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Ein Satz über Neuer, der eine brodelnde Debatte befeuert

Warum Neuers Berater jetzt aktiv wird

Der Berater von Manuel Neuer schaltet sich in die brodelnde Debatte um eine Rückkehr seines Klienten ins DFB-Tor ein. Er befeuert damit eine Diskussion, die Julian Nagelsmann gern klein hält. Doch auch der Bundestrainer hält sich eine Hintertür offen.
Aufgrund der komplizierten Situation um Marc-André ter Stegen hatten einige Experten die Rückkehr von Manuel Neuer in den Ring geworfen. Nun bezieht Julian Nagelsmann dazu Stellung.
Der Berater von Manuel Neuer schaltet sich in die brodelnde Debatte um eine Rückkehr seines Klienten ins DFB-Tor ein. Er befeuert damit eine Diskussion, die Julian Nagelsmann gern klein hält. Doch auch der Bundestrainer hält sich eine Hintertür offen.

Fast beiläufig ließ Thomas Kroth einen Satz mit großem Zündstoff-Potenzial fallen. Dessen war sich der Berater von Manuel Neuer auch bewusst.

„Wenn ich da jetzt eine klare Antwort gebe, mache ich ein Fass auf“, antwortete der 66-Jährige im Interview mit der Frankfurter Rundschau lachend auf die Frage, ob sein Klient mit dann 40 Jahren noch gut genug für die WM 2026 sei.

„Er ist topfit, bringt absolut seine Leistung”, ergänzte Kroth.

Es folgte der Satz, der die zuletzt schon köchelnde Debatte um ein Comeback des Bayern-Keepers in der Nationalmannschaft weiter anheizen dürfte: „Wenn Julian Nagelsmann auf der Position ein Problem sieht, Manuel gesund ist und gefragt würde - dann wird Manu sicher nicht Nein sagen.“

Berater Kroth gilt als Kämpfer für Neuer

Kroth ist Chef der Agentur Pro Profil und steht Neuer seit vielen Jahren beratend zur Seite. Er gilt als absoluter Kämpfer für die Interessen seines Klienten.

Der frühere Bundesligaprofi (256 Spiele für Köln, Frankfurt, Hamburg und Dortmund) wirkt grundsätzlich im Hintergrund, wagt sich aber - wenn es hart auf hart kommt - auch aus der Deckung.

Zum Beispiel 2020. Als die Verhandlungen mit den Bayern um einen neuen Vertrag stocken, gaben Kroth und Neuer der Bild am Sonntag ein Doppel-Interview, in dem sie den Bayern schlechten Stil und Indiskretion vorwarfen. Das sorgte damals beim Rekordmeister tatsächlich für Verwunderung.

Die Wogen sind natürlich längst geglättet. Doch wieder dürften Kroths Worte für Wirbel sorgen. Weniger bei den Bayern. Dafür vielmehr rund um den DFB und die Nationalmannschaft.

Der Zeitpunkt scheint perfekt. Nach dem Debakel von Bratislava hat sich das DFB-Team gegen Nordirland zwar teilweise rehabilitiert. Doch die Diskussionen um das kickende Personal sind längst entbrannt.

Nagelsmann stärkt Baumann

Da ist es auch egal, dass die dürftigen Auftritte am wenigsten an Torhüter Oliver Baumann festzumachen waren. Der Schlussmann der TSG Hoffenheim verhinderte beim 0:2 in der Slowakei sogar noch Schlimmeres.

Auffällig war zuletzt, wie Nagelsmann die stellvertretende Nummer eins stark redete. „Die Nummer eins wird Oli Baumann sein, weil er über extrem viele Jahre auf einem super konstant hohen Niveau spielt. Und weil er in den Spielen, die er bei uns bekommen hat, auch einen superguten Eindruck gemacht hat“, betonte er zum Start der WM-Quali.

Und er attestierte seinem früheren Schützling aus gemeinsamen Hoffenheimer Zeiten „jetzt auch eine super Akzeptanz in der Gruppe. Er war vorher die Nummer drei, dann war er mal nicht dabei, da war natürlich die Akzeptanz noch nicht so extrem da wie jetzt. Die ist jetzt da! Er ist ein superguter Typ, auch aus menschlicher Sicht ein herausragender Charakter.“

Bei der Torwartdiskussion geht es um Grundsätzliches. Baumann mag sicherlich ein starker und verlässlicher Bundesligatorhüter mit einer geringen Fehlerquote sein. Aber an die Ausstrahlung eines Manuel Neuer auf der Linie und generell auf dem Platz wird er nicht mehr herankommen.

Diese Maxime wird in naher Zukunft wohl kaum ein Erbe Neuers erreichen. Zugleich wird jeder Keeper aber auch daran gemessen.

Auch Hoeneß fordert Neuer-Comeback

Bastian Schweinsteiger schwärmte als ARD-Experte vor Millionen von TV-Zuschauern einmal mehr von Neuers Vorzügen.

„Viele Ex-Mitspieler sagen, dass er diese Aura und Weltklasse in sich hat“, sagte der frühere Bayern-Star. Sein klares Fazit: „Ich würde ihn zurückholen und spielen lassen.“

Auch Lothar Matthäus machte sich zuletzt verstärkt für eine Rückkehr Neuers ins DFB-Tor stark.

Am Mittwoch stimmte dann auch noch Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß in den Chor der Fürsprecher mit ein. „Bei einer Weltmeisterschaft müssen die Besten spielen. Und Manuel ist der Beste. Deswegen muss er da spielen, wenn er gesund ist“, forderte der 73-Jährige.

Präsident Herbert Hainer betonte, Neuer sei „der beste Torwart in Deutschland. Er tut jeder Mannschaft gut.“

„Erstmal wurde ich ja nicht gefragt“

Und wie denkt eigentlich Neuer selbst? „Erstmal wurde ich ja nicht gefragt“, sagte der 39-Jährige am Rande eines Empfangs beim Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder. „Es war eine bewusste Entscheidung von mir, dass ich bei der Nationalmannschaft jetzt nicht mehr dabei bin und auch zurückgetreten bin.“

Ein Rücktritt vom Rücktritt stehe dementsprechend „gar nicht im Raum für mich“, ergänzte der Weltmeister von 2014, der nach der Heim-EM 2024 seine DFB-Laufbahn für beendet erklärt hatte. „Ich hatte eine sehr erfolgreiche und schöne Zeit, und ich denke aktuell überhaupt nicht darüber nach, ob und wie das sein könnte, dass Manuel Neuer nochmal zurückkehrt zur Nationalmannschaft.“

Doch die Gedankenspiele werden längst lebhaft diskutiert. Auch, weil der nach Neuers Rückzug zur Nummer eins erklärte Marc-André ter Stegen erst mit einer langfristigen Patellasehnenverletzung, dann mit seiner Degradierung beim FC Barcelona und schließlich mit Rückenproblemen samt OP zu kämpfen hatte.

Nagelsmann lässt Hintertür offen

„In meinen Gedanken weiß ich, dass Marc zurückkommt im Dezember, im März dann die beiden Spiele machen wird und im Juni auch und dann die WM machen wird“, sagte Bundestrainer Nagelsmann auf einer Trainertagung in Leipzig Ende Juli. „Sollte das nicht der Fall sein, sind wir nicht aufgeschmissen, sondern haben viele gute Ideen und Lösungen. Die Torwartposition ist in der Gänze kein Problemfeld für mich und für uns.“

Gleichzeitig sprach er in dem Zusammenhang auch über Neuer. „Manu hat eine sehr gute Klub-WM gespielt“, stellte Nagelsmann fest. Die Entscheidung zum Rücktritt habe Neuer - auch in einem Gespräch mit ihm - „ganz bewusst getroffen“.

Zugleich ließ Nagelsmann eine Hintertür offen: „Stand jetzt gibt es die Überlegung nicht. Fußball ist immer ein schnelllebiges Geschäft, das weiß jeder.“