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Champions League: FC Sevilla – der Absturz eines europäischen Titelsammlers

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Champions League: FC Sevilla – der Absturz eines europäischen Titelsammlers

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Ein europäischer Titelsammler im Sinkflug

Hinter dem FC Sevilla liegen verrückte Wochen – im negativen Sinne. Der Rekordsieger der Europa League kämpft aktuell um seinen guten Ruf.
Der ehemalige spanische Nationaltrainer Julen Lopetegui bedankt sich nach seiner Entlassung beim FC Sevilla. Unter Lopetegui gewann der Verein 2020 die UEFA Europa League
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Böse Zungen behaupten, dass der FC Sevilla in der Champions-League-Gruppenphase absichtlich auf Platz drei landen will, um nach der Winterpause wieder in der geliebten Europa League an den Start gehen zu dürfen.

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Vor dem Rückspiel gegen Borussia Dortmund haben die Andalusier mal wieder jenen dritten Rang inne, wenn auch wenig komfortabel vor dem punktgleichen FC Kopenhagen. (Champions League: BVB - FC Sevilla am Di. Ab 21 Uhr im Liveticker)

Aber: In Sevilla ist natürlich längst nicht alles im Lot. Vielmehr herrscht im Verein, der über viele Jahre hinweg für kontinuierliche sowie erfolgreiche Arbeit stand, das blanke Chaos.

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Während sich die Blanquirrojos das Überwintern auf internationaler Ebene noch sichern können, rutschte der Klub in La Liga kürzlich auf einen Abstiegsplatz ab. (DATEN: Die Tabelle von La Liga)

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Merkwürdiges Aus von Lopetegui

Zuletzt wurde es völlig kurios: Julen Lopetegui musste den Trainerposten bei den Südspaniern nach der ersten Partie gegen den BVB (1:4) und dem anhaltenden Negativlauf räumen. Laut übereinstimmenden spanischen Medienberichten war jedoch schon vor dem Anpfiff klar, dass der 56-Jährige im Nachhinein entlassen wird. Demnach sei es völlig egal gewesen, ob die Mannschaft gewonnen oder verloren hätte.

Als Nachfolger stand Jorge Sampaoli, der zuletzt Olympique Marseille trainiert hat, bereits in den Startlöchern. Lopetegui durfte gegen Dortmund lediglich ein letztes Mal auf der Bank Platz nehmen, weil Sevilla über keinen vernünftigen Interimstrainer verfügte und Sampaoli noch etwas Zeit brauchte.

„Die Situation ist gelinde gesagt seltsam“, fasste die Zeitung Marca treffend zusammen.

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Lopetegui führte Sevilla durch erfolgreiche Jahre

Es war ein denkbar unrühmlicher Abschied für einen Trainer, der den FC Sevilla durch glorreiche Zeiten manövrierte.

Lopetegui, der in jedem seiner drei Amtsjahre die Qualifikation für die Champions League schaffte und 2020 die Europa League gewann, geriet nach einem schwierigen Saisonstart zunehmend unter Druck. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Champions League)

Dennoch hatte Lopetegui bis zuletzt die Sympathien der Anhängerschaft in der andalusischen Hauptstadt.

Mit Recht: Der 56-Jährige weist den zweitbesten Punkteschnitt (1,85) aller Trainer der Sevilla-Vereinshistorie auf. In der vergangenen Saison stellte er in der nationalen Liga mit 77 Zählern zudem einen neuen Klubrekord auf. Insgesamt 24 Siege und lediglich 33 Gegentreffer bedeuteten ebenfalls neue Bestwerte.

Allerdings wurde der Kader im Sommer erheblich geschwächt. Mit den Innenverteidigern Diego Carlos (Aston Villa) und Jules Koundé (FC Barcelona) ging das Prunkstück des Teams, dazu verlor der Klub mit Lucas Ocampos (Ajax Amsterdam) den besten Angreifer.

Lopetegui: „Wir haben großartige Dinge erlebt“

Im Gegenzug hat bisher keiner der von Sportdirektor Monchi verpflichteten Neuzugänge vollends eingeschlagen. Darunter befinden sich neben dem von Real Madrid geholten Spielmacher Isco auch Stürmer Kasper Dolberg (OGC Nizza) oder Verteidiger Tanguy Nianzou (FC Bayern).

Quasi ein Sinkflug mit Ansage – weshalb sich Lopetegui nach der BVB-Niederlage von den Fans verabschieden musste. Sichtlich ergriffen klatschte er auf dem Rasen dankend Beifall und legte die Hand immer wieder auf die Brust. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Champions League)

Und die Zuschauer auf der Tribüne erhoben sich und applaudierten ebenfalls, wie auch einige Spieler. Auf dem Platz wurde er von Monchi in den Arm geschlossen, beide waren sichtlich emotional.

Fast zeitgleich zu seiner Entlassung nahm der Coach in der Mixed Zone Stellung. Ein böses Wort kam Lopetegui trotz der ungewöhnlichen Trainer-Freistellung nicht über die Lippen: „Es sind gemischte Gefühle, aber das erste, was mir in den Sinn kommt, ist Dankbarkeit für den Klub, die Fans, die Stadt ... Monchi, den Vorstand, alle. Wir haben großartige Dinge erlebt.“

Der Zuspruch der Fans habe ihn „glücklich gemacht, in einer traurigen Situation“. Das könne ihm keiner nehmen. Sevilla werde ohne ihn weitermachen und großartig sein, „ohne Zweifel“.

Terzic über Sevilla: „Einige Dinge werden sich verändern“

Nun liegt es also an Sampaoli, die Wende beim Rekordsieger der Europa League herbeizuführen – nach Möglichkeit schon beim Gastspiel in Dortmund.

Das Auftreten der Blanquirrojos soll sich schnellstmöglich ändern. Während der oftmals schüchtern wirkende Lopetegui eher die Defensive in den Mittelpunkt stellte, pflegt der impulsive Sampaoli einen mutigen Offensivstil samt hohem Tempo.

Sampaoli ist beim FC Sevilla kein Unbekannter und geht in seine zweite Amtszeit als Cheftrainer. Schon in der Saison 2016/17 hatte er die Andalusier betreut und immerhin bis ins Achtelfinale der Champions League sowie auf Platz vier in der Liga geführt.

„Was Sevilla vorhat, können wir nicht wissen. Durch den Trainerwechsel wird etwas passieren“, mahnte BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl. Und auch Coach Edin Terzic legte sich fest: „Einige Dinge werden sich verändern.“

Gerät Sevilla in eine finanzielle Schieflage?

Am Wochenende gab es bei Sampaolis Comeback ein 1:1-Remis gegen Athletic Bilbao. Wettbewerbsübergreifend verbucht der europäische Titelsammler damit weiterhin nur einen Sieg aus elf Spielen – auf den Argentinier wartet eine ganze Menge Arbeit.

Das Gefährliche: Verpasst der Klub die erneute Qualifikation für die Champions League, kann er seine hohen Ausgaben möglicherweise nicht mehr stemmen, die laut Monchi mit rund 240 Millionen Euro beziffert werden.

Gelingt Sampaoli nicht bald die Trendwende, könnten die Zeiten in Andalusien noch stürmischer werden.

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