Als Juventus Turin den finalen Angriff eines furiosen Abends startete, war es ausgerechnet Dusan Vlahovic, der völlig blank auf der rechten Außenbahn stand.
BVB-Schreck: Neues Glück nach großer Krise
Der BVB-Schreck ist so bereit wie nie
Der hünenhafte Serbe hatte sich etwas abgesetzt und zeigte immer wieder auf den freien Raum vor sich, nach dem Motto: Spielt mich an, das ist meine Nacht und ich werde sie entscheiden.
Rund sieben Sekunden später zappelte der Ball im Netz (90.+6), aufgelegt von jenem Vlahovic, der diese Situation und somit den Ausgang der Partie gegen den BVB (4:4) erzwungen hatte.
Vlahovics beeindruckende Körpersprache
„Bislang gibt es keinen Spieler, der für Juventus entscheidender ist als Vlahovic“, resümierte die Gazzetta dello Sport am Dienstagabend.
In der 58. Minute eingewechselt, hatte der Angreifer das Geschehen direkt an sich gerissen, zwei Tore selbst geschossen und ein drittes vorbereitet.
Auffällig war seine Körpersprache, die keine Zweifel daran ließ, wer das Momentum auf seiner Seite hat – besonders nach dem 3:4-Anschlusstreffer tief in der Nachspielzeit (90.+4), als er vehement den Ball forderte und zugleich gestenreich gegen die BVB-Verteidiger giftete.
„Ich habe fast mein ganzes Leben lang als Stammspieler gespielt, habe genug Tore geschossen, aber jetzt hat sich vieles geändert“, sagte Vlahovic nach dem Spiel bei Sky und meinte seine neue Rolle als Einwechselspieler, die ihm in dieser Saison auferlegt ist – bislang mit beachtlichem Erfolg.
Vlahovic bleibt cool
An den ersten beiden Spieltagen der Serie A traf der 25-Jährige jeweils nach Einwechslung, in Genua sogar entscheidend (1:0). Beim Spektakel-Erfolg gegen Inter Mailand (4:3) stand er in der Startelf, verließ den Platz aber ohne Scorerpunkt.
„Ich denke nicht darüber nach, sondern konzentriere mich darauf, dem Team zu helfen, Ergebnisse zu erzielen. Ob ich dann von der Bank komme oder in der Startelf stehe, ist mir egal“, sagte Vlahovic.
Versöhnliche Töne dieser Art hatte es in der Vergangenheit nicht immer gegeben. Im Januar 2022 für stolze 83,5 Millionen aus Florenz gekommen, galt Vlahovics Stammposition im Turiner Sturmzentrum lange als unumstößlich.
Als diese durch die Verpflichtung von Randal Kolo Muani dann doch angekratzt wurde, reagierte der Stürmer unwirsch, ein Abschied von der Alten Dame schien nicht unwahrscheinlich.
Vlahovic passt nicht rein - eigentlich
Entscheidender Punkt: Sowohl Ex-Coach Thiago Motta als auch sein Nachfolger Igor Tudor setzen auf aggressives Pressing und schnelles Umschaltspiel – Spielvorgänge, die in Vlahovics Fertigkeitsprofil als klassischer Stoßstürmer kaum passen.
So hatte Juve im Sommer intensiv daran gearbeitet, ein neues Team aufzubauen, das den Serben nicht mehr länger vorsieht – womit dieser allerdings nicht einverstanden gewesen sein und einen Verbleib erzwungen haben soll.
Ergebnis: Vlahovic blieb, die Turiner stellten dem Nationalspieler dennoch zwei neue Stürmer vor die Nase – Lois Openda und Jonathan David, die auch gegen den BVB den Vorzug bekamen.
Vlahovic? „Eine schwierige Antwort“
„Natürlich möchte ich Stammspieler sein. Aber natürlich respektiere ich die Entscheidungen des Trainers und werde versuchen, ihm die Entscheidung schwer zu machen“, sagte Vlahovic am Dienstag.
Bislang geht Tudors Plan auf, den Angreifer als X-Faktor ins Spiel zu werfen, wenn sich der Gegner mit den flinken Opendas und Conceicaos bereits abgemüht hat. Doch könnte Vlahovic als Stammspieler noch wichtiger werden?
„Tudor steht vor einer sehr komplizierten Überlegung und einer schwierigen Antwort“, grübelte auch die Gazzetta dello Sport am Dienstagabend.
Doch egal, wie die Antwort lautet: Vlahovic scheint so bereit wie noch nie in seiner Karriere.