Krauß: Wenn alles passt und die Ziele erreicht werden, wird die Wohnung verlängert (lacht). Das ist das Ziel.

SPORT1: Nach Nürnberg, Schalke, Luton Town und Bochum ist der FC Ihre fünfte Leihstation. Würden Sie gerne mal dauerhaft wo ankommen?

Krauß: Für die Familie und die Partnerin ist es definitiv nicht optimal. Und es ist auch nicht mehr mein Ziel, ständig auf Leihbasis unterwegs zu sein. Ich will endlich ankommen und dauerhaft Fuß fassen. Ich möchte in einer Stadt und in einem Verein richtig heimisch werden.

SPORT1: Sie haben viele Trainer erlebt – wer hat Sie am meisten geprägt?

Krauß: Besonders die ersten beiden. Julian Nagelsmann hat mir mein Profidebüt ermöglicht. Und Robert Klauß hat in Nürnberg auch in schwierigen Zeiten auf mich gesetzt, obwohl ich als junger Spieler ein paar schlechte Spiele drin hatte. Beiden habe ich viel zu verdanken – sie haben mir geholfen, dahin zu kommen, wo ich heute stehe.

SPORT1: Gibt’s da heute noch Kontakt?

Krauß: Mit Robert Klauß ab und zu, ja. Mit Nagelsmann eher nicht – er hat viel um die Ohren und andere Themen als Nationaltrainer. Mit Said zum Beispiel (lacht).

El Mala hat „brutale Qualitäten“

SPORT1: Stichwort Said El Mala – wie schwierig ist es, ihn zu verteidigen?

Krauß: In kleinen Spielformen wie zwei gegen zwei oder drei gegen drei sieht man sofort, was er für brutale Qualitäten hat. Das haben alle gesehen. Am wichtigsten ist, dass er auf dem Boden bleibt. In ihm steckt enorm viel, und wenn er so weitermacht, kann er eine große Karriere hinlegen.

SPORT1: Als Kind haben Sie in Schalke-Bettwäsche geschlafen. Wurden Sie im Kölner Fanshop neu ausgestattet?

Krauß: (lacht) Natürlich habe ich da schon das ein oder andere bekommen. Wenn ich bei einem Verein bin, konzentriere ich mich zu 100 Prozent auf meine Aufgabe. Ich will mit dem FC unbedingt die Klasse halten, alles andere interessiert mich nicht.

SPORT1: Trauen Sie Schalke 04 den Aufstieg zu?

Krauß: Sie sind für mich die stabilste Mannschaft der 2. Liga, also ja.

SPORT1: Wie intensiv verfolgen Sie Schalke, Mainz oder Ihre anderen Ex-Klubs?

Krauß: Schalke verfolge ich immer noch sehr intensiv. Sie stehen gut da. Bei Luton Town (Football League One; Anm. d. Red.) ist das etwas schwieriger, aber im Liveticker verfolge ich fast alle Ex-Klubs. Ich lese und gucke generell viel Fußball – ich bin da ein bisschen verrückt.

SPORT1: Andere Sportarten auch?

Krauß: Ich gucke sehr gern NBA – nur ist das mit dem Schlafrhythmus nicht so einfach. Deshalb geht das auch nicht immer. Sonst: viel Fußball. Freitag, Samstag, Sonntag, unter der Woche… Es gibt ja jeden Tag was zu sehen.

SPORT1: Vielleicht klappt das in der Winterpause besser. Wie sehr freut man sich als Profi darauf?

Krauß: Schon sehr. Als Profi musst du jede Woche abliefern, deshalb freut man sich natürlich auf die zehn Tage Pause. Vor allem auch, um dann erholt in die Rückrunde zu gehen. Aber wir haben jetzt noch zwei Spiele (Leverkusen, Union Berlin; Anm. d. Red.). Da wollen wir sechs Punkte holen und dann können wir kurz mal die Füße hochlegen.