Manchester United hängt gewaltig durch. Die 2:4-Niederlage bei Leicester City war der nächste bittere Tiefschlag für die Red Devils.
Champions League: Cristiano Ronaldo wird bei Manchester United zum Problem
Ist Ronaldo für Uniteds Misere verantwortlich?
Nach einem vielversprechenden Saisonstart ist United in der Liga auf den sechsten Platz abgerutscht. Im League Cup ist das Team von Ole Gunnar Solskjaer schon ausgeschieden, und auch in der Champions League gab es bei den Young Boys Bern schon eine überraschende Niederlage.
Und das alles trotz zahlreicher Top-Transfers wie Cristiano Ronaldo, Jadon Sancho und Raphael Varane im Sommer. Die angepeilte Titeljagd scheint aktuell weit entfernt.
Gerade taktisch scheint es bei den Red Devils vor dem Champions-League-Spiel gegen Atalanta Bergamo einige Probleme zu geben (CHAMPIONS LEAGUE: Manchester United - Atalanta Bergamo ab 21 Uhr im LIVETICKER).
Ronaldo mit katastrophalem Pressing-Verhalten
Mitverantwortlich für die Misere ist auch Superstar Ronaldo. Zwar hat der Portugiese seit seiner Rückkehr in sieben Spielen fünf Tore erzielt, doch besonderes sein Defensivverhalten lässt zu wünschen übrig.
The Athletic beschäftigte sich mit dem genauen Pressing-Verhalten von Manchester United und stellte fest, dass Ronaldo sich der Defensiv-Arbeit nahezu völlig entzieht.
Zahlen von Beginn des Monats zeigen demnach, dass Ronaldo der Offensivspieler in der Premier League mit den wenigsten Pressing-Versuchen ist. Pro 90 Minuten presst Ronaldo nur 2,7-mal - und damit nur halb so oft wie der zweitschlechteste Spieler, Newcastles Allan Saint-Maximin (5,2-Versuchen).
Zum Vergleich: Spitzenreiter in dieser Statistik ist Wilfried Zaha von Crystal Palace mit 20 Pressing-Versuchen pro Partie.
„Normal presst ein Spieler und provoziert so Fehler beim Gegner. Ronaldo macht das aber nicht. Er denkt nur an seine Tore und denkt, dass seine Mitspieler den Ball schon für ihn erobern werden“, sagte zuletzt auch der frühere niederländische Bondscoach Danny Blind, Vater von Ex-United-Spieler Daley Blind, bei Sportnieuws.
Mitspieler müssen für Ronaldo mitlaufen
Ronaldos Defensive-Schwäche war auch schon vor seiner Rückkehr zu United bekannt.
Auch bei den vorherigen Stationen mussten andere Stars bisweilen für CR7 mitlaufen oder etwas tiefer stehen, um Ronaldo abzusichern. Immer wieder leidet die Offensivgefahr einiger Mitspieler darunter.
Bei Real war es Karim Benzema, bei Manchester United wird gerade Bruno Fernandes Opfer der Spielweise. Seit Ronaldos Ankunft gelang dem Portugiesen nur noch ein Treffer, weil er mehr Energie in der Laufarbeit ohne Ballbesitz lässt. „Der beste Spieler von United ist nun in seinem Spiel beeinträchtigt“, schreibt The Athletic.
Uniteds Pressing-Linie ist zu einfach zu überspielen
Schlimmer noch: Anders als bei Ronaldos vorherigen Stationen können die Mitspieler die Defensivschwächen des Superstars offenbar nicht kaschieren, weil sie häufig zu offensiv denken.
So fiel The Athletic beim Spiel gegen Leicester auf, dass die Flügelspieler Jadon Sancho und Mason Greenwood viel zu hoch standen und bei ihrem Pressing-Verhalten deshalb leicht zu überspielen waren.
Ein weiteres Problem: Die Spieler wie Paul Pogba, die dahinter absichern müssten, agierten auch zu offensiv bzw. sind zu defensivschwach. Auch die Versuche des Teams, sich zurückfallen zu lassen, schlugen meist fehl.
Oft gelang es Leicester mit einem einfachen Pass über den Flügel oder durch die Mitte, gleich fünf oder sechs Spieler zu überspielen und so eine Überzahl im gefährlichen Bereich zu schaffen.
Solskjaer: „Wir müssen unsere Balance überdenken“
Dabei hatte United zuletzt wohl eigentlich an den Problemen gearbeitet. „Wir haben in der Länderspielpause analysiert, was falsch läuft“, erklärte Solskjaer nach der Niederlage bei Leicester. „Wir müssen wohl nochmal unsere genaue Aufstellung und unsere Balance überdenken.“
Es wirkt, als wenn auch Trainer Solskjaer zu sehr auf die individuelle Klasse und Anpassungsfähigkeit seiner Stars gehofft hat. Doch große Namen allein reichen nicht - United braucht dringend Lösungen für das taktische Rätsel um Ronaldo.