Vier Schritte Anlauf, ein Schuss über die Mauer und schon drehte Leroy Sané jubelnd ab und legte den rechten Zeigefinger an sein rechtes Ohr.
Diese Sané-Waffe ist „weltklasse“
Es war ein Traumtor, mit dem er den FC Bayern in Lissabon auf Kurs brachte. (Einzelkritik: Neuer unbezwingbar, Sané brilliert)
Der Freistoßtreffer aus gut 20 Metern Entfernung stellte in der 70. Spielminute beim Stand von 0:0 den Dosenöffner beim 4:0-Sieg der Münchner bei Benfica Lissabon dar. Sané steuerte noch ein weiteres Tor und einen Assist bei und schwang sich beim dritten Sieg im dritten Champions-League-Spiel des deutschen Rekordmeisters zum Matchwinner auf. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Champions League)
„Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht, auch in der ersten Halbzeit. Wir hätten mehr aufs Tor gehen können, ich bin mit der Leistung aber sehr zufrieden. Die Trainer haben uns sehr gut vorbereitet, wir wussten, dass sie aggressiv sind. Wir haben nicht aufgehört und wollten weitermachen“, freute sich Sané bei DAZN.
Sandro Wagner: „Weltklasse“-Technik von Sané
In Abwesenheit des erkrankten Bayern-Coaches Julian Nagelsmann, der Sané seit Wochen in den höchsten Tönen lobt, musste nach dem Abpfiff Assistent und Vertreter Dino Toppmöller erklären, wie der Flügelspieler die Bayern auf Kurs bringen konnte. „Leroy übt die Freistöße im Abschlusstraining. Es ist schön, dass sich das auszahlt“, verriet er bei DAZN. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Champions League)
Auch Sané selbst erklärte, dass er viele Freistöße trainiere. „Der erste hat nicht so gut geklappt, da war ich froh, dass der zweite drin war“, sagte er. Für den 25-Jährigen war es in dieser Spielzeit bereits der zweite direkt verwandelte Freistoß. Beim 7:0-Kantersieg gegen Bochum hatte er auf diese Weise den ersten Treffer der Münchner erzielt. Ein Trumpf, den das Team hinzubekommen hat.
In seiner ersten Spielzeit bei den Bayern wäre noch nicht an solche Freistöße zu denken gewesen. Dabei trainiert Sané die ruhenden Bälle bereits seit seiner Anfangsphase bei Manchester City - also seit rund fünf Jahren. Das räumte er im Februar 2019 ein, als er einen solchen Freistoß für City auf Schalke verwandelt hatte. Bei seiner Rückkehr an alte Wirkungsstätte.
Auch da hatte er schon diese Technik, die außergewöhnlich ist. „Eine unglaubliche Flugkurve. Das ist mit die schwerste Schusstechnik, die man im Repertoire haben kann. Das können nicht viele auf dieser Welt. Das ist dann schon Weltklasse“, schwärmte DAZN-Experte Sandro Wagner.
Sané mit erstaunlicher Quote
Weltklasse ist ohnehin ein Wort, welches derzeit immer öfter mit Sané in Verbindung gebracht wird. Auch das wäre vor einigen Monaten noch nicht denkbar gewesen.
Schließlich ging der deutsche Nationalspieler als Sorgenkind in die Saison. Neben allen sportlichen Gala-Vorstellungen der Bayern ist der Wandel von Sané bisher vielleicht der größte Erfolg von Nagelsmann an der Säbener Straße.
Der 34-Jährige hatte seinem Schützling von Anfang an das Vertrauen geschenkt. „Jeder Mensch braucht eine gute Beziehung zum Trainerteam, um Gas geben zu können. Das ist gegeben“, sagte Nagelsmann Ende September bei Sky.
Und Sané zahlt das Vertrauen zurück und wirkt derzeit so selbstbewusst, wie man ihn seit seinem Wechsel nach München noch nie gesehen hat. Und dieser Eindruck spiegelt sich in seiner Statistik wider.
Sechs Tore und acht Vorlagen in 13 Pflichtspielen. Eine erstaunliche Quote.
Sané ein Trumpf, den Bayern zuletzt nicht hatte
Ein Leroy Sané in dieser Form ist ohne Zweifel ein Trumpf, den die Bayern in der vergangenen Spielzeit nicht hatten. Seine Freistöße, seine Dribblings, seine Pässe, seine Abschlüsse. Das Komplettpaket eben.
In Kombination mit der außergewöhnlichen Einstellung des Teams sind in der ersten Spielzeit unter Nagelsmann sicher wieder mehr Titel drin als „nur“ die Schale. Hungrig sind die Bayern, daran gibt es keinen Zweifel.
„Es war schon immer so. In den letzten Jahren hat man auch gesehen, wie hungrig alle waren. Ich hoffe, das bleibt so“, sagte Sané in Lissabon. Und sein Team hofft, dass die Leistungen des Offensivspielers so bleiben.