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FC Chelsea: Thomas Tuchel verblüfft im Abramowitsch-Beben als Krisenmanager

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FC Chelsea: Thomas Tuchel verblüfft im Abramowitsch-Beben als Krisenmanager

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England feiert neuen Tuchel

Der FC Chelsea trotzt dem Abramowitsch-Beben - nicht nur in der Champions League. Thomas Tuchel verblüfft dabei als souveräner Krisenmanager.
Trotz zahlreicher Sanktionen gegen Chelsea-Besitzer Roman Abramowitsch zieht Chelsea in das Champions-League-Viertelfinale ein, auch wegen der Haltung des Trainers Thomas Tuchel.
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Natürlich ist Thomas Tuchel in seinem Wirken als sportlich Verantwortlicher schon durch so manche heiße Phase gegangen und dabei nicht immer ganz unbeschadet herausgekommen.

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Der durchaus streitbare wie sture Fußballlehrer des FC Chelsea hinterließ auch nicht überall bleibende Sympathien. Eher das Gegenteil war der Fall, hierzulande wie im Ausland.

Chelsea erschüttert vom Abramowitsch-Beben

Erinnert sei dabei an seinen Abgang bei Borussia Dortmund im Mai 2017 nach internen Verwerfungen mit BVB-Boss Hans-Joachim Watzke. Oder an Tuchels Station bei Paris Saint-Germain, als es Ende Dezember 2020 offenbar infolge eines Zerwürfnisses mit Sportdirektor Leonardo zu einer Blitz-Trennung kam.

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Kinkerlitzchen allerdings verglichen damit, was momentan beim FC Chelsea auf den Teammanager einprasselt. Und umso mehr, als dass der 48-Jährige damit derart bravourös umgeht, dass selbst seine Kritiker verstummen.

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Die Situation ist extrem: Einerseits existenzielles Bangen um den Klub von Besitzer-Oligarch Abramowitsch, der wegen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine mit harten Sanktionen belegt wurde - durch den kolossalen Sparzwang droht Chelsea sogar, in der Versenkung zu verschwinden. Andererseits erleben die vor dem Verkauf stehenden Londoner womöglich einen grandiosen Saison-Schlussspurt in sportlicher Hinsicht.

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Eben wegen Tuchels besonderer Fähigkeiten, die über seinen eigentlichen Job hinausgehen.

Tuchel und Chelsea, das nur dank einer Sonderlizenz der britischen Regierung den Spielbetrieb bis Saisonende überhaupt fortsetzen darf, finden momentan in zwei Dimensionen statt.

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Vordergründig ist der FIFA-Welttrainer auf einem guten Weg, den im Vorjahr errungenen Titel in der Champions League erfolgreich zu verteidigen.

So souverän zog seine Mannschaft nach einem 2:1 (1:1) auch im Rückspiel beim OSC Lille ins Viertelfinale ein. „Es ist eine Menge los um uns herum, und jetzt liefern wir wieder“, sagte er stolz nach dem Weiterkommen in der Königsklasse bei DAZN.

Und fügte an: „Was ich an meinem ersten Tag vorgefunden habe: Im Klub ist die Mentalität so, dass an allererster Stelle Fußball steht. Das ist Chelsea!“

Womit Tuchel indes noch viel mehr bewirkt, ist seine gegenwärtige Rolle als Krisenmanager. In einer Zeit, in der das Damoklesschwert über dem Klub hängt, profiliert sich der Coach zusehends mit ganz ungeahnten Qualitäten. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Champions League)

England-Presse würdigt Tuchel als Krisenmanager

Tuchel hält den Kopf oben, „obwohl die Zeiten unsicher sind, obwohl es stürmisch ist“, wie er selbst sagt. Er motiviert und richtet den Blick nach vorn - eloquent wie ungewohnt nahbar, dass sogar die sonst so vorschnell nörgelnde England-Presse den Hut zieht.

„Thomas Tuchel, der sich in den letzten Wochen mit so viel Würde und Klasse präsentiert hat, sollte vor Stolz brennen“, lobte etwa die Daily Mail.

Der ehedem als so schwieriger Charakter geltende Deutsche genießt plötzlich mehr Wertschätzung als er vielleicht selbst noch erwartet hätte.

Bei den Fans hat er inzwischen viele Steine im Brett. Neben dem fußballerischen Erfolg vor allem wegen des Umgangs mit der jetzigen Grenzsituation.

Denn: Während auf der Insel Sportdirektoren und Manager sonst quasi unsichtbar operieren, verkörpert Tuchel nun öffentlich das Gesicht und die Stimme des FC Chelsea.

Es geht um die Besitzverhältnisse in der Premier League, den Krieg in der Ukraine oder eben die Reiseplanung zu Auswärtsspielen - Tuchel übernimmt bei der Beantwortung all dieser heiklen Fragen, die mitnichten sein Hoheitsgebiet sind, die PR-Regie.

Auch bei den Fans des FC Chelsea genießt Thomas Tuchel höchstes Ansehen
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Tuchel überrascht mit Humor - und beschwört Solidarität

Und das fachlich bemerkenswert gut, wie auch mit einer gesunden Portion Humor. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Champions League)

„Wenn ich einen Siebensitzer fahren muss, dann werde ich das tun. Ganz ehrlich, das mache ich. Nehmen Sie mich beim Wort“, erklärte Tuchel für den Fall, dass sein Team wegen des Sparzwangs womöglich bald nicht mehr mit dem Flugzeug reisen könnte, und erntete viele Lacher.

Tuchel lässt sich nicht anmerken, wie sehr das Drama um Abramowitsch belastet - negative Gedanken wischt er weg mit Lob und beschwört den Teamspirit.

Wie auch nach dem Lille-Duell: „Es ist extrem bemerkenswert, wir haben heute wieder Charakter gezeigt und lassen uns absolut nicht hängen.“

Tuchel, der Unkaputtbare, der Solidarische. „Wir sind immer noch sehr privilegiert, denn es gibt Hunderte von Mitarbeitern, die sich vielleicht auch existenzielle Sorgen machen, wie es für sie weitergeht“, sagte er bei DAZN.

„Wir stehen im Scheinwerfer – und die erwarten von uns, dass wir Signale setzen, kämpferisch sind. Das ist es, was wir im Moment machen können – und deshalb große Kompliment an die Spieler und alle im Staff.“

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Dass er dafür mehr denn je als Persönlichkeit geschätzt wird und ihm so viel öffentliches Wohlwollen entgegenschlägt - auch von Kollegen wie Arsenals Mikel Arteta, der seine Integrität hervorhob - , hat zwangsläufig auch die Konkurrenz aufhorchen lassen.

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„Kein Wunder, dass er bei Manchester United (als Nachfolger für Ralf Rangnick, Anm. d. Red.) in die engere Auswahl für den Trainerposten gekommen ist“, schrieb die Daily Mail - und meinte: „Aber es wird ihm sicher schwer fallen, sich von diesen Spielern zu trennen.

Selbst Nicht-Fans von Chelsea wünschen Tuchel mittlerweile, dass sich die schicksalsschweren Dinge zu einem Happy End wandeln mögen.

Für den Klub, aber auch für den Trainer, der in Deutschland womöglich nach wie vor unterschätzt wird, der jetzt aber den vielleicht ultimativen Schritt seiner Karriere geht.

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