Vom DFB-Team berichten Matthias Becker, Jochen Stutzky und Markus Höhner
Khedira spielt für Real Madrid vor
Am Montagabend machte Sami Khedira einen guten Eindruck.
Leichte Knöchelprobleme hatten den Mittelfeldspieler vor dem Duell zwischen Weltmeister Deutschland und Europameister Spanien (ab 20.15 Uhr im LIVE-TICKER und LIVE auf SPORT1.fm) geplagt, beim Abschlusstraining war davon aber nichts zu sehen.
Einem Einsatz Khediras im Estadio Balaidos steht also nichts im Weg, was für ihn aus zwei Gründen von immenser Bedeutung ist: Erstens darf er das DFB-Team als Kapitän auf den Platz führen, zweitens bietet die Partie für ihn eine perfekte Chance zum Vorspielen.
Denn durch die Verletzung von Luka Modric ist bei Real Madrid auf einmal eine Planstelle im defensiven Mittelfeld frei. Es ist die an der Seite von Toni Kroos. Und wie der Zufall so will, wird das auch am Dienstag in Vigo Khediras Partner im Mittelfeld des Weltmeisters sein.
Sehen die Fans in Madrid in Zukunft also Real Deutschland im Zentrum ihres Teams?
Modric fehlt langfristig
Klar ist bislang nur, dass es das kongeniale Duo Kroos/Modric eine ganze Weile nicht geben wird. Wie Real am Montag mitteilte, hat sich Modric einen Riss im geraden Oberschenkelmuskel links zugezogen. Wie lange der Kroate ausfällt, verriet der Klub nicht. Die gewöhnlich gut informierte Sportpresse in Madrid rechnet mit bis zu drei Monaten.
"Die Verletzung von Modric ist für unsere Mannschaft ein schwerer Schlag", sagte Kroos in Vigo.
Für Khedira bietet sich ein Jahr nach seinem Kreuzbandriss dadurch aber die Chance, sich wieder in die Stammelf des Champions-League-Siegers zu spielen. Zuletzt kam der Deutsche, der im Spätsommer von einem Muskelbündelriss zurückgeworfen wurde, meist nur zu Kurzeinsätzen.
"Ich bin gesund und fühle mich gut. Ich bin auf einem guten Weg, deshalb war das Spiel auch so wichtig für mich", erklärte Khedira nach dem 4:0 gegen Gibraltar auf SPORT1-Nachfrage: "Jetzt schauen wir, dass wir das Länderspieljahr gut abschließen und dass ich dann bei Real richtig Fuß fasse."
Gerüchte über Einigung mit dem FC Bayern
Eine Selbstverständlichkeit wird das aber nicht. Wie die "Marca" berichtet, soll in der Führungsetage von Real Madrid die Meinung vorherrschen, Asier Illarramendi sei der perfekte Ersatz für Modric. Nicht Khedira.
Hinter der Zukunft Khediras bei Real stehen ohnehin Fragezeichen. Sein Vertrag läuft im Sommer aus. Ein Wechsel im Winter erscheint durchaus realistisch. Einzelne Führungskräfte Reals gehen laut "Marca" sogar davon aus, dass Khedira sich schon prinzipiell mit dem FC Bayern einig sei.
Das ist eine erstaunliche Behauptung. Schließlich war Khedira angeblich schon in diesem Sommer ein Thema bei den Münchnern. Trainer Pep Guardiola soll sich aber nicht gerade als Fan des früheren Stuttgarters gezeigt haben.
Alleine die Tatsache, dass derartige Gerüchte in Madrid gestreut werden, zeigt aber, dass Khedira schon lange nicht mehr unantastbar ist.
Real-Fans wollen Isco
Er selbst hat die Entscheidung über seine Zukunft zuletzt offen gelassen. Auch eine Vertragsverlängerung in Madrid sei weiterhin möglich. Ähnlich äußerte sich auch Trainer Carlo Ancelotti.
Der muss nun entscheiden, ob er die deutsche Mittelachse aufstellt - oder vielleicht sogar den Mann zurückzieht, der in Spanien und bei Real gerade "everybodys darling" ist.
In Online-Umfragen unter Real-Fans wird mit überwältigender Mehrheit Isco für die Rolle neben Kroos eingefordert. Der kleine Edeltechniker begeisterte die Kritiker nicht nur beim 3:0 der Spanier gegen Weißrussland. Auch bei Real kommt er ein Jahr nach seiner Ankunft als Malaga immer besser zurecht.
"Das ist ein super Spieler, das habe ich vorher schon gewusst", kommentierte Kroos die Lobeshymnen auf den Teamkollegen. Der fühlt sich etwas offensiver aber eigentlich wohler.
Vielleicht hat sich Ancelotti am Montagabend ja eine der Restkarten für das Testspiel zwischen Deutschen und Spaniern gesichert. Dann kann er sich Khedira und Isco gleich im direkten Duell ansehen.
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
Spanien: Casilla - Azpilicueta, Bartra, Sergio Ramos, Bernat - Raul Garcia, Koke, Ignacio Camacho, Isco - Morata, Paco Alcacer
Deutschland: Weidenfeller - Rüdiger, Mustafi, Höwedes, Durm - Khedira, Kroos - Bellarabi, Müller, Götze - Volland
Schiedsrichter: Stefan Johannesson (Schweden)