Champions League>

Der Unbezwingbare lässt selbst Haaland verzweifeln

Erst verhöhnt, jetzt gefeiert

Bayer Leverkusen hat Pep Guardiolas riskante Wechselspiele eiskalt bestraft und in der Champions League ein großes Ausrufezeichen gesetzt. Nicht zuletzt dank seines Torhüters, dessen Formkurve steil nach oben zeigt.
Mark Flekken hält den Leverkusener Sieg gegen Manchester City fest und wunderte sich über die Aufstellung des Gegners.
Bayer Leverkusen hat Pep Guardiolas riskante Wechselspiele eiskalt bestraft und in der Champions League ein großes Ausrufezeichen gesetzt. Nicht zuletzt dank seines Torhüters, dessen Formkurve steil nach oben zeigt.

Nicht einmal der, der eigentlich alles knackt, konnte Mark Flekken knacken. 70 Minuten waren am Dienstag gespielt, als Manchester City über Erling Haaland konterte und der Norweger links am herauseilenden Torhüter vorbeirennen wollte. Doch der 32-Jährige warf sich entschlossen dazwischen und blockte den Ball. Vier Minuten später feuerte Haaland die Kugel dann über das Tor. Was seine Kollegen schon nicht schafften, gelang selbst dem Superstürmer nicht: Flekken zu überwinden.

Der Niederländer erwischte einen Sahnetag und wirkte schier unbezwingbar. Immer wieder stand er im Blickpunkt. Zu Beginn verhinderte Flekken beim Leverkusener Coup gegen Manchester City (2:0) gegen Nathan Aké den frühen Rückstand. Kurz vor der Pause rettete er in einer turbulenten Szene zunächst mit dem rechten Fuß gegen Óscar Bobb, wenig später gegen Tijjani Reijnders. Zehn Minuten vor Schluss, als sich die Zuschauerränge im Etihad Stadium schon leerten, zeigte Flekken nach einem Freistoß von Rayan Cherki erneut eine bärenstarke Parade .

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„Heute habe ich noch eins extra draufgesetzt“

Seine bisher beste Leistung im Bayer-Dress? Flekken nickte sofort. „Das kann ich nur bestätigen. Gegen Wolfsburg war ich schon sehr zufrieden. Heute habe ich noch eins extra draufgesetzt. Aber nicht nur ich war sehr gut, die ganze Mannschaft war es. Von vorne bis hinten. Von der ersten bis zur letzten Minute“, freute sich der Torhüter nach dem Spiel. Die Rheinländer präsentierten sich defensiv über weite Strecken enorm diszipliniert und warfen alles hinein, um die Führung zu verteidigen. Kam doch mal etwas durch, reagierte der Torhüter stets grandios.

Am Ende standen neun Paraden zu Buche, belohnt wurde Flekken mit viel Anerkennung. Bereits beim Halbzeitpfiff bedachten ihn die mitgereisten Fans mit Sprechchören. Nach der Begegnung erhielt er dann den „Man of the Match“-Award. Mindestens genauso wichtig schien allerdings die damit verbundene Erkenntnis, dass Flekken, der im Sommer vom FC Brentford nach Leverkusen gewechselt war, endlich bei seinem neuen Arbeitgeber angekommen ist. Davon war er nämlich noch vor wenigen Wochen ein gutes Stück entfernt.

Flekken stand anfangs in der Kritik

Genauer gesagt beim letzten Vergleich mit einem der ganz Großen in der Champions League. Das brutale 2:7 gegen Paris Saint-Germain tat allen Leverkusenern weh – Flekken jedoch besonders. Sieben Tore eingeschenkt zu bekommen, war das eine. Die Reaktion einiger Fans das andere. Sarkastisch applaudierten sie, als der Routinier nach sieben Schüssen auf das Tor und sieben Treffern endlich den achten Ball halten konnte. Bei zwei Gegentoren sah der Keeper nicht sonderlich glücklich aus. Die Kritik an seiner Person wuchs.

„Ich habe das mitbekommen, aber es ist ein Kollektivproblem und kein Torwartproblem”, nahm Trainer Kasper Hjulmand nach dem höhnischen Applaus sein gesamtes Team in die Pflicht: „Die Mannschaft muss Mark auch helfen. Er ist immer lernwillig, er ist unsere Nummer eins zum aktuellen Zeitpunkt.“ Gleichzeitig ließ der Däne aufhorchen und verwies darauf, dass die aktuelle Nummer zwei, Janis Blaswich, „auch sehr gut“ trainiere. Ein Rotationsmodell schien nicht mehr völlig ausgeschlossen.

Schließlich hatte sich Flekken schon vor dem PSG-Debakel den einen oder anderen Fehlgriff erlaubt. Für manche gar den einen oder anderen zu viel. Mitunter drängte sich so der Eindruck auf, dass er im Gegensatz zu den Vorgängern Lukas Hradecky oder Matej Kovar nicht das erhoffte Upgrade im Tor der Bayer-Elf sei. Seine mitspielende Art sei in manchen Fällen zu riskant, beklagten einige Anhänger. Hjulmand nannte das wiederum eher als Stärke: „Er ist der erste Aufbauspieler und dafür sehr wichtig. Aber die Mannschaft muss mitmachen.“

„Mark hat fantastisch gespielt“

Die gute Nachricht aus Flekkens Sicht: Mittlerweile macht die Mannschaft mit. Defensiv wird Leverkusen zunehmend stabiler, was dem Niederländer offenbar Sicherheit gibt. Seine Formkurve zeigt ähnlich steil nach oben wie die des gesamten Teams. Auch das Zusammenspiel mit der Abwehr klappt deutlich besser als zu Beginn, mit der Kugel am Fuß wackelt er kaum noch. Schon beim knappen Erfolg in Lissabon war er ein großer Faktor für den Sieg. Gleiches galt für den 3:1-Erfolg am vergangenen Wochenende in Wolfsburg, wie Flekken selbst ansprach.

So dreht sich der Tenor allmählich, die anfängliche Kritik verstummt immer mehr. „Natürlich brauchen wir auch ein bisschen Glück und einen guten Torwart. Aber letztendlich finde ich, dass wir sehr, sehr gut gespielt haben“, erklärte Hjulmand nach dem Triumph in Manchester und hob auf eine entsprechende Nachfrage seinen Schlussmann explizit hervor: „Er hatte heute Paraden, die einen großen Unterschied gemacht haben. Mark hat fantastisch gespielt, und ich freue mich sehr für ihn, weil er jeden Tag sehr hart arbeitet.“

Bei seiner Ankunft im Sommer betonte Flekken, kein großer Lautsprecher zu sein. Er wolle auf anderem Wege Verantwortung übernehmen: „Ich bin mehr der Macher – lead by example. Das war eigentlich auch mein Weg durch meine Karriere. Harte Arbeit und es dann auf dem Platz zeigen – und wenn man es auf dem Platz gezeigt hat, kreiert das Respekt bei den anderen.“ Dass ihm das gelingen kann, wird nach kleinen Schwierigkeiten nun deutlich. Auf einmal ist Flekken ein Erfolgsgarant.