Nach diversen Eskapaden wollte das ehemalige niederländische Top-Talent Mohamed Ihattaren in Tschechien einen Neuanfang starten.
Beispielloser Absturz ohne Ende
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Jindrich Trpisovsky, der Trainer von Slavia Prag, verteilte Anfang Januar sogar ein Sonderlob an den 22-Jährigen, dem einst eine große Zukunft vorhergesagt wurde: „Er hat im letzten Monat viel Arbeit geleistet. Er hat einige Kilo abgenommen und viel Muskelmasse aufgebaut.“
Doch nach knapp drei Monaten in Prag geht es für Ihattaren wieder bergab. Vor zwei Wochen wurde der ehemalige Eindhoven-Profi ins Training der zweiten Mannschaft versetzt. Der Klub begründete die Entscheidung mit konditionellen Problemen.
Ihattaren stand letztmals 2022 auf dem Platz
Der mangelhafte Fitnesszustand von Ihattaren dürfte allerdings niemanden überrascht haben. Schließlich absolvierte der offensive Mittelfeldspieler, der bereits mit 16 für PSV debütierte, seit mehr als anderthalb Jahren kein Pflichtspiel mehr.
Vor diesem Hintergrund war Slavia Anfang Dezember ein großes Risiko eingegangen, als der Verein beschloss, Ihattaren einen Einjahresvertrag mit Option auf drei weitere Jahre anzubieten.
Nach der Abschiebung des Niederländers in die Zweitvertretung, die in der dritten tschechischen Liga aufläuft, rechnet die nationale Presse mit dem Schlimmsten. „Es sieht so aus, als ob der mutige Versuch scheitern wird“, urteilte beispielsweise idnes.cz. Bislang kam Ihattaren auch im B-Team noch nicht zum Einsatz.
Staatsanwaltschaft ermittelt gegen einstiges Top-Talent
Die Situation wurde für Ihattaren in den zurückliegenden Wochen ohnehin nicht einfacher. So bestätigte die niederländische Staatsanwaltschaft zuletzt Ermittlungen gegen einen jungen Mann aus Vleuten, wo der Fußballer wohnte.
Der Nachrichtenagentur ANP zufolge handelt es sich dabei um Ihattaren. Demnach wird der langjährige Juniorennationalspieler neben „versuchter Anstiftung zur Bedrohung“ auch wegen Körperverletzung angeklagt.
Ihattaren war im Februar 2023 festgenommen und einige Tage später freigelassen worden. Laut verschiedenen Medien soll es zu einem Streit mit seiner damaligen Freundin Yasmine Driouech gekommen sein.
Kurze Zeit später habe Driouech ihre Aussage zurückziehen wollen. Im Mai letztem Jahres heiratete das Paar sogar. Die Staatsanwaltschaft will den Fall jedoch nicht ohne einen Richter beilegen.
Es ist längst nicht das erste Mal, dass das ehemalige PSV-Juwel mit Negativ-Schlagzeilen auffällt. Schon Ihattarens Abgang aus Eindhoven zu Juventus Turin 2021 verlief nach mehreren Undiszipliniertheiten nicht geräuschlos.
Wechsel nach Italien geht nicht auf
In Italien angekommen, wurde Ihattaren direkt nach Sampdoria verliehen. Der Plan der Ausleihe ging allerdings krachend schief: Er absolvierte keine einzige Spielminute für den Serie-A-Klub. Nachdem er schon mit Übergewicht aus dem Sommerurlaub gekommen war, verschwand der damals 19-Jährige im Herbst für mehrere Wochen spurlos.
Auch eine Leihe in 2022 zu Ajax Amsterdam in die Heimat brachte nicht den gewünschten Erfolg. Stattdessen berichteten niederländische Medien von Verbindungen Ihattarens ins kriminelle Milieu.
„Es hat sich herausgestellt, dass Mitglieder der Mocro-Mafia, die sich im Marengo-Prozess verantworten müssen, mit dem Auto von Ihattaren zum Prozess in ‚De Bunker‘ in Amsterdam Osdorp gefahren sind“, erklärte Kriminalreporter John van den Heuvel bei NPO Radio 1.
Später soll das Auto ausgebrannt aufgefunden worden sein. Laut van den Heuvel handle es sich vermutlich um Brandstiftung.
Im September 2022 brannte in Utrecht auch der graue Porsche von Ihattaren ab. Das Skurrile: Bereits eine Woche zuvor war das Auto von Ihattarens großem Bruder durch ein Feuer zerstört worden.
Aussortiert bei Ajax und Juve
Sportlich konnte sich Ihattaren weder bei Ajax, wo er fünfmal in der zweiten und nur einmal in der ersten Mannschaft zum Einsatz kam, noch bei Stammverein Juventus (null Einsätze) rehabilitieren. Es folgte die Vertragsauflösung im Sommer 2023, die laut den Italienern einvernehmlich geschah.
Ein anschließender Aufenthalt beim türkischen Klub Samsunspor endete bereits nach zwei Tagen, weil Ihattaren nach Vereinsangaben „inakzeptable Forderungen“ gestellt hatte.
Schließlich reichte Slavia Prag der einstigen Offensivhoffnung die Hand, doch angesichts der jüngsten Entwicklungen ist es nur schwer vorstellbar, dass Ihattaren jemals wieder Fuß fassen wird im Profifußball.