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Champions League: Manchester City - So viel Geld zahlten Scheichs für den Titel

City-Scheichs: Erst kopflos, dann clever

Nach Jahren des vergeblichen Anrennens ist Manchester City am Ziel, die Eigentümer auch. Erstmals in der Klubgeschichte haben die Skyblues den europäischen Fußball-Thron erklommen.
Nach dem 1:0-Sieg im Champions-League-Finale gegen Inter Mailand scherzt Manchester-City-Trainer Pep Guardiola über den Vergleich mit Real Madrid, die bereits 14 Mal die CL gewinnen konnten.
Nach Jahren des vergeblichen Anrennens ist Manchester City am Ziel, die Eigentümer auch. Erstmals in der Klubgeschichte haben die Skyblues den europäischen Fußball-Thron erklommen.

Hoher Besuch kündigte sich Stunden vor dem Champions-League-Finale an. Scheich Mansour bin Zayid Al Nahyan, der Eigentümer von Manchester City, gab sich ausnahmsweise die Ehre.

Für gewöhnlich lässt sich Scheich Mansour nicht vor Ort blicken. Letztmals schaute er sich seinen Klub vor 13 Jahren an. Doch weil der Triumph der Skyblues das krönende Ende einer langen - mitunter auch beschwerlichen - Reise war, durfte der Vizepräsident der Vereinigten Arabischen Emirate im Istanbuler Atatürk-Stadion nicht fehlen.

Was vielen Fußball-Romantikern ein Dorn im Auge ist, war im Prinzip nur eine Frage der Zeit. Als Triple-Gewinner fügt sich der Scheich-Klub nun in einen illustre Kreis von Vereinen wie Bayern München, FC Barcelona und Stadtrivale Manchester United ein.

City-Kaufrausch: Erst kopflos, dann clever

Mittlerweile ist Manchester City seit 2008 im Besitz des Emirates. Scheich Mansour kaufte den Klub damals für 185 Millionen Euro vom ehemaligen thailändischen Premierminister Thaksin Shinawatra.

Das eindeutige Ziel: Die Skyblues wollten schnellstmöglich an die Spitze des europäischen Vereinsfußballs vorpreschen. Noch am Tag der Übernahme verkündeten die Citizens deswegen den ersten Königstransfer. Robinho kam als Willkommensgeschenk für 43 Millionen Euro von Real Madrid und wurde der bis dahin teuerste Neuzugang der Klub-Geschichte. Inzwischen pumpte der Eigentümer fast zwei Milliarden Euro in den Verein.

Zunächst investierten die Verantwortlichen die enormen Summen aber nicht immer clever. Groß war die Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Zur Saison 2008/09 holte der Verein beispielsweise neue Stars wie Nigel de Jong, Vincent Kompany und Craig Bellamy für 157 Millionen Euro. Dem gegenüber standen Transfereinnahmen von gerade einmal 26,5 Millionen Euro - trotzdem blieb der Erfolg aus.

Dieses Bild des unkontrollierten Kaufrausches zog sich durch die nächsten Jahre, sodass der erste Premier-League-Titel erst im Jahr 2012 folgte. Doch auf der internationalen Bühne spielten die Citizens lange maximal eine Nebenrolle.

Erst mit der Verpflichtung von Pep Guardiola änderte sich die Strategie nachhaltig. „Ich brauche Zeit, aber ich habe sie nicht“, erklärte der Spanier bei seiner Antrittsrede, womit er sich täuschen sollte. Seit 2016 werkelte der 52-Jährige zielstrebig an seinem Starensemble.

So hat Guardiola sein Team geformt

Unübertroffen ist bis heute die Transferphase im Sommer 2017. Über 300 Millionen Euro ließ Guardiola die nötigen Puzzleteile für sein Team kosten.

Gemeinsam mit Kevin De Bruyne, Ilkay Gündogan und John Stones bildeten die neu gekommenen Bernardo Silva und Ederson ein schlagkräftiges Grundgerüst. In den anschließenden Jahren stopfte der Scheich-Klub dann nach und nach alle Löcher.

Riyad Mahrez (2018 - 67,80 Mio. Euro), Rodri (2019. 70,00 Mio. Euro), Rúben Dias (2020 - 71,60 Mio. Euro), Nathan Aké (2020 - 45,30 Mio. Euro), Jack Grealish (2021 - 117,50 Mio. Euro), Erling Haaland (2022 - 60 Mio. Euro) – es hat eine Weile gedauert. Doch weil das Geld bei Scheich Mansour bekanntermaßen locker hängt, wurden Guardiolas Wünsche allesamt erfüllt.

Die Konsequenz: 2018 gelang es dem Guardiola-Team als bis heute einziger Klub in der Premier League, 100 Punkte in einer Saison zu holen. Drei weitere Meistertitel in den vergangenen vier Jahren sollten sich hinzugesellen. Umso überraschender erscheint es, wie lange der Verein bis zum ersten Champions-League-Triumph warten musste.

Zur Wahrheit gehört aber, dass die Citizens schon in den vergangenen beiden Jahren nah dran waren. 2021 scheiterten die Skyblues im Finale am FC Chelsea (0:1), 2022 war im denkwürdigen Halbfinale gegen Real Madrid Schluss (4:3, 1:3 n.V.).

Schwere Vorwürfe gegen Manchester City

Ob die Citizens nun auch der internationalen Konkurrenz enteilen?

Das liegt unter anderem in den Händen von Juristen. Gegen den englischen Spitzenklub liegen schwere Vorwürfe vor, die kaum vielschichtiger sein könnten. So erhebt der Justizausschuss der Premier League die Klage, dass Finanzinformationen in Bezug auf den Sponsoring-Deal mit Abu Dhabi verschleiert wurden.

Auch die fehlende Transparenz bei der Bezahlung des ehemaligen Trainers Roberto Mancini zwischen 2009 und 2013 soll ein Teil der Thematik sein. Die Sun berichtete zudem von Geldzahlungen an minderjährige Spieler als Druckmittel, einen Vertrag mit City zu unterzeichnen.

Reporter und England-Experte Raphael Honigstein sprach Mitte Februar im Fever Pit‘ch Podcast über die angespannte Lage: „Man muss die Anklageschrift ernst nehmen, denn es sind 115 Punkte über mehr als zehn Jahre verteilt. Da ist eine Menge zusammengekommen, viele verschiedene Vergehen, die die Premier League da beklagt.“

Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, hätte ManCity den eigenen Umsatz künstlich aufgebläht und dadurch auch die Regeln des Financial Fairplay der UEFA umgangen. Über ein mögliches Strafmaß kann nur spekuliert werden, da es keinen vergleichbaren Fall gibt.

Manchester City: Europacup-Ausschluss sorgte für Wirbel

Pikant: Schon einmal ist der Scheich-Klub beinahe über gültige Regularien gestolpert.

Am 14. Februar 2020 hatte das unabhängige UEFA-Finanzkontrollgremium der die Skyblues wegen „schwerwiegender Verstößen“ gegen das Financial Fairplay sogar mit einem Europacup-Ausschluss für zwei Jahre belegt - und zu einer Geldstrafe in Höhe von 30 Millionen Euro verdonnert.

Allerdings hob der internationale Sportgerichtshof CAS die Sperre später wieder auf und reduzierte die Geldstrafe von 30 auf 10 Millionen Euro.