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Guardiola-Rekord in der Champions League: Gelingt Pep endlich das Meisterstück?

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Guardiola-Rekord in der Champions League: Gelingt Pep endlich das Meisterstück?

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Guardiolas Wandel

Pep Guardiola steht zum neunten Mal im Halbfinale der Champions League und scheitert erstmals nicht an einem spanischen Team. Das ist Peps Meisterstück.
Beim CL-Viertelfinalrückspiel zwischen Manchester City und Atlético Madrid flogen auf und neben dem Platz die Fetzen. City-Coach Pep Guardiola tat nach der Partie jedoch so, als wäre nichts passiert.
Alexander Kortan
Alexander Kortan

Nach einem hitzigen und packenden Duell im Viertelfinal-Rückspiel (0:0) gegen Atlético Madrid und dem damit verbundenen Einzug ins Halbfinale ist der große Traum vom ersten Champions-League-Titel für Manchester City diesmal nicht vorzeitig geplatzt.

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Seit nunmehr elf Jahren wartet Trainer-Genie Pep Guardiola bereits auf seinen dritten Henkelpott. Zuletzt gewann er 2011 und 2009 mit dem FC Barcelona den wichtigsten Titel im europäischen Vereinsfußball. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Champions League)

Mit ManCity scheiterte er zuvor einmal im Achtelfinale, dreimal im Viertelfinale und verlor 2021 im Finale gegen den FC Chelsea. Jetzt steht er wieder im Halbfinale - zum neunten Mal in seiner Trainerkarriere (Rekord!) - und darf sogar vom zweiten Triple träumen.

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Dort wartet mit Real Madrid erneut eine spanische Mannschaft auf den Katalanen. Eigentlich kein gutes Omen, denn als Bayern-Coach scheiterte Guardiola dreimal im Halbfinale gegen Teams aus seiner Heimat - 2014 gegen Real, 2015 gegen Barca und 2016 gegen Atlético.

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Doch nach seinem Meisterstück gegen Betonmischer Diego Simeone und den viel besagten Anti-Fußball der Rojiblancos sehen die Vorzeichen 2022 anders aus: Guardiola hat allem Anschein nach aus seinen Fehlern gelernt und sich dieses Mal nicht vercoacht. Die SPORT1-Analyse gibt Aufschluss.

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Guardiola verzockt sich im CL-Finale 2021 gegen Chelsea

Nach der bitteren 0:1-Final-Niederlage gegen Chelsea waren sich viele Fußball-Experten und Medien einig: Pep hat sich mit einer ungewöhnlichen Startaufstellung verzockt! Für die Sky-Experten Lothar Matthäus und Didi Hamann war es unbegreiflich, warum Guardiola sechs offensive Mittelfeldspieler, jedoch keinen einzigen defensiven im wichtigsten Spiel der Saison aufbot!

So saß der etatmäßige Sechser Rodri über 90 Minuten auf der Ersatzbank. Zuvor bestritt der spanische Nationalspieler 53 Pflichtspiele und galt als Stabilisator vor der Abwehr als unersetzlich. Zudem drückte City-Kapitän und Mittelfeld-Abräumer Fernandinho nur die Bank, obgleich er Jahre lang als Peps Schlüsselspieler galt. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Champions League)

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Für Matthäus sei der City-Coach zwar weiterhin „einer der größten Trainer, auch was die Titel angeht“, dennoch müsse Guardiola „aus diesen Fehlern, die er in den letzten fünf, sechs Jahren“ gemacht habe, lernen. Dass Pep zum wiederholten Male „etwas Besonderes“ machen wollte, wurde ihm zum Verhängnis.

Auch Hamann sparte nicht mit Kritik und konnte die Taktikspielchen sowie Rodris Nicht-Berücksichtigung nicht verstehen: „Rodri hat 34 von 38 Premier-League-Spielen und zehn von zwölf Champions-League-Spielen gemacht. Und heute ist er nicht in der Startaufstellung. Du brauchst eine Balance in der Mannschaft. Das weiß er besser als jeder andere.“

Auf die Frage, ob sich der Katalane wieder einmal vercoacht habe, entgegnete Hamann: „Heute ja. Guardiola hat in diesem Fall das Spiel verloren.“

Die Presse ging mit dem City-Coach ebenfalls hart ins Gericht und so fragte die Daily Mail in fetten Lettern „Warum hast du es wieder vermasselt, Pep?“ - und erinnerte an die neun vergeblichen Anläufe Guardiolas in der Königsklasse seit seinem letzten Titelgewinn 2011.

Pep: „Ich habe mit meiner Aufstellung das Beste versucht“

Pep selbst beteuerte: „Ich habe mit meiner Aufstellung das Beste versucht.“ Doch die überraschende Abkehr von der Meister-Taktik der abgelaufenen Premier-League-Saison raubte den Citizens ihre größten Stärken. Guardiola habe „den schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn überschritten“, ätzte auch die englische Zeitung Sun und sah in der Startaufstellung „eines seiner verrückten Professoren-Experimente“. (Alle News und Hintergründe zur Premier League)

Für die englische Presse war es auf jeden Fall ein gefundenes Fressen. „Ich denke, das wird man ihm vorwerfen, da er die Spielweise der ganzen Saison verändert hat“, erklärte auch der englische Ex-Nationalspieler Rio Ferdinand bei BT Sport.

In vorderster Front agierte Kevin De Bruyne, flankiert von Raheem Sterling und Riyad Mahrez. Ein echter Torjäger wie Sergio Agüero oder Gabriel Jesus fehlte komplett - und mit ihm auch die offensive Durchschlagskraft. Ein einziger Schuss auf das Tor von Chelsea-Keeper Edouard Mendy stand am Ende zu Buche.

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Bastian Schweinsteiger kritisierte seinen Ex-Trainer bereits in der Halbzeitpause: „Chelsea spielt stark, verdiente Führung. Jorginho und Kanté dominieren das Mittelfeld. Warum nicht Fernandinho und Rodri als Fighter im defensiven Mittelfeld?“

Damit traf die Bayern-Legende den Nagel auf den Kopf, denn die Daily Mail schrieb nach der Final-Pleite: „Er hat seinem Mittelfeld den Muskel herausgerissen, sein Spielplan machte überhaupt keinen Sinn.“ Zwischen-Fazit: Peps Plan ging 2021 nicht auf, denn die sonst so gut geölte und funktionierende City-Maschinerie kam nie richtig in den Gang.

Pep verpasst dreimal mit Bayern den Finaleinzug in der Königsklasse

In seinen drei Jahren als Bayern-Trainer wurde Guardiola nach dem dreimaligen Halbfinal-Scheitern ebenfalls vorgeworfen, er habe sich jedes Mal „vercoacht“. Die Münchner konnten die Hypothek aus den Hinspielen - 2014 (0:1 bei Real), 2015 (0:3 bei Barca) sowie 2016 (0:1 bei Atlético) - im Rückspiel in der Allianz Arena jeweils nicht mehr ausgleichen und schieden aus.

Auffällig war dabei: Zum dritten Mal geriet der FCB in der Anfangsphase mächtig ins Schwimmen, zum dritten Mal sorgte Guardiolas Startaufstellung für Verwunderung. Zum dritten Mal schoss der deutsche Rekordmeister kein Auswärtstor. Kein Wunder also, dass in den Medien wieder von „verzockt“ die Rede war.

Auf das Duell gegen die Colchoneros schaut SPORT1 nochmal genauer: Ohne die Champions-League-Sieger Jérôme Boateng, Franck Ribéry und Thomas Müller in der Startelf verlor der FC Bayern das Halbfinal-Hinspiel der Königsklasse in Madrid mit 0:1.

Ein großer Streitpunkt damals war vor allem das Fehlen von Müller, was auch Ottmar Hitzfeld im Sky-Studio monierte und nicht fassen konnte: „Müller ist für Bayern wie Messi für Barcelona. In ganz wichtigen Spielen sind solche Spieler fast nicht zu ersetzen.“

Denn der unberechenbare Instinktfußballer kann den Ball immer - irgendwie - versehentlich mit der Kniekehle über die Line bugsieren. Wieso vertraute Pep der alten alten Louis-van-Gaal-Weisheit „Müller spielt immer“ also nicht?

Guardiola scheitert zum dritten Mal gegen ein spanisches Team

Guardiola aber wollte lieber einen ballsichereren Spieler im Zentrum haben und bot ein 4-3-3 mit den zwei Achtern Thiago und Arturo Vidal auf. „Ich wollte einen Mittelfeldspieler mehr, hier in der Situation eines Hinspiels“, erklärte der Bayern-Coach. So hatte es gegen Benfica Lissabon im Viertelfinal geklappt, bloß damals mit Müller statt Robert Lewandowski im Sturm.

Die zweite Streitfrage war Ribérys Bankplatz. „Ich wollte einen Linksfuß auf links und einen Rechtsfuß auf rechts haben“, erläuterte Guardiola, der sich mit Kingsley Coman auf rechts und Douglas Costa auf links Flankenläufe bis zur Grundlinie erhofft hatte, um dann in den Rücken der Abwehr zu kommen. (DATEN: Tabelle der Premier League)

Blöd nur, dass Peps Plan gar nicht aufging. Thiago verlor sich als Müller-Ersatz in Schönheit und hielt in den Zweikämpfen kaum dagegen. Und über Außen schafften es Costa und Coman, lediglich dreimal in den Strafraum einzudringen. Darüber hinaus verlor der Brasilianer mit seinen Aktionen 26 Mal den Ball, der Ribéry-Ersatz 18 Mal.

Zwischen-Fazit: Simeones Truppe legte Bayerns Schwächen schonungslos offen: Zu wenig konkrete Gefahr im Strafraum (Lewandowski), fehlende Körperlichkeit in der Rückwärtsbewegung (Thiago) und ideenloses Eins-gegen-Eins auf den Flügeln (Costa, Coman).

Guardiolas Match-Plan gegen Atlético ging nicht auf und nach dem 2:1 im Rückspiel schaffte es der Katalane auch zum dritten Mal nicht, eine spanische Mannschaft zu bezwingen und ins Champions-League-Finale einzuziehen - und zog nach der Saison weiter nach Manchester.

Guardiola hat aus seinen Fehlern gelernt

Erst 2022 schaffte es Pep, den spanischen Bann zu brechen. Mit ManCity warf er im Viertelfinale Atlético aus der Königsklasse und steht verdientermaßen im Halbfinale. Doch was hat Guardiola dieses Mal anders gemacht?

Beim 1:0-Hinspiel-Sieg war die erste Halbzeit das von allen erwartete taktisch geprägte Spiel mit extrem tief stehenden Rojiblancos, die mit defensiver Fünferkette agierten und gegen den Ball teils ins 5-5-0-System zusammenrückten. City hatte zwar mehr Ballbesitz (73 Prozent) und gewonnene Zweikämpfe (60 Prozent), doch zu zwingenden Torchancen kam es nicht, da Atléticos Abwehrbollwerk felsenfest stand.

Erst als Guardiola im zweiten Abschnitt mit Gabriel Jesus einen Zielspieler fürs Sturmzentrum sowie Phil Foden und Jack Grealish für Riyad Mahrez, Raheem Sterling und Ilkay Gündogan einwechselte, wendete sich das Blatt für die Skyblues.

Keine drei Minuten nach den Wechseln traf Kevin De Bruyne zum 1:0 und hatte in der 80. Minute Pech, als Stefan Savic seinen Schuss abblockte. ManCity blieb auch in der Schlussphase das aktivere Team und brachte den Sieg sicher über die Zeit.

Auffallend in der Partie war, dass Guardiola erstens mit Rodri den wichtigen Mittelfeld-Abräumer aufbot, der den Citizens die nötige Balance zwischen Defensive und Offensive verlieh. Zweitens, dass Peps Mannschaft physisch gegen die Madrilenen dagegen hielt und sich nicht provozieren oder locken ließ. Drittens, dass der Katalane mit Zielspieler Gabriel Jesus das fehlende Spielelement einwechselte, das zum Erfolg führte.

Meisterstück: Guardiola schlägt Atlético mit ihren eigenen Mitteln

Im Rückspiel im ausverkauften Wanda Metropolitano bot Guardiola erneut seine beste Elf auf und verzichtete ganz auf irgendwelche Taktik-Kniffs oder neue Experimente. Vielmehr vertraute er seiner Mannschaft und ließ sie so spielen, wie sonst auch: offensiv und dominant.

Das zeigte sich auch in Halbzeit eins, als City einen Ballbesitz von 70 Prozent aufwies, obwohl die Colchoneros es waren, die unbedingt ein Tor brauchten. Auffällig war auch, dass die Nord-Engländer stets ruhig blieben, den Ball laufen ließen und körperlich dagegen hielten.

Nach dem Seitenwechsel ein ganz anderes Bild: Plötzlich gab Atlético die Mauertaktik auf, übernahm das Kommando, kombinierte sich gefällig durchs Mittelfeld und erspielte sich Torchance um Torchance. 13:2 Torabschlüsse sprechen eine deutliche Sprache.

„In der zweiten Halbzeit waren sie deutlich besser als wir“, musste Guardiola auf der Pressekonferenz zugeben und ergänzte: „Wir hatten Glück, dass wir kein Gegentor bekommen haben.“ Das nötige Glück, einen glänzend aufgelegten Torhüter Ederson und die Willenskraft der Spieler, sich dieses Mal nicht den Schneid abkaufen zu lassen. (DATEN: Spielplan und Ergebnisse der Premier League)

Auch als es in der Schlussphase immer ruppiger wurde, es Gelbe Karten hagelte, Atléticos Félipe vom Platz flog, es zur Rudelbildung und Handgreiflichkeiten kam, blieben die Skyblues ruhig und fokussiert.

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Guardiola coacht Simeone aus

Fazit: Guardiola machte es so, wie man es eigentlich von Simeone gewöhnt ist. Er brachte im zweiten Durchgang mit Nathan Aké und Fernandinho zusätzlich zu Rodri noch zwei physisch starke Spieler, um dagegen zu halten. Die City-Spieler blieben nach Fouls lange am Boden liegen und ließen mit Zeitspiel in jeder sich bietenden Szene weiter die Uhr herunterlaufen.

El Cholo kochte und tobte an der Seitenlinie immer mehr, die Stimmung im Stadion wurde immer hitziger und die madrilenischen Spieler ließen sich dann auch noch davon anstecken, was den Citizens perfekt in die Karten spielte.

Denn in ihrer besten Druckphase verlor Atlético das Spiel und wurde durch die über zehnminütige Spielunterbrechung, die es selbst verschuldet hatte, eines Tores beraubt. Diesmal hat sich Guardiola nicht vercoacht, sondern vielmehr hat er seinen Intimfeind Simeone ausgecoacht - und vor allem mit seinen eigenen Mitteln geschlagen.

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